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PR 2656 – Das Feynman-Kommando

PR 2656 – Das Feynman-Kommando

Titel: PR 2656 – Das Feynman-Kommando
Autoren: Wim Vandemaan
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verführen, von der Modelleisenbahn in meinem Keller zu erzählen«, sagte er. Schlagartig wurde er wieder ernst. »Du sagst: Zeitschleifen kosten Kausalität. Vielleicht sind sie ein Weg, auf dem kosmische Mächte die verhasste Kausalität entsorgen können.«
    »Klingt eher nach den Chaotarchen als nach den Kosmokraten.«
    »Chaotarchen, Kosmokraten. Yin und Yang«, sagte Bull. » Turtle und Tortoise.«
    Als sie fragend die Brauen hob, erklärte er: »Zwei alte englische Wörter, die dasselbe bedeuten. Schildkröte.«
    Die KLEOPATRA schwenkte in einen Orbit um Uranus ein. Sarmotte schloss die grünbraunen Augen und konzentrierte sich.
    »Ich schau mich mal um«, sagte sie. Ihre Stimme klang unscharf. Sarmotte tauchte mit ihren telepathischen Sinnen mental in die Leere. Hin und wieder räusperte sie sich leise, wies mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand mal in diese, mal in jene Richtung, wo immer sie mentale Spuren zu ertasten meinte, die Andeutungen von Bewusstsein und Geist.
    Bull dirigierte die KLEOPATRA entsprechend.
    »Da rollt die Kugel«, sagte er verhalten und schaute im Holo auf das Abbild des Uranus.
    Der Planet musste vor Urzeiten von zwei, drei oder mehr großen Himmelskörpern getroffen worden sein. Die Einschläge hatten ihn nicht aus seiner Bahn um die Sonne geworfen, wohl aber gekippt. Seine Rotationsachse lag um 97,9 Prozent gegen die Ebene ihrer Umlaufbahn geneigt. Anders als die übrigen Planeten des Systems kreiselte der Eisreise nicht um die Sonne – Uranus rollte seinen Weg durch den Weltraum.
    Auf Uranus herrschte Südsommer. Im Holo erschien ein Kranz polarer Wolken, der von einem Hurrikan immer weiter beschleunigt wurde. Die Positronik der KLEOPATRA steuerte die normaloptische Farbe bei, die Uranus gezeigt hätte, wäre die Sonne intakt gewesen: ein unendlich blasses Grün.
    Bull las im Monitor die Daten ab. Die KLEOPATRA tauchte soeben in die Magnetosphäre des Uranus ein.
    »Und wohin nun?«, fragte er.
    »Hm«, machte Sarmotte nur.
    Im Holo erschienen, mit leuchtend blauen Pfeilen bezeichnet, die großen Monde des Planeten: Miranda und Ariel, Titania, Umbriel und Oberon. Schon vor zweieinhalbtausend Jahren hatten terranische Roboter auf Geheiß von Homer G. Adams begonnen, diese Monde zu erschließen. Die Maschinen schürften nach Erz, verhütteten und verarbeiteten es in automatischen Fertigungsanlagen und schickten es schließlich hinaus zu den Raumloren, deren Autopiloten es zu den Raumschiffswerften des Systems beförderten.
    Möglich, dass sich im Augenblick Menschen auf einem dieser Monde aufhielten; wahrscheinlich war es nicht.
    In der Nähe der Produktionsanlagen existierten automatische Verteidigungsforts. Aber keines dieser Forts hatte laut der Zentralpositronik des Schiffes in den letzten Stunden gefeuert.
    Die KLEOPATRA trieb an Sycorax vorbei, dann an Trinculo, zwei exzentrischen, rückläufigen Monden des Uranus. Titania kam ins Bild, die Eislandschaft seiner Oberfläche mit den gigantischen Canyons; kurz darauf Miranda mit seiner mehrere hundert Kilometer langen natürlichen Rennbahn, der Elsinore Corona.
    Für einen flüchtigen Moment erinnerte sich Bull an jene verschollenen Tage, als die Goldene Jugend des Solaren Imperiums dort ihre spektakulären Wettrennen mit den berühmten Elektrischen Pferden durchgeführt hatte, Jahrhunderte nach den Dolan-Kriegen.
    »Nichts?«, fragte er Sarmotte.
    Alles umsonst. Beisohn hat sich geirrt. Stand der Utrofare etwa mit Delorian im Bund und hatte sein Gerede ihn mit Sarmotte aus dem Kastell fortlocken sollen?
    »Dorthin«, sagte Sarmotte in diesem Augenblick und streckte den Arm mit Entschiedenheit aus.
    Bull setzte erneut Kurs. »Demnach fliegen wir zum Umbriel. Sehr vielversprechend.«
    Sie lächelte mit immer noch geschlossenen Augen. »Warum? Hast du dort einen Claim? Oder eine abgelegene Ranch mit einer heimlichen Geliebten?«
    »Weder noch. Leider«, sagte Bull. »Vielversprechend, weil der Mond nach einem düsteren, bösen Geist benannt ist, Umbriel eben.«
    »Die Heimstatt der bösen Geister also.«
    Umbriel, eine fast 1200 Kilometer durchmessende Kugel aus Stein und Eis.
    »Ortungsalarm«, meldete die Schiffspositronik.
    »Wen haben wir denn da?«, fragte Bull.
    Die teilgerechneten Bilder Umbriels verschwanden aus dem Panoramaschirm. Stattdessen sah Bull drei Sternengaleonen aus den schwarzen Tiefen des Weltraums auftauchen. Die Arme der Galionsfiguren waren weit ausgebreitet. Hinter den geschlossenen Lidern loderte
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