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PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse

Titel: PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse
Autoren: Wim Vandemaan
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lückenhaften Restbestände, aus denen der greise Sternenfahrer, mit dem er damals durch die Straßen gezogen war, ihm hatte lesen können, dass die Flotte zum Verteidigungsmosaik geordnet stand.
    Verteidigung wogegen?
    Der Fröhliche Pichtim hatte es vergessen. Manchmal glaubte er, seit Choso pechomia in Stücke gebrochen worden war, hatte es auch sein Gedächtnis getroffen. Der Hammer der Herrlichkeit hatte ihm mit ein paar wuchtigen Schlägen die zuständigen Hirnzentren zertrümmert und gesagt: »Sei fröhlich, Pichtim!«
    Ein sprechender Hammer. Manchmal wunderte es den Fröhlichen Pichtim, auf welch wunderliche Ideen er verfiel.
    Er hielt inne. Waren das nicht Schritte? Bewegte sich außer ihm noch jemand im Palais? Nicht nur der Bewegungsmelder, auch die restlichen Geräte seines Funktionsgürtels hatten längst ihren maschinellen Geist aufgegeben und in die Jenseitige Werkstatt der Großen Maschine geschickt.
    Vorsichtshalber griff der Fröhliche Pichtim zu seiner Tröte und lauschte.
    Schritte, ganz zweifellos.
    Der Fröhliche Pichtim hatte keine Angst. Er hatte vor gar nichts Angst.
    Die Schritte kamen näher. Der Fröhliche Pichtim schob die Tröte unter seinen Leib, an den Mund und pustete hinein. Der quäkende Ton erfüllte den großen Saal im Palais.
    Aber die Schritte aufhalten konnte er nicht.
    Was durch das Portal in den Saal trat, war kein Chaom. Es ging auf zwei stelzenförmigen Beinen; die Arme pendelten in der Luft, und jeder Arm war entzweigegabelt. Auf dem Schädeldach saß eine Art Zinnenkranz. Der Fröhliche Pichtim vermutete, dass dieser Kranz die Fernsinnesorgane der Kreatur trug.
    Der Fremde sondierte offenbar den Raum. Der Fröhliche Pichtim tutete noch einmal.
    »Ich wünsche dir einen guten Tag«, sprach die Kreatur in kristallin reinem Khoochyn, das lange schon die Umgangssprache in der Galaxis war.
    »Ich bin krank«, sagte der Fröhliche Pichtim. »Das Gonoichische Krochum. Hoch ansteckend und tödlich. Todkrank.«
    »Mein Name ist Latais Abulat«, sprach die Kreatur, ohne auf den Warnruf einzugehen. »Wie lautet dein Name?«
    »Ich bin der Fröhliche Pichtim«, antwortete er und stieß wieder in sein Warnhorn. Diesmal gelang ihm ein besonders klägliches Tröten.
    »Fröhlich?«
    »Todkrank, aber fröhlich«, sagte er. »Ich sehe da einen gewissen Zusammenhang.«
    »Bist du der Priorminister von Chaom fachis?«
    »Aus welchem lang entleerten Pfuhl stammst du, wenn du nicht weißt, dass auf Chaom kein Priorminister mehr residiert, seit die Sonne in Stücke geschlagen wurde?«
    »Ich wusste es nicht«, sagte Latais Abulat. »Ich bin kein Historiker und erst seit wenigen Monaten in Khooch.«
    »So«, sagte der Fröhliche Pichtim und tutete nachdenklich in sein Warnhorn.
    »Ich bin mit einer Septadim-Gondel der Ezuzareh nach Khooch gekommen. Auf Geheiß der Gemeinschaft der Totenhirne.«
    »Totenhirne?«, wunderte sich Pichtim. »Meines Wissens existieren keine Totenhirne mehr auf Chaom fachis. Wenn du also gekommen bist, ein Totenhirn zu bergen, hast du dich ein wenig verspätet und solltest deiner Uhr erlauben, in die Jenseitige Werkstatt der Großen Maschine umzuziehen.«
    »Ich danke dir für den Rat. Aber ich suche kein Totenhirn. Ich suche den Priorminister Chaoms. Oder seinen Stellvertreter.« Latais Abulats Schädel mit den Sinneszinnen pendelte suchend.
    »Wozu?«, fragte Pichtim misstrauisch.
    Er spürte, wie Latais Abulats Blicke lange auf ihm ruhten.
    Schließlich sagte Abulat: »Die Gemeinschaft der Totenhirne ist bereit, einen nächsten evolutionären Schritt zu gehen. Sie möchte sich von ihren stofflichen Ankern lösen und zu einer Superintelligenz werden.«
    »Hört sich super an«, sagte Pichtim. »Nur zu.«
    »Diese Neugeburt ist ein bedeutender, feierlicher und im Kosmos nicht eben häufiger Akt«, erklärte Latais Abulat.
    »Verstehe, verstehe«, sagte Pichtim fröhlich. »Also gondeln deinesgleichen im Universum herum, machen eine Kollekte, sammeln Geschenke. Bitte!« Er hielt Latais Abulat die Warntröte hin.
    »Ich weiß deine Großzügigkeit zu schätzen«, wehrte Latais Abulat höflich ab. »Aber die künftige Superintelligenz hat mich nicht beauftragt, Gaben zu sammeln. Ich bin einer ihrer Transferarchitekten, gezeugt und ausgebildet, ihr den Übergang in die neue Existenzform zu erleichtern. Aus sentimentalen Gründen wünscht die Gemeinschaft der Totenhirne, einen Zeitzeugen ihres Anbeginns als Zuschauer ihrer Neugeburt begrüßen zu dürfen. Einen
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