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PR 2690 – Der fünfte Akt

PR 2690 – Der fünfte Akt

Titel: PR 2690 – Der fünfte Akt
Autoren: Marc A. Herren
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erstaunt.
    Ausgerechnet er, Nemo Partijan, sollte durch eine Überdosis Hyperstrahlung strahlenkrank werden? Es durfte, es konnte schlichtweg nicht sein. Weshalb schützte es ihn nicht, so, wie seine drei Begleiter ganz offensichtlich durch ihre Zellaktivatoren geschützt wurden?
    Die tiefe Besorgnis um seinen Zustand und das euphorisierende Gefühl, das diese phantastische Umgebung ihm vermittelte, hielten sich die Waage. Er hatte sich noch nie gleichzeitig so lebendig und elend gefühlt. »Das letzte große Abenteuer« hatte er diesen Trip durch Hyperkristall und Schmerz genannt. Sein Instinkt schrie ihn innerlich an, versuchte ihn zum Umkehren zu bewegen. Aber er stapfte einfach weiter, befahl der Medoeinheit des SERUNS, ihn bei Bewusstsein zu halten.
    Als sie schließlich die Andachtsgrotte erreicht hatten, zerschlug sein innerer Triumph die Schmerzen wie ein Hammer, der auf eine Kristallfigur niederkrachte. »Wunderschön«, sagte er, während er sich umschaute. Er dachte, dass es in einem spirituellen Totenreich schöner nicht sein konnte als in dieser Kristallgrotte. Dann ... dann war irgendwie die Dunkelheit gekommen.
    Es war, als bliese ein starker Wind den Nebel fort, der sich über seinen Geist gelegt hatte. Die Erinnerung kehrte vollumfassend zurück.
    Nemo Partijan öffnete die Augen.
    Der tiefblaue Himmel war nach wie vor da. Ebenso die beiden Sonnen und die einzelne Wattewolke. Seltsamerweise schien sie zu treiben und bewegte sich dabei trotzdem nicht vom Fleck. Ein optischer Trick?
    Von irgendwo drang Gemurmel an ihn heran. Ein kratzendes Schleifen erklang, als wenn schwerer Stoff über felsigen Boden gezogen wurde.
    Etwas geschah. Nemo Partijan sah sich nicht in der Lage, sich sofort zu bewegen. Zu unruhig war sein Magen. Seltsamerweise fühlte er sich nicht in direkter Gefahr. Das Murmeln klang friedlich ... fast ein wenig erhaben.
    »Das Reich der Harmonie steht am Scheidepunkt!«, sagte plötzlich eine kräftige Stimme.
    »Von Eurer Entscheidung hängt seine Zukunft ab«, sagte eine andere, ungleich höher, fast ein wenig schrill.
    »Es gibt nur einen richtigen Weg«, sagte die erste Stimme.
    »Aber welcher ist das?«, fragte die zweite.
    Der Hyperphysiker schluckte mühsam.
    Hatten die Peaner ihr Angebot wahr gemacht? Waren er, Rhodan, Saedelaere und Gucky nun als Avatare irgendwo in Escalian, um auf die Avatare der Superintelligenzen Einfluss nehmen zu können?
    Das Reich der Harmonie steht am Scheidepunkt.
    Er hob zögernd die rechte Hand, strich sich über den Bauch, die Brust. Er fühlte rauen Stoff unter nackten Fingern. Ein Hemd, darüber ein jackenartiges Kleidungsstück. Danach legte er die Hand auf den Boden, spürte die gerillte Oberfläche von Holz- oder Kunststoffplanken.
    Die letzte Gewissheit: Der SERUN war weg – und er lag nicht mehr in einem Geäst aus Howalgoniumadern.
    Nemo Partijan atmete tief ein, konzentrierte sich auf seinen Magen, der sich zusehends weiter beruhigte. Entschlossen rollte sich der Hyperphysiker herum ... und riss erstaunt die Augen auf.
    Keine fünf Meter vor ihm standen zwei Gestalten. Ein übergewichtiger Mann in steifer, dunkler Kleidung und ein kleinerer Mann, der in einem blaugelben Kostüm steckte. Auf seinem Kopf saß eine Kappe, die in drei Zipfeln auslief, an deren Ende je eine daumengroße Schelle hing.
    »Das Mahnende Schauspiel ...«, flüsterte Partijan.
    Saedelaere hatte ihnen kurz von diesem Theaterstück erzählt, das vor den Gefahren warnen sollte, die bei einer Zusammenarbeit mit Repräsentanten der Hohen Mächte entstanden.
    Alles drehte sich um das Reich der Harmonie. Ein machtgieriger Kanzler fädelte eine Zusammenarbeit mit einem Vertreter der Hohen Mächte ein. Daraufhin besuchte ein Bote den Hof des alten Königs und versprach jenem, der Prinzessin und dem Kanzler blühende Landschaften und darüber hinaus einen Nektar, dem man eine lebensverlängernde Wirkung nachsagte. Für den alten König, der ohne Nektar nicht mehr lange zu leben hätte, ein vielversprechendes Geschäft.
    Einziger Warner war ausgerechnet der Hofnarr, dessen Narrenkappe ihm zwar das Privileg gab, offen seine Zweifel auszusprechen – nur fanden seine Worte kaum Gehör. Einzig der Prinzessin schien die Aussicht, in eine »Allianz der Völker« eingebunden zu werden, nicht ganz geheuer.
    Der Bote und der Kanzler taten aber das Ihre, um die Bedenken der zukünftigen Regentin zu zerstreuen und sie vom Dienst für diese höhere Macht zu überzeugen.
    Alaska Saedelaere
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