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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
Autoren: Harald Schneider
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schlecht als recht auskannte.
Hatte ich mich mal nach Monaten an ein bestimmtes Vorgehen beim Aufrufen einer Datei
gewöhnt, gab es mit Sicherheit ein Update, und danach funktionierte alles wieder
ganz anders. Glücklicherweise konnte ich mich bei Computerdingen auf meine Kollegen
Jutta und Jürgen verlassen. Letzterer war eine Koryphäe, was Internetrecherchen
anging. Was er nicht fand, das gab es nicht.
    Ich setzte
mich auf meinen Bürostuhl, starrte den übervollen Posteingangskorb an und dachte
nach, wo ich meine Renovierungsmaßnahmen beginnen lassen sollte. Nach dem Motto,
erst mal die großen und schwierigen Dinge in Angriff zu nehmen, nahm ich mir schließlich
vor, gleich nach dem Mittagessen den fast mannshohen Stapel leerer Pizzakartons
zu entsorgen. Zufrieden mit meiner Tagesplanung lehnte ich mich zurück und genoss
die Ruhe. Sie war nur von kurzer Dauer. Das schlagartig einsetzende Geräusch, das
laut und furchterregend klang, schien den kurz bevorstehenden Weltuntergang einzuläuten.
Ich schrak hoch. Wurde das Gebäude abgerissen und die Kollegen hatten vergessen,
mich darüber zu informieren? Ist auf dem Waldspitzweg ein Jumbo notgelandet? Das
bohrende Geräusch ließ keine klaren Gedanken zu. Ich wagte, die Bürotür zu öffnen,
was mit einer Zunahme des Höllenlärms belohnt wurde. Die übernächste Tür, die zu
KPDs Büro führte, stand offen. Eine gewaltige Staubwolke flutete den Durchgang.
In diesem Moment verebbte der Lärm, und KPD trat aus seinem Reich. In dem weißen
Schutzanzug nebst blauer Taucherbrille sah er nicht nur verwegen, sondern auch ziemlich
debil aus. Er nahm die Brille ab, was zur Folge hatte, dass sich seine Augenpartien
gegen den Rest des Gesichts, das staubbedeckt war, kontrastreich abhoben und ihm
das Aussehen eines Pandabären verliehen.
    »Ah, guten
Morgen, Herr Palzki.« KPD schien guter Laune zu sein. »Ich hoffe, Sie stört diese
kleine Umbaumaßnahme nicht allzu sehr. Aber als guter Chef muss man immer die Speerspitze
der Kompanie, äh, der Polizeibehörde sein. Kommen Sie, schauen Sie es sich an.«
    Er zog mich
in sein Büro oder jedenfalls das, was bisher sein Büro war. Sprachlos schaute ich
mich um.
    »War Christus
hier?«
    KPD glotzte
mich an und überlegte. »Was meinen Sie damit, Palzki? Kommt der nicht erst an Ostern
zurück?«
    Ostern?
Irgendwie schienen wir aneinander vorbei zu reden. »Ich meine den, der alles in
Folie verpackt.« Ich zeigte auf die Tische, Stühle und Regale, die mit riesigen
Plastikbahnen abgedeckt waren.
    KPD lachte
laut heraus. »Das war ein guter Witz. Sie meinen wohl Christo, den Verpackungskünstler.
Was der kann, das können wir schon lange. Die Folie ist nur zum Schutz meines Inventars,
Herr Palzki. Schauen Sie mal nach vorne in die Ecke.«
    Erst jetzt
entdeckte ich den Arbeiter, der neben der Fensterfront auf einer Leiter stand und
eine überdimensionale Bohrmaschine in beiden Händen hielt.
    »Da staunen
Sie, was?«, fuhr mein Chef fort. Ich sah nur ein größeres Loch in der Wand.
    »Interessant,
Herr Diefenbach. Ein Loch. Da bekommen Sie im Winter aber kalte Füße, wenn’s da
durchzieht.«
    »Kommen
Sie mir nicht mit Sachargumenten. Das bleibt ja nicht so. Aber Sie haben recht,
die Umbaumaßnahmen sollen auch für kalte Füße sorgen. Aber im Sommer, nicht im Winter.«
    »Hätte da
nicht eine Schüssel mit kaltem Wasser unter Ihrem Schreibtisch gereicht?«, fragte
ich besorgt.
    Mein Chef
schüttelte energisch den Kopf. »Wie würde das aussehen, Herr Palzki! Ich bitte Sie!«
KPD sagte dem Arbeiter, dass er ein paar Minuten Pause machen sollte, und winkte
mich bis zum Loch in der Außenwand. »Die Idee kam mir am Wochenende, als ich in
Speyer den Verkehr regelte. Bei solchen niedrigen Tätigkeiten kann man wunderbar
seinen eigenen Gedanken nachhängen. Dabei ist mir in den Sinn gekommen, dass ich,
quasi als Chef, im Gegensatz zu Ihnen und meinen anderen Untergebenen die meiste
Zeit im Innendienst bin. Es ist ja auch ein schönes Büro geworden mit meinen beiden
Schreibtischen, der Couch und der kleinen wohlsortierten Bibliothek. Aber im Sommer
wird es hier drinnen sehr heiß. Darum habe ich spontan beschlossen, in meinem Büro
eine Klimaanlage einbauen zu lassen.«
    Jetzt war
ich an der Reihe, ihn anzustarren. »Werden alle Büros klimatisiert?«
    »Ach, wo
denken Sie denn hin. Das würde ja Unsummen kosten. Außerdem muss das Pferd schwitzen
und nicht der Reiter. Sie und Ihre Kollegen sind sowieso fast die ganze Zeit
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