Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Titel: Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3
Autoren: Katja Henkel
Vom Netzwerk:
geworden … ich habe so schreckliches Heimweh, Marlischätzchen.«
    In meinen Ohren rauschte es, von allen Seiten hörte ich ein lautes Dröhnen und es war, als würde ich auf einem Presslufthammer sitzen. Um mich herum und unter mir schwankte es so heftig, dass ich mich am Türgriff festklammern musste.
    Und dann stürzte in mir alles zusammen wie Gebäude bei einem Erdbeben.
    Tante Emmi stieß hörbar die Luft aus. »Marli, versuch mich zu verstehen. Ich muss zurück. Zurück in mein eigenes Leben und zu meiner eigenen Familie. Ich dachte wirklich, ich hätte das alles hinter mir gelassen und wäre darüber hinweg, verstehst du? Und wahrscheinlich hat das auch gestimmt, denn ich hatte ja sowieso keine andere Wahl. Aber jetzt …« Sie griff nach meinen Händen und drückte sie. »Jetzt, da ich auf einmal die Möglichkeit habe zurückzukehren, da ist alles anders. Kannst du das verstehen?«
    Zurück, zurück, gellte es in meinen Ohren.
    Â»Und was ist mit mir?«, fragte ich leise.
    Tante Emmi schloss kurz die Augen, antwortete aber nicht.
    Â»Ich kann es dir sagen!« Ich entriss ihr meine Hände. »Wenn du zurückkehrst, dann werden wir uns nie, nie wiedersehen. Dann sind die Ringe hier und du bist dort und …« Ich keuchte entsetzt auf. »Wenn du zurückkehrst, dann bist du jetzt, in unserer Zeit, schon lange tot. Tot und begraben! Das ist doch total verrückt! Du kannst nicht gehen. Und du kannst …«, jetzt schrie ich fast, »du kannst mich nicht allein lassen und mein Leben kaputt machen!«
    Â»Marli, bitte, versuch mich doch zu verstehen.« Tante Emmi liefen jetzt die Tränen in kleinen Bächen über die Wangen. »Du wirst trotzdem ein tolles Mädchen werden. Das weiß ich, wenn ich dich anschaue. Du wirst … auch ohne mich so erwachsen werden, wie du es jetzt schon fast bist …«
    Â»Wie ich es fast schon bin?«, kreischte ich. »Ich bin gerade mal dreizehn!«
    Â»Und jetzt hast du Suse und Luna gefunden und Opa Till, ihr seid alle eine Familie. Dein Vater kommt in wenigen Tagen zurück und …« Sie wischte sich die Tränen weg, aber das half nicht viel, weil da ständig neue nachkullerten. »Und ich habe das Gefühl, dass ich dich jetzt … dass ich jetzt gehen kann. Du brauchst mich nicht mehr. Du hast eine wunderbare Zukunft vor dir, und sosehr ich mir auch wünschte, dabei zu sein, so sehr sehne ich mich auch nach meiner eigenen Familie, das ist mir heute erst so richtig aufgegangen.«
    Â»Nach deiner eigenen Familie – sag … das … nie mehr!« Ich hämmerte im Takt zu meinen Worten mit der Faust aufs Armaturenbrett. »Was ist mit mir? Bin ich vielleicht nicht deine eigene Familie? Hm? Was bin ich denn für dich? Sag mir das!«
    Inzwischen prasselte der Regen aufs Autodach, als hätte jemand eine gigantische Dusche aufgedreht. Der Himmel war schwarz und würde wahrscheinlich jeden Moment einstürzen. Oder vielleicht war er das schon. Es fühlte sich jedenfalls in mir drinnen genau so an.
    Tante Emmi versuchte mich in die Arme zu ziehen. »Bitte, Marlischätzchen«, flüsterte sie und ich konnte sie durch den Lärm des Regens nur schwer hören. »Bitte versteh mich. Und bitte, lass uns nicht im Streit auseinandergehen. Ich wünsche mir so sehr, dass du einverstanden bist.«
    Â»Darauf kannst du warten, bis du schwarz wirst«, schrie ich, drückte die Autotür auf und trat vorsichtshalber noch mal mit dem Fuß nach, sodass sie weit aufging. »Und weißt du, warum? Weil ich wünschte, du wärst niemals aus deiner Scheiß-Vergangenheit in mein Scheiß-Leben gekommen. Ich hasse dich und Scheiß-Elsa und die Scheiß-Ringe und alles! Hau ruhig ab, es ist mir scheißegal.«
    Dann sprang ich aus dem Wagen, knallte die Tür zu und rannte durch den strömenden Regen in den Garten, vorbei an dem Slackingband, die Eingangsstufen hinauf. Dort wollte ich an die Tür trommeln, doch die wurde bereits von Greg aufgerissen. Hatte er uns durchs Fenster beobachtet?
    Â»Marli«, sagte er erschrocken. »Weinst du?«
    Â»Bullshit!«, zischte ich ihn an. »Es regnet, falls du es nicht gemerkt hast, du Genie.«
    Â»Hey«, sagte er leise und öffnete die Arme. Am liebsten hätte ich mich reinfallen lassen, aber ich konnte nicht. Weil es ja keinen Sinn hatte, weil mein Leben gerade in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher