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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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sie. »Ich habe einen Mann mit meinen eigenen Händen aufgehängt.«
    »Er wird es sicher verdient haben«, befand der Bär-
    tige. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr direkt in die Augen, während er sein Gesicht zu einer Grimasse verzog, die ein Lächeln darstellen sollte. »Ich kenne dich«, fügte er hinzu. »Und ich glaube nicht, daß jemand ein reineres Herz hat als du. Vergiß deine Be-fürchtungen! Und vergiß die Beichte! Was du zu sagen hast, das sag dem Herrn persönlich, denn du mußt eine sehr direkte Beziehung zu ihm haben. Mit mir wird er wahrscheinlich nicht mehr reden wollen.«
    »Mit einer so überheblichen Person wie mir wohl auch nicht«, murmelte Celeste und ließ sich in den riesigen handgeschnitzten Sessel fallen, der einmal Laurent de Graaf gehört hatte. »Meine Arroganz hat mich und über zweihundert Männer in diese Falle geführt, und ich
    fürchte, morgen kommt ihr Blut über mich.« Fest erwiderte sie seinen Blick. »Nicht mein Tod schreckt mich, sondern der Tod so vieler da draußen.«
    »Soweit ich weiß, ist keiner zu dieser Reise gezwungen worden«, erinnerte sie Pedro Barbas. »Und soweit ich weiß, wußten alle sehr gut, worauf sie sich einlie-
    ßen. Ob du willst oder nicht, die meisten von ihnen sind schlichte Abenteurer, die nur an sich selbst denken.
    Aber aus den Kneipenschlägern sind mit der Zeit Frei-heitskämpfer geworden, und ich bin sicher, daß der
    liebe Gott sie mit offenen Armen empfangen wird,
    wenn sie in dieser Schlacht fallen.«
    Letztlich war das nur ein schwacher Trost für Celeste, die tagtäglich dabei zusah, wie starke junge Männer voller Tatkraft über Strickleitern kletterten oder in drei-
    ßig Meter Höhe herumturnten. Und jetzt mußte sie dar-an denken, daß diese Männer vielleicht sehr bald tot sein würden, weil sie allzu leichtsinnig auf einem unerforschten afrikanischen Fluß in die Höhle des Löwen gefahren waren.
    Unruhig wie sie war, fand Celeste keinen Schlaf und beschloß daher nach Mitternacht, auf dem Achterkastell frische Luft zu schöpfen. Von dort aus betrachtete sie gedankenverloren die fernen Feuer, die auf dem Wasser schwammen und kaum die Finsternis einer warmen
    Nacht durchdrangen, die besonders dunkel und nebelig war.
    Dann schweifte ihr Blick über das weite Deck, auf
    dem die meisten Männer der Besatzung, denen es unter Deck zu heiß geworden war, ihre Hängematten aufgespannt hatten. Ihre Augen blieben an der hohen Gestalt von Sakhau Ndu hängen, der genau unter einer der
    Steuerbordfackeln stand und fast flüsternd mit seiner Frau sprach.
    Eine Weile entspannte sich Celestes Gesicht. Fast
    spielte ein Lächeln um ihre Lippen. Allein dieses herrliche Paar anzusehen war ihr ein Genuß, der sich nur mit dem Anblick einer schönen Landschaft oder eines schönen Kunstwerks vergleichen ließ.
    Schon für sich allein waren Sakhau Ndu und Zeud Se-
    kature zwei prachtvolle Exemplare der Gattung
    Mensch. Die Natur hatte über sie nicht nur ein Füllhorn ausgeschüttet, sondern offenbar gleichzeitig den weisen Entschluß gefaßt, beide zu vereinen, um den Gipfel der Perfektion dazustellen.
    Ein genialer Künstler schien Jahre damit verbracht zu haben, zwei majestätische Statuen aus schwarzem Marmor für das Gemach einer Göttin zu meißeln, aber als diese sah, wie perfekt sie geworden waren, schien sie beschlossen zu haben, ihnen Leben einzuhauchen und
    sie auf die Erde zu schicken, um aller Welt zu zeigen, was die Götter vermochten, wenn sie nur wollten.
    Und aus den verstohlenen Blicken, die ihnen die Männer der Besatzung von Zeit zu Zeit zuwarfen, konnte man schließen, daß alle, die ohnehin nicht mehr recht glauben wollten, daß die schwarze Rasse ihnen unterlegen war, jetzt mit zwei handfesten Argumenten in ihrer Ansicht bestärkt wurden. Sakhau und Zeud waren nicht nur in ästhetischer Hinsicht bewundernswert, sondern erwiesen sich auch als intellektuell überlegen.
    In den tiefen Augen des Mannes konnte man eine Mil-
    lion unergründlicher Rätsel entdecken, während in den Augen der Frau sanftes Verständnis und liebenswerte Zärtlichkeit zu lesen waren.
    Der Anblick von so viel Gelassenheit besänftigte Celestes aufgewühlten Geist, und so rührte sie sich nicht einmal, als nach einer Weile Zeud ihre Anwesenheit zu fühlen schien, aufsah und ihre Blicke sich kreuzten.
    Obwohl die beiden Frauen aus sehr unterschiedlichen Welten mit völlig verschiedenen Sprachen waren,
    brauchten sie sich nur respektvoll
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