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PR 2658 – Die Stunde des Residenten

PR 2658 – Die Stunde des Residenten

Titel: PR 2658 – Die Stunde des Residenten
Autoren: Verena Themsen
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betreten?«
    »Richtig. Womit wir wieder bei deinem besonderen Weg hinein wären. Wie sieht er aus? Und wie riskant ist es, ihn zu nutzen?«
    »Das kommt darauf an, ob jemand mit einem Eindringling rechnet, solange der Schirm steht. Es gibt das Zutritt-Notfallprogramm für den Terranischen Residenten. Es sorgt dafür, dass der Resident niemals ganz aus der Residenz ausgeschlossen oder darin eingeschlossen werden kann.«
    »Die Sternwürdigen wären dir drinnen sicher eine große Hilfe.«
    »Nur eine Person, nämlich der Resident, kann rein. So wird verhindert, dass er unter Zwang oder Beeinflussung anderen Zutritt verschafft. Sollte jemand versuchen, mit ihm hineinzukommen ...« Bull deutete mit Gestik und Mimik das Verpuffen eines Wölkchens an.
    »Ich verstehe. Also gehst du hinein, schaltest den Schirm zu einem bestimmten Zeitpunkt ab, und die Sternwürdigen kommen nach.«
    »Und so viele von den Einsatzkräften der Ersten Terranischen Raumlandedivision wie möglich.«
    Delorian zögerte sichtlich, ehe er nickte. »Also gut, auch wenn es mich nicht erfreut, so vielen Zutritt zu meinem Schiff zu gewähren. Die Einzelheiten besprechen wir besser vor Ort und mit allen Betroffenen. Wann wirst du herkommen?«
    »Gegen sieben Uhr Terrania-Standardzeit. Ich muss hier noch ein paar Dinge klären, ehe ich zur Erde aufbreche.«
    »Ist das nicht etwas spät? Marrghiz hat bereits Verstärkung angefordert. Jede Stunde kann entscheidend sein.«
    »Kann. Für den Erfolg unseres Vorgehens wird aber eine sorgfältige Vorbereitung entscheidend sein.«
    »Wie du meinst.« Delorian neigte den Kopf ein wenig – eine Geste der Zustimmung, wenn auch nicht aus vollem Herzen. »In zwei Stunden schalte ich den Transmitter auf Empfang für dich. Ab da kannst du jederzeit zu uns kommen.«
     
    *
     
    Reginald Bull saß noch eine ganze Weile vor dem leeren Holoschirm, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und die Stirn in tiefe Furchen gezogen.
    In die Residenz zu gelangen war das geringste Problem. Was aber erwartete ihn im Inneren? Selbst wenn sein vorgeblicher Tod die Löschung des ZNP verhindert hatte, existierte sein Amt faktisch spätestens seit der Einsetzung des Umbrischen Rates nicht mehr. Er bezog somit auch keine Befugnisse mehr daraus.
    Alles hängt davon ab, wie LAOTSE auf mich reagiert. Es kann alles passieren – von voller Anerkennung als Regierungsmitglied bis zur umgehenden Gefangennahme. Wenn LAOTSE mir die komplette Verteidigung der Solaren Residenz auf den Hals hetzt, habe ich ausgespielt. Dann geht der 27. November als der Tag des Endes der Liga Freier Terraner in die Geschichte ein – und vielleicht auch als mein wirklicher Todestag.
    Ohne die zentrale Positronik der Residenz war es unmöglich, die gestellten Aufgaben zu lösen. Diese bestanden nicht nur darin, einem Einsatzkommando den Zugang zu ermöglichen, um die Besatzer in ihrer letzten Zuflucht schachmatt zu setzen.
    Seit per Überrangbefehl Winterstille der Verschlusszustand auf der gesamten terranischen Raumflotte angeordnet worden war, standen die Schiffe hilflos im Raum. Sie wurden aber dringend benötigt, um die nächste Welle der Invasion abzuwehren. Er musste diesen Befehl irgendwie aufheben, bevor die Verstärkung der Gegner eintraf.
    Zwar hatte Delorian einen umfassenden Schutz für das Solsystem versprochen, doch dieser würde erst irgendwann am nächsten Tag bereit sein. Kamen die utrofarischen Sternengaleonen vorher, war die Flotte alles, was zwischen Terra und dem Untergang stand.
    Bulls Blick glitt hinauf zu dem Außenbildschirm, der nur lichtlose Leere zeigte, wo die Sonne hätte sein sollen. Und nicht nur sie fehlte: Der gleiche Befehl, durch den die Flotte gelähmt worden war, hatte auch die Kunstsonnen getroffen. Dunkelheit herrschte nun überall im Sonnensystem. Bald würde die Restwärme der Planeten in die Kälte des Weltalls entweichen und alles nicht künstlich geschützte Leben darauf erfrieren.
    Es kam der letzte Winter der Heimatwelt der Menschheit, so, wie sie war.
    Fimbulwinter.

2.
    Kaltfeuer
     
    Vorsichtig zog Schnatterschnabel den Kopf ein wenig unter dem Flügel hervor. Es war immer noch dunkel. Kaum etwas war vom See und den Ufergewächsen zu sehen.
    Wenigstens gab es das Schimmern um diese gewaltige Blume, die in einem der anderen Seen steckte. Und Leuchtpunkte auf den riesigen Fliegen, die ohne Flügel um die Blume herumschwirrten.
    Wobei deren violettes Leuchten Schnatterschnabel eigentlich gar nicht gefiel. Es wirkte
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