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PR 2623 – Die zweite Anomalie

PR 2623 – Die zweite Anomalie

Titel: PR 2623 – Die zweite Anomalie
Autoren: Uwe Anton
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geraume Weile gedauert, bis SIL von den Bewusstseinen der eindringenden Gruppe geweckt worden war.
    »Ich hätte den Anzugpositroniken einfach befohlen, dir automatisch zu folgen. Dann hättest nur du wach bleiben müssen«, versetzte der Androide. »Und was nun?«
    »SIL war eins mit mir«, sagte Saedelaere, »ich war eins mit SIL. SIL hatte die Kontrolle über meinen Körper. Vielleicht habe ich nun umgekehrt eine gewisse Kontrolle über den des Konglomerats?«
    Er versuchte es, dachte sich einen Weg frei, und tatsächlich bildete sich eine Öffnung aus dem Hohlraum, ein schlauchartiger Gang. Auch wenn SIL »schlief« oder zumindest handlungsunfähig war, schien noch eine gewisse Verbindung zu bestehen.
    »Ausgezeichnet«, sagte Blitzer. »Bei diesen metaphysischen Angelegenheiten bist du mir tatsächlich weit voraus.« Er trieb die anderen an, zerrte sie auf die Öffnung zu.
    Saedelaere lief los. Am liebsten hätte er den SERUN genutzt, der wieder volle Funktionsbereitschaft meldete, aber er bezweifelte, dass Carmydea, Swift und Parrac Yan geistig schon wieder so weit hergestellt waren, dass sie einen Flug überstanden hätten. Ihre Raumanzüge waren bei Weitem nicht so hoch entwickelt wie ein SERUN.
    Der Weg führte nach oben und nach außen, dessen war er sicher. Eine Weile kamen sie gut voran, doch dann wurde der Gang enger. Die Bodensubstanz hob sich, versuchte, eine Mauer zu bilden. Es gelang ihr nicht, doch Saedelaere wusste, was das zu bedeuten hatte.
    SIL hatte wieder Kontakt mit ihnen aufgenommen, ertastete ihre Bewusstseine, verschmolz mit ihnen und versuchte, ihre Flucht zu verhindern.
    Sie konnten den Vorgang noch einmal durchführen, sich wieder der künstlich erzeugten Bewusstlosigkeit hingeben. Saedelaere überlegte noch, ob er das Kodewort erneut aussprechen sollte, als er einen mentalen Druck verspürte. Er zuckte unter einem geistigen Schlag zusammen, der ihn völlig zu lähmen drohte. SIL war schneller handlungsfähig geworden, als er vermutet und gehofft hatte!
    »Wilson!«, sagte er, und der SERUN reagierte auf das Kodewort, pumpte das Betäubungsmittel ein. Er spürte, wie der mentale Schlag von ihm abglitt, ein anderes Ziel traf.
    Wer von ihnen hatte nicht schnell genug reagiert? Wen hatte SILS mentaler Angriff mit voller Wucht getroffen? Eroin, Carmydea, Swift oder Parrac Yan?
    Saedelaere hörte ein jämmerliches Zirpen und verlor das Bewusstsein, bevor er darüber nachdenken konnte, was das Geräusch zu bedeuten hatte.
     
    *
     
    Als Alaska diesmal wieder das Bewusstsein erlangte, verspürte er einen dumpfen Druck in seinem Kopf.
    Unendlich oft konnten sie das Spiel nicht fortsetzen. Einmal noch, höchstens. SIL stellte sich immer besser auf sie ein, fand immer schneller Zugriff auf ihr Bewusstsein.
    Er lief weiter. Der Gang vor ihm blieb stabil.
    Dieses Zirpen ... Alaska spürte das Firibirim auf seiner Schulter, doch es bewegte sich nicht mehr, lag wie ein lebloser Schal um seinen Hals.
    Er verdrängte den Gedanken, blieb in Bewegung, hetzte eine Schräge hinauf, erreichte deren Gipfel. Die enge Welt um ihn herum wurde weit. Er sah keine Wände mehr, sondern einen pechschwarzen Himmel, in dessen Dunkelheit die Scheinwerfer ihrer Anzüge helle Schneisen brannten.
    Sie hatten es geschafft! Sie waren auf der Oberfläche!
    Alaska sah die RHYLINE vor sich, nur wenige Meter entfernt. Der Boden unter seinen Füßen veränderte sich, bäumte sich auf, bildete eine Wand, die ihren Weg blockierte.
    »Wilson!«
    Zum letzten Mal. Beim nächsten Versuch würden sie zu lange brauchen, um wieder die Kontrolle über ihre Gedanken zu bekommen. Dann würde SIL schneller sein und ihren Willen unterjochen.
    Er taumelte die letzten Schritte, erreichte die Schleuse der RHYLINE. Zu seiner Überraschung erwartete Rizinze Baro ihn dort und half ihm hinein. Unterstützt von dem Kandran schob Eroin Blitzer die Rebellenführerin, Swift und den Sicherheitschef in die Schleuse.
    Saedelaere brach zusammen. Bunte Schleier verzerrten seinen Blick. Erinnerungen verschmolzen, ließen unwirkliche Welten entstehen. Peaner an einem Lagerfeuer, er festgeschnallt auf einer Pritsche, ein Kandran, der ihn quälte. Worte, Sätze.
    »Ich bin Harmoniewächter Uyari Lydspor und ich werde dir deine Geheimnisse entreißen. Du wirst mir wahrheitsgemäß alle Fragen beantworten, die ich dir stellen werde, und irgendwann wirst du froh sein, mir auch die beantworten zu können, die ich dir gar nicht gestellt habe.«
    Ein Lichtreflex, der
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