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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Autoren: Ben Coes
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zurück zur Treppe und stieg zur Hauptplattform hinauf. Dort ging er in die Cafeteria, um zu frühstücken: eine Schale Rosinenmüsli mit Bananenscheiben. Er aß zügig, trank dann ein Glas Orangensaft. Als er aufstand, um zu gehen, sah er, dass Barbo mit einem Becher Kaffee an einem der anderen Tische saß. Er winkte ihn zu sich, um mit dem Mann zu reden.
    »Wie geht es Serine?«, erkundigte sich Dewey.
    »Sein Zustand hat sich verschlechtert. Ich dachte, die Ruhe würde ihm helfen, aber anscheinend hat es ihn am Kopf erwischt. Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen.«
    »Ruf über Funk einen Helikopter. Ich komme in ein paar Minuten vorbei, um nach ihm zu sehen.«
    Dewey verließ die Kantine und lief zur Hauptplattform, um sich mit seinen Vorarbeitern zu besprechen.
    Zum Zeitpunkt der Konstruktion hatte es sich bei Capitana um die größte Offshore-Ölplattform der Welt gehandelt, so lang und breit wie ein Fußballfeld. Mittlerweile hatte die staatliche chinesische Ölgesellschaft Sinopec in den Gewässern vor Schanghai eine fast dreimal so große Anlage errichtet. Doch was die Förderung anging, stellte Capitana die Chinesen nach wie vor in den Schatten.
    Abgesehen von dem ausgedehnten Wohnbereich, der in der Mitte der Plattform angesiedelt war und »Hotel« genannt wurde, wies der Grundriss keine Besonderheiten auf. Etwa alle 15 Meter ragten Rohre aus dem Meer. Um jeden der Anschlüsse kümmerte sich eine Gruppe von jeweils sechs Mann. Das Öl floss durch die am Meeresboden verlegten Rohrleitungen zur Pumpstation, anschließend durch die Hauptleitung, die sich direkt unter der Wasseroberfläche zu einem Leitungsnetz verzweigte. Sobald der Durchfluss die Plattform erreichte, musste er kontrolliert und zu einem der 40 bereitstehenden Anschlüsse umgelenkt werden. Von dort floss er zur Lagerung in eines der großen Schuten, bis das Erdöl schließlich in einen Tanker verfüllt und abtransportiert wurde. Eine einfache, monotone und anstrengende Arbeit.
    Dewey machte die Runde, ging ganz um die Bohrinsel herum und überprüfte die Förderstatistiken der vorhergehenden Nacht, die an jeder Station auf einem Monitor angezeigt wurden. Auf seinem Weg um die Plattform stellte er fest, dass seine Männer hart arbeiteten. Heute Morgen schienen mehr Augen als sonst nervös in seine Richtung zu blicken; eine unsichere, angespannte Nachwirkung der tödlichen Auseinandersetzung.
    Er blieb stehen, um mit Jonas Pierre, einem seiner Vorarbeiter, zu reden. Der blonde junge Bursche stammte aus Chico in Kalifornien. Pierre hatte in der Navy gedient, fünf Jahre an Bord der USS Howard. Hochgewachsen und kräftig. Ein zäher Bursche. Dewey vertraute Pierre.
    »Was für eine Nacht!«, sagte Pierre.
    »Ja, schlimm«, erwiderte Dewey. »Wie geht’s deinen Leuten?«
    »Schon okay. Ich musste ein paar Kerle verwarnen, die den Mund zu voll genommen haben.«
    »Mackies Männer?«
    »Nein. Victor und einer der Saudis. Diese verfluchten Araber, ich kann ’ s dir sagen!«
    »Pass auf, was du redest«, meinte Dewey. »Genau solche Sprüche führen dazu, dass irgendwann wieder jemand ein Messer zieht.«
    Pierre nickte und drehte sich zur Seite.
    »Hol Lindsay, er soll auf deine Station aufpassen. Ich brauch dich in zehn Minuten in meinem Büro.«
    »Verstanden.«
    Dewey ging zur Krankenstation. Serine lag bewusstlos in einem der Betten. Quer übers Gesicht trug er einen riesigen Verband, der bereits so durchnässt war, dass ihm das Blut über die Wangen floss und aufs Kissen tropfte.
    Dewey zog die Bettdecke weg. Der gebrochene Arm des Jungen war provisorisch eingegipst. Nicht anders als das Kopfkissen triefte auch seine Kleidung vor Blut. Er beugte sich zum Ohr des Patienten hinab.
    »Serine«, sagte er leise. »Wach auf!«
    Keine Antwort.
    Dewey beugte sich näher. Er schob Serines Augenlider zurück. Keine Bewegung, keine Reaktion. Er griff nach der Haut am Hals des Jungen und kniff fest hinein.
    Serine zuckte zusammen und stöhnte. Ein tiefer, zäher, kehliger Laut. Er öffnete die zu schmalen Schlitzen verengten Augen.
    »Worum habt ihr euch gestritten?«, wollte Dewey wissen.
    Serine starrte ihn schweigend an.
    »Worum ging es bei dem Streit?«, fragte er noch einmal und beugte sich noch näher heran. Serine schloss die Augen.
    Barbo betrat das Zimmer.
    »Hast du den Helikopter angefunkt?«
    »Ja. Noch anderthalb Stunden.«
    »Du solltest seinen Verband wechseln und ihm was Frisches anziehen. Herrgott, alles ist voller Blut.«
    »Ich hab
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