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PR 2695 – Totenhirn

PR 2695 – Totenhirn

Titel: PR 2695 – Totenhirn
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wichtigere Dinge. Auch wenn er sich über die Wichtigkeit mancher Angelegenheiten längst nicht mehr so sicher war.
    Er war am nächsten Tag zu Mittag aufgewacht und hatte sich heimlich aus dem Haus der Rothaarigen gestohlen. In Gedanken versunken, auf der Suche nach dem einen Lied, auf das Luke Kelly ihn hatte hinweisen wollen.
    Irgendwann hatte er sich erinnert. »The town I loved so well« hatte der Song geheißen. Längst vergessen waren das Lied und die Relevanz des hochbrisanten Textes im damaligen Nordirland-Konflikt.
    Es ging ganz speziell um den Bloody Sunday im Januar 1972, an dem vierzehn friedliche Teilnehmer einer Demonstration gegen die englische Besetzung Nordirlands von Soldaten einer britischen Fallschirmspringer-Einheit erschossen worden waren. Jahrelange Unruhen in England und Irland waren die Folgen gewesen. Trotz der Gründung der Dritten Macht, trotz aller Bemühungen Perry Rhodans, eine friedliche Einigung herbeizuführen.
    Bull trocknete sich ab, schlüpfte in eine Bordkombi, aß rasch einige Happen seines Frühstücks, warf einen prüfenden Blick in den Spiegel und machte sich auf den Weg in die Zentrale der LEIF ERIKSSON.
    Einige Zeilen des Liedtextes waren ihm in Erinnerung geblieben, über die Jahrtausende hinweg. Sie trugen eine Kernaussage, die er stets mit Luke Kelly und dessen politischer Einstellung in Verbindung bringen würde:
    »For what's done is done and what's won is won
    And what's lost is lost and gone forever.
    They will not forget but their hearts are set
    On tomorrow and peace once again ...«
    Selbst die schrecklichsten Dinge ließen sich überwinden mithilfe eines tiefen, inneren Glaubens an den Frieden. Das hatte ihm damals eines der wichtigsten Mitglieder der Dubliners sagen wollen, als die Welt vergleichbar einfach gewesen war und er noch nicht einmal die Unsterblichkeit besessen hatte.
    Bull betrat die Kommandozentrale. Man grüßte ihn reihum. Der Kommandant im Rang eines Obersten, Faustus Baeting, nickte freundlich.
    »Gibt's Neuigkeiten?«, fragte Bull in dem Wissen, dass die Lage ruhig war. Andernfalls wäre er augenblicklich informiert worden. »Wie verhalten sich unsere Verbündeten?«
    »Friedlich.« Der kleine Mann mit dem großen Kämpferherzen nippte an einer Tasse. »Ich hatte eben Kontakt mit dem Xylthen-Protektor Glaudak. Er hat mir versichert, dass seine Einheiten auf einen Kampf vorbereitet seien und in der Schlacht alles geben würden.«
    Bull schüttelte den Kopf. »Sein Optimismus in allen Ehren – aber ich frage mich, ob Wesen, die noch vor wenigen Tagen im Sold QIN SHIS standen, eine derartige Kehrtwende mitmachen können. Wir haben sie nicht überzeugt; es wurde ihnen lediglich gesagt, dass wir nun die Guten wären.«
    »Es ist der Kadergehorsam, dem sie folgen.«
    »... meinen die Xeno-Analytiker. Aber werden sie auch recht behalten, wenn es zu Kampfhandlungen kommt? Wenn Zapfenraumer auf Zapfenraumer trifft? Wenn die Xylthen, Badakk und Dosanthi ihren eigenen Leuten gegenüberstehen?«
    Baeting schwieg. Er zeigte einen bekümmerten Gesichtsausdruck, ganz anders als sonst.
    »Da sind dreißigtausend Zapfenraumer mit jeweils zweitausend Dosanthi an Bord, gegen deren Ausdünstung es kaum ein Mittel gibt. Nicht auszudenken, was geschieht, sollten sie sich wieder gegen uns wenden.«
    Bull betrachtete die Taktikkarten. Die Zapfenraumer ihrer Verbündeten hielten sich abseits jener insgesamt 7600 Schiffe, die Terra für den Schutz seiner Heimat aufzubieten hatte: neunzig Raumer der Ersten Mobilen Kampfflotte, LFT-BOXEN der QUASAR-Klasse sowie 7501 Raumer der Mobilen Einsatzflotte Sol, ein bunt gemischtes Sammelsurium aus Einheiten aller Größen- und Güteklassen.
    Wir befinden uns in einer Position der Schwäche, dachte Bull, und das, seitdem wir in die Anomalie geraten sind.
    Er blickte auf ein schlauchartiges Gebilde, das sich unweit voraus auftat. Allem Anschein nach hatte Delorian Rhodan mit seiner TOLBA eine Verbindung ins Standarduniversum gerissen. Sie durchmaß zehn Millionen Kilometer und war etwa eine Lichtstunde lang. Eine semitransparente Membran am Ende des »Tunnels« erlaubte einen vagen Blick, wie durch ein Fischauge, auf die andere Seite. Auf das Standarduniversum. Auf das System eines orangefarbenen K-Sterns samt seinen vier Planeten.
    Das Tor öffnete sich dreihundert Millionen Kilometer oberhalb der Ekliptik des zweiten Planeten. Zwölftausend Zapfenraumer QIN SHIS riegelten die marsähnliche Welt ab. Sie sicherten 38
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