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PR 2686 – Angriff der Nanokrieger

PR 2686 – Angriff der Nanokrieger

Titel: PR 2686 – Angriff der Nanokrieger
Autoren: Leo Lukas
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offenbaren.
    Wer sonst zeigte solches Interesse an seinen Sorgen und Nöten? Toufec wusste sich angenommen, umhegt, aufgehoben in grenzenlosem Verständnis.
    Er konnte dem Antuu alles sagen, alles. Und er tat es.

12.
    Das Scheitern
     
    Die Szenerie wandelte sich langsam, aber unaufhaltsam.
    Er stand auf einer Düne. Um ihn erstreckte sich Wüste, mit rotem Sand bedeckt, eingeschlossen von Sandsteinfelsen, die zu bizarren Formen erodiert waren.
    Toufec kannte diese Dünen. Sie erreichten beeindruckende Höhen von bis zu 180 Metern. Das kam von den starken, plötzlichen Winden. Die Nefud war bekannt dafür.
    Ja. Er befand sich in der Wüste Nefud und blickte auf die Oase Tiamat, auf die prachtvollen Dattelpalmen, deren Wein er so liebte. Tiamat lag an der Weihrauchstraße, die Yathrib mit Dumah verband.
    Dies war Toufecs Heimat, sein Revier.
    Weit unten, weit von ihm entfernt, tief in der Wüste, wie ein winziges Stück Fleisch in einer Glutpfanne, stapfte Asin dahin, sein kleiner Bruder. Sein kleiner, toter Bruder.
    Sah Asin denn die schwarze Wolkenwand nicht, die auf ihn zurollte, lautlose Blitze speiend? Den Giftwind, den Staubsturm, den Samum?
    Toufec schrie, winkte, sprang in die Luft, brüllte wieder und wieder: »Asin! Asin!«
    Nun bemerkte ihn sein Bruder und winkte fröhlich zurück. Winkte und winkte und hörte gar nicht mehr auf damit, statt sich endlich nach dem Sturm umzudrehen!
    Toufec rannte die Düne hinab. Seine Knie waren weich wie flüssiges Olibanum-Harz, sodass ihn die Beine kaum trugen. Die nackten Füße versanken im blutroten Sand. Er kam nicht recht voran.
    Er kam zu spät.
    Lang vor ihm erreichte der Samum seinen kleinen, halbwüchsigen Bruder. Zehntausende winzige Körner durchschlugen den Körper des Jungen. Seine Haut wurde durchsiebt, seine Eingeweide, seine Nerven.
    Jeden einzelnen Einschlag spürte Toufec wie am eigenen Leib. Jede Passage des Sterbens erlebte er mit. Er spürte den Hohn und die Lust des Sturms an der Qual des Kindes.
    Es schien nie mehr aufzuhören. Asin, mein armer Asin ...
    Er hätte ihn nicht allein lassen dürfen, hätte besser auf den kleinen Bruder aufpassen müssen. Es war alles seine Schuld; sein Leben, das Toufec verwirkt hatte.
    Längst wollte er dem selbst ein Ende setzen. Aber es hörte und hörte nicht auf.
     
    *
     
    Irgendwann verwischte die grausige Szene.
    Toufec war zurück im Wald von Pareezad. Er begriff, dass Pazuzu ihn wieder gegen die Impulse der glühenden Spirale abschirmte.
    Verstört blickte er sich um. Der Gyvie stand unbeweglich wie zuvor.
    Clara Esleve, Barizza Dooh, Masuka, Samuel Knox und Madison Clay hingegen lagen am Boden. Sie krümmten sich, stöhnten und wimmerten vor Schmerzen.
    »Was ... passiert ... mit ihnen?«, keuchte Toufec, obwohl er die Antwort erahnte.
    »Die Phase des Abtastens ist vorüber«, sagte der Dschinn. Seine Lippenbewegungen passten nicht zu den formulierten Lauten. »Nun schickt die neuronale Manipulation sie ins Grauen, jeden auf eine persönliche Höllenfahrt.«
    »Werden sie Schäden davontragen?«
    »Das ist bereits der Fall.«
    »Wir ... Du hattest recht. Wir müssen weg. Das Unternehmen ist abgeblasen. Bilde eine Transportblase und bring uns in Sicherheit. Sofort!«
    »Ich benötige einige Minuten.«
    »Wieso?«, kreischte Toufec.
    »Die Nanokomplexe deiner Bundesgenossen kämpfen um die Herstellung eines Schutzes und sind deshalb unabkömmlich.«
    »Du bringst keine einzige Blase zustande?«
    »Nicht auf der Stelle. Wir haben das Nanomaterial zu gleichen Teilen aufgenommen.«
    Toufec erinnerte sich. Zu diesem Zeitpunkt hatte er dieses Vorgehen für eine tadellose Idee gehalten. »Dir fehlt es an Substanz. Du musst erst zusätzliche Nanogenten generieren.«
    »Ja.«
    »Mach hin!«
    »Stirb, Abtrünniger!« Das kam von einer dritten Stimme.
    Toufec wirbelte herum.
     
    *
     
    Madison Clay hielt einen Gegenstand in der Hand, eine Art Prügel. Muskete, war das die Bezeichnung? »Für König und Vaterland«, brüllte er.
    Ihm gegenüber stand, ebenso wacklig, Samuel Knox. Auch er hatte eine vorsintflutlich aussehende Schusswaffe.
    Ehe Toufec eingreifen konnte, feuerten die beiden aufeinander. Absurd, sie waren längst die besten Freunde geworden, die sich nur aus Spaß mit der alten Geschichte neckten.
    Doch diese Geschichte hatte sie wieder eingeholt. Abermals befanden sie sich im Krieg, in der Schlacht am Brandywine Creek. Aus Spaß war Ernst geworden, blutiger Ernst.
    Gleichzeitig schossen sie und kippten
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