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Ponyhof Kleines Hufeisen - 05 - Stella, unser Pferdekind

Titel: Ponyhof Kleines Hufeisen - 05 - Stella, unser Pferdekind
Autoren: Andrea Pabel
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Bürstenstrichen fuhr Sabine über Wolkenmähnes Fell. Das Winterhaar flog in alle Richtungen, und Sabine putzte die kleine Stute, bis sich ein richtiger Berg Haare angesammelt hatte. Auch Mähne und Schweif der Stute wurden sorgfältig gebürstet, endlich kamen die Hufe an die Reihe. Sabine sah auch jeden Tag nach Wolkenmähnes Euter, das immer praller wurde.
    „Wenn man die ersten Tropfen, die sogenannten Harztropfen, am Euter sieht, kann das Fohlen jederzeit auf die Welt kommen“, hatte Cornelia erklärt. „Es kann aber auch noch eine Woche oder so dauern.“
    Sabine band Wolkenmähne los und nahm das Führseil. „Komm nur, wir gehen ein Stück“, sagte sie.
    Wolkenmähne ging willig mit. Sabine schlug den Weg am Waldrand ein, der zu einer Wiese führte, wo das erste zarte Gras wuchs. Dort hielt sie an und ließ die Stute grasen. Cornelia ließ ihre Pferde immer erst später auf die Weiden, und Wolkenmähne rupfte genüßlich die saftigen Grasbüschel ab. „Das gibt Milch für dein Fohlen“, sagte Sabine und setzte sich neben der Islandstute ins Gras.
    Der Wind roch nach Frühling, die Vögel zwitscherten, am Himmel zogen Schäfchenwolken dahin. Ein Zitronenfalter gaukelte an Wolkenmähne vorbei und ließ sich endlich auf einem Grashalm nieder.
    Nach einer halben Stunde machte sich Sabine mit der Stute wieder auf den Heimweg. Wolkenmähne durfte nicht zuviel frisches Gras auf einmal fressen. Nach dem langen Winter, in dem die Pferde nur Heu und Kraftfutter bekommen hatten, mußte sich ihr Magen erst langsam wieder auf das frische Gras umstellen.
    Zwei Tage später war es soweit: An Wolkenmäh-nes Euter zeigten sich Tropfen der gelblichen Flüssigkeit; die Stute „harzte“, wie die Pferdeleute sagen.
    „Nun müssen wir Wolkenmähne rund um die Uhr im Auge behalten“, sagte Cornelia. „Manche Stuten fohlen nur, wenn kein Mensch in der Nähe ist. Manche sind gern in ihrer Box, andere fohlen nur draußen.“
    „Und woher wissen wir, was Wolkenmähne lieber ist?“ fragte Sabine, die mit Michaela und Stefan
    neben Cornelia stand.
    „Ich nehme an, daß Wolkenmähne sich draußen wohler fühlt. Sie ist auf den weiten Weiden Islands aufgewachsen und kennt Ställe ja nur von uns hier. Auf alle Fälle, wir müssen sofort da sein, falls es Schwierigkeiten bei der Geburt geben sollte.“
    „Ist das denn wahrscheinlich?“ Michaela war ängstlich geworden. Sie hatte noch nie eine Fohlengeburt erlebt, und nun war es ihr eigenes Pferd!
    „Die meisten Stuten haben keine Probleme bei der Geburt“, beruhigte Cornelia sie. „Aber das weiß man vorher nicht. Eine Stute kann sechs gesunde Fohlen auf die Welt gebracht haben, und beim siebten gibt es Komplikationen. Deshalb dürfen wir Wolkenmähne jetzt nicht sich selbst überlassen, auch wenn sie selbst das vielleicht ganz gern hätte!“
    Sabine sah besorgt zu der goldbraunen Stute hinüber, die ein Hinterbein schonte und mit halbgeschlossenen Augen vor sich hin döste.
    Morgen war Samstag, da hatten sie keine Schule. Plötzlich hatte Sabine eine Idee. „Darf ich heute nacht im Stall schlafen?“ fragte sie Cornelia. „Ich würde dann nach Wolkenmähne sehen und könnte dir gleich Bescheid sagen!“
    „Mir soll es recht sein“, Cornelia gefiel der Eifer, mit dem Sabine sich um ihr Pflegepferd kümmerte. „Vorausgesetzt, es ist deinen Eltern recht“, fügte sie hinzu. „Bitte frage sie!“
    „Klar!“ Sabine hatte vor Aufregung rote Bak-kcn bekommen. „Willst du nicht auch dabeisein, wenn dein Fohlen auf die Welt kommt?“ fragte sie Michaela.
    „Doch, eigentlich schon“, antwortete das blasse Mädchen zögernd. „Aber wir fahren heute fürs Wochenende nach Österreich, Verwandte besuchen.“
    Da platzte Sabine heraus: „Na, hör mal! Dein Pferd bekommt das erste Fohlen, und du fährst einfach weg! Ist dir dieser blöde Verwandtenbesuch wichtiger? Ich versteh dich nicht!“
    Michaela schwieg, aber Sabine sah, daß ihr die Tränen in die Augen stiegen. „Meine Eltern wollen, daß ich mitkomme“, sagte sie mit tonloser Stimme. „Und außerdem“, schluchzte sie plötzlich, „wird mir schlecht, wenn ich Blut sehe. Eine Geburt ist nichts für mich. Wenn Wolkenmähne etwas passierte, oder dem Fohlen ... ich würd’s nicht aushalten. Das könnte ich einfach nicht mit ansehen!“ Cornelia legte dem Mädchen einen Arm um die Schultern. „Du mußt nicht bei der Geburt dabeisein, wenn du es nicht willst. Ich werde mich darum kümmern, daß Wolkenmähne gut
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