Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Portland Head Light

Portland Head Light

Titel: Portland Head Light
Autoren: Mathilda Grace
Vom Netzwerk:
durchs Telefon. „Eins seiner Kinder ist ihm mitten in der Reha an einer Gehirnblutung gestorben. Er war mit der Kleinen im Wasser und hat es erst gemerkt, als sie schon tot war.“
    „Oh mein Gott“, murmelte Dominic völlig entsetzt und ließ sich nach hinten gegen die Couch sinken. „Wie lange ist das her?“
    „Zwei Tage, inklusive heute. Sein Chef hat ihn danach nach Hause geschickt, weil er einen Schock hatte. Kein Wunder. Seither hat ihn niemand mehr gesehen. Adrian war vorhin mit Nick bei Camerons Wohnung. Nichts. Der Vermieter hat ihnen geöffnet, als er erfuhr, worum es ging, aber die Wohnung sieht völlig normal aus. Abgesehen von der Tatsache, dass Kleidungsstücke fehlen. Adrian vermutet, er hat sich abgesetzt, aber das Abklappern von Freunden und Bekannten hat bisher nichts gebracht. Nick klingelt jetzt die Krankenhäuser, Flughäfen und Bahnhöfe durch, und ich wollte dir... also ich...“
    David geriet ins Stottern und Dominic kam ein Verdacht. „Er weiß, wo ich bin, oder?“
    „Ja“, gab David leise zu und sprach gleich weiter, bevor Dominic ihn anschreien konnte. „Bitte sei nicht sauer. Ich brauchte jemand zum Reden und er hat natürlich auch gemerkt, wie stark es mir an die Nieren geht, weil du weggegangen bist. Und den Anderen durfte ich doch nichts sagen.“
    Mist. Wie sollte er David denn jetzt noch böse sein? Immerhin war es seine Schuld, dass der überhaupt erst in die Lage gekommen war, für ihn lügen zu müssen. Dominic seufzte. „Es tut mir leid, David. Ich wollte doch nicht, dass du... ach Scheiße.“
    „Es ist doch okay“, beschwor ihn David. „Ich weiß, dass du diese Zeit für dich brauchst, und vielleicht taucht Cameron morgen schon wieder auf, wer weiß das schon?“ David räusperte sich, was Dominic verriet, dass sein Freund nicht daran glaubte, dass Cameron allzu bald wieder bei ihnen auftauchte. „Und... Na ja... ich wollte dich wenigstens vorwarnen, falls er zu dir kommt.“
    Da war etwas in Davids Stimme, was ihn aufhorchen ließ. „Wieso sollte er ausgerechnet bei mir auftauchen?“
    „Keine Ahnung, aber möglich wäre es doch, oder?“
    Die Erkenntnis traf ihn wie die sprichwörtliche Faust mitten ins Gesicht. David log ihn an. Dominic konnte nicht erklären, warum er sich dessen so sicher war, aber er wusste es einfach. „Du lügst mich an.“ David schwieg, was ein Schuldeingeständnis war. Dominic verkniff sich einen Fluch. „Was verschweigst du mir?“, schaffte er stattdessen ruhig zu fragen, auch wenn es tief in ihm heftig zu brodeln begann.
    „Er mag dich“, antwortete David leise und Dominic war klar, dass da noch etwas nachkam, als David in der nächsten Sekunde seufzte. „Obwohl 'mögen' nicht gerade das Wort ist, was ich dafür verwenden würde, um ehrlich zu sein.“
    Verdammt! Dominic schloss gequält die Augen. Er hatte es gewusst. Schon an dem Tag, als sie sich im Krankenhaus nach Davids schwerem Unfall das erste Mal über den Weg gelaufen waren. Schon damals war da irgendetwas gewesen, das er weder greifen, noch in Worte hatte fassen können. Aber er hatte es von Beginn an gespürt. Vielleicht waren es diese merkwürdigen Blicke gewesen, die Cameron ihm immer wieder heimlich zugeworfen hatte, und die er wider besseres Wissen schlichtweg ignoriert hatte, weil er nichts mit ihnen anzufangen gewusst hatte. Jetzt war Dominic klar, warum ihm diese Blicke so seltsam vorgekommen waren. Jetzt kannte er den Grund. Nur was fing er jetzt mit der Erkenntnis an, dass Cameron Salt in ihn verliebt war?

    Der erste Advent kam und ging, genauso wie der erste Schneesturm, der in der Nacht von Sonntag auf Montag wieder für Stromausfälle und einige blockierte Straßen sorgte. Aber auch dieses Problem war innerhalb von zwei Tagen behoben und zurück blieben nur die knapp fünfzehn Zentimeter Schnee und die minus zehn Grad, die der Sturm mitgebracht hatte. Montana fand die weiße Pracht draußen überhaupt nicht komisch und beschwerte sich lautstark maunzend darüber, um sich schließlich schmollend auf der Couch in die Decke einzurollen und ihn von dort aus misstrauisch zu beäugen, was Dominic sehr gut verstehen konnte, denn er verbrachte seit Davids nächtlichem Anruf die meiste Zeit damit, nervös auf und abzulaufen und sich dabei zu fragen, ob es Cameron gutging.
    Seit seinem letzten Telefonat mit David, das auch schon wieder mehrere Stunden her war, gab es nichts Neues zu berichten. Sah man mal von der Tatsache ab, dass David erneut versucht hatte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher