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PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE

PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE

Titel: PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE
Autoren: Michael Marcus Thurner
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nerviger Piepston zeigte an, dass ihre Gesprächspartnerin zurück an das Aufnahmefeld gerufen wurde.
    Nach etwa einer Minute zeigte sich das Bild einer Frau, der Eitelkeit völlig fremd zu sein schien. Cheung war versucht, den Kopf zu schütteln. Sie legte viel Wert auf gutes Aussehen und verstand nicht, wie jemand tickte, der den Haarflaum auf der Oberlippe stehen ließ und fettig glänzendes Haar unter einer altmodischen Befehlsmütze hervorstehen ließ.
    »Girma Teshale«, sagte sie und nickte zur Begrüßung. »Es freut mich, dich zu sehen.«
    »Anscheinend nicht. Sonst hättest du mein Gespräch sofort angenommen und mich nicht in eine Warteschlange gelegt.«
    »Ich hatte zu tun. Eine Solare Premier hat immer zu tun.« Cheung lächelte unverbindlich. »Du siehst ... gut aus.«
    »Und du siehst unverändert aus. Eine Fünfzigjährige, die nicht einmal halb so alt wirkt. Ist schon interessant, was moderne Gentechnik heutzutage alles leistet, nicht wahr?«
    »Damit wären wohl ausreichend Nettigkeiten ausgetauscht.« Cheung gab sich Mühe, die herablassende und offene Art der Soldatin an sich abprallen zu lassen. »Lass uns zum Geschäftlichen kommen: Ich bin froh, dass du hier bist. Es gibt mir ein Gefühl der Sicherheit, dich und die Erste Mobile Kampfflotte in der Nähe zu wissen.«
    »In der Nähe erscheint mir zu wenig, Cai. Die Bedrohung durch die Onryonen ist so real, dass sie mir Übelkeit bereitet. Wer weiß, was diesen Geschöpfen als Nächstes einfällt. Vielleicht vernichten sie eine mittelgroße Stadt auf dem europäischen Kontinent, wenn ihnen danach ist?«
    »Terra ist ausgezeichnet gegen Übergriffe geschützt. Wir befinden uns im Alarmmodus, meine Militärberater halten mich rund um die Uhr auf dem Laufenden.«
    »Wenn alles eitel Wonne ist – was habe ich dann hier zu suchen?«
    »Du bist das Back-up. Du gibst Sicherheit. Du wirst der Bevölkerung das Gefühl vermitteln, dass wir uns der Gefahr durch die Onryonen bewusst sind und wir sie uns jederzeit vorknüpfen könnten.«
    Teshale tippte auf abgegriffene Eingabeflächen ihrer Befehlsmütze. Sie gab Anweisungen an Angehörige des Kommandostabs ihres Schiffs, der SANDRA BOUGEAKLIS. Allesamt hielten sich die Offiziere außerhalb des Holos auf. Die Offizierin gab sich, wie Cheung wusste, meist unnahbar.
    »Ich werde ganz sicher nicht als Herzeigpüppchen dienen«, sagte die Oberste dann. »Ich bin hier, um gemeinsam mit dir Pläne zu entwickeln, wie man diesen Onryonen auf die Finger steigen kann. Zuallererst würde ich dringend raten, endlich das Projekt Quarantäne anzugehen ...«
    »Diese Diskussion ist beendet«, unterbrach Cheung. »Die Errichtung eines Paratronschirms, der Luna umfasst, ist nur unter den günstigsten Voraussetzungen vorstellbar. Der Aufwand wäre in jeglicher Hinsicht zu groß. Er würde Arbeitskräfte binden, die woanders gebraucht werden, dazu Rechenkapazität, Rohstoffe, Energien und ... Nein! Ich möchte dieses Thema nicht mit dir diskutieren.«
    »Es wäre machbar, haben mir meine Experten gesagt«, ereiferte sich Teshale. »Und es würde Terra wirksam schützen.«
    »Natürlich ist es machbar! Aber ein derartiges Projekt würde Terra lähmen. Stell dir doch mal die Größe vor, die der Schirm haben müsste! Man müsste zusätzlich auf die Ausdehnungen des Repulsor-Walls Rücksicht nehmen. Andernfalls hätten wir mit Destabilisierungseffekten des Schirms zu kämpfen.« Cheung keuchte. Sie hatte erst zweihundert Höhenmeter hinter sich gebracht, und schon war sie am Ende ihrer Kräfte.
    »Das mag alles sein. Ich kenne die Für und Wider und habe mich erschöpfend mit diesem Thema auseinandergesetzt.« Teshale gab weitere Anweisungen über ihre Mütze, bevor sie sich wieder Cheung zuwandte. »Aber wie die Alternative aussieht, zeigt doch die derzeitige Situation. Terra befindet sich in einer Position der Schwäche. Ihr seid erpressbar. Ihr lasst euch von den Onryonen auf der Nase herumtanzen und befolgt deren Anweisungen. Du gehorchst diesem Genneryc ohne Widerwehr. Das dürfen wir nicht zulassen!«
    Cheung sah Punkte vor den Augen. Der virtuelle Weg über Stock und Stein wollte kein Ende nehmen. Ihr Fitness-Guru belastete die Oberschenkelmuskulatur über alle Gebühr, ihre Sauerstoffschuld nahm immer mehr zu.
    Sie brach keuchend ab, beugte den Oberkörper völlig erschöpft über die Griffstange und holte mehrmals tief Atem.
    »Deine Fitness ist beeindruckend«, sagte Teshale zu ihrer Überraschung, nachdem sie sich
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