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Phobia: Thriller (German Edition)

Phobia: Thriller (German Edition)

Titel: Phobia: Thriller (German Edition)
Autoren: Wulf Dorn
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Mann, der von den Kindern als groß und sehr dürr und hässlich beschrieben wurde, auf ebenso geheimnisvolle Weise, wie er erschienen war.
    Da sich die Vorfälle über die gesamte Region erstreckten und keinem Muster zu folgen schienen, gestaltete sich die Suche schwierig. In Anlehnung an die Legenden über schottische Quälgeister titulierte ein Journalist den Unbekannten deswegen als »Bogle« und fügte seinem Artikel die scherzhafte Bemerkung hinzu, dieses Gespenst habe sich wohl über die schottische Grenze verirrt.
    Und dann endeten die Vorfälle ebenso plötzlich, wie sie begonnen hatten. Als ob der Bogle die Gerüchte, er sei tatsächlich eine Spukgestalt, bestätigen wollte.
    Bald darauf gab es Vermutungen, es habe sich um einen gewissen Colin Atwood gehandelt, der zwei Wochen nach dem letzten Bogle-Vorfall tot in seiner Wohnung aufgefunden worden war.
    Vieles sprach dafür, denn Atwoods Aussehen entsprach durchaus den Beschreibungen der kindlichen Zeugen, und er hatte in seiner Wohnsiedlung auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Kinder nicht ausstehen konnte. Außerdem hielten ihn die meisten seiner Nachbarn für geisteskrank. Dies bestätigte sich, als man Atwoods bereits stark verweste Leiche gefunden und die verwahrloste Wohnung auf Spuren eines möglichen Verbrechens untersucht hatte. Dabei waren die Ermittler auf eine makabre Sammlung toter Mäuse, Ratten und Vögel gestoßen, die Atwood im Kühlschrank aufbewahrt hatte. Jeder Kadaver war in ein Stück Wachspapier eingewickelt, auf das er mit einem Filzstift »Lasset die Kindlein zu mir kommen« geschrieben hatte.
    Dennoch wollten sich die Ermittler nicht auf Atwood festlegen, da er für einige der Vorfälle ein Alibi hatte, wie sich herausstellte. Es gab zuverlässige Augenzeugen, die ihn in drei Fällen zur Tatzeit in einer Suppenküche unweit seiner Wohnung gesehen haben wollten.
    Aber als der Bogle nicht mehr auftauchte, legte man den Fall zu den Akten. Die Kinder, die den Mann gesehen hatten, wurden nicht weiter befragt. Aufgrund des Zustands von Atwoods Leiche und da es kein einziges brauchbares Foto von ihm zu Lebzeiten gab, hatte man ihnen die Bilder des Toten ersparen wollen.
    So war bis zum heutigen Tag ungeklärt geblieben, wer der mysteriöse Kinderschreck tatsächlich gewesen war, und während Sarah sich nun Harveys Zimmer näherte und das merkwürdige Klopfen hörte, fragte sie sich, ob der Bogle vielleicht doch noch am Leben war.
    Vielleicht war er jetzt nach Forest Hill gekommen.
    6.
    Das Kinderzimmer befand sich am anderen Ende des Gangs. Harvey hatte die Tür halb offen stehen lassen, und Sarahs Herz pochte heftig, während sie darauf zuging.
    Dieses Klopfen am Fenster. Es klang so seltsam, so drängend. Als ob tatsächlich jemand voller Ungeduld mit den Fingernägeln gegen die Scheibe trommelte.
    Aber das konnte nicht sein. Es war gänzlich unmöglich, dass jemand dort draußen war. Die Fassade hatte keine Vorsprünge, an denen man hochklettern konnte. Er hätte eine Leiter mitbringen müssen.
    Obwohl … nicht unbedingt , kam es ihr in den Sinn. Stephen bewahrt unsere Leiter in dem kleinen Geräteschuppen hinter dem Carport auf. Vielleicht hat er vergessen, den Schuppen abzuschließen?
    Da war sie wieder, ihre stetige Begleiterin, die ihr frostig in den Nacken blies. Diesmal ließ sie sich nicht so einfach abschütteln wie vorhin. Trotzdem nahm Sarah sich zusammen und ging weiter.
    Ich muss da hinein. Wegen Harvey.
    Gerade als sie das Zimmer erreicht hatte, hörte das Klopfen auf.
    »Mummy, bleib hier«, hörte sie Harvey flüstern, der ihr nachgeschlichen war. »Vielleicht kann er ja doch fliegen.«
    Auch wenn es ihr schwerfiel, lächelte sie ihm zu. »Du wartest hier, versprochen?«
    »Okay.«
    Sie betrat das Kinderzimmer, sah zum dunklen Fenster und tastete nach dem Lichtschalter.
    Fast schon erwartete sie die hässliche Fratze eines Verrückten zu sehen, der zu ihr hereingrinste, dann fand sie den Schalter und musste geblendet blinzeln. Beinahe gleichzeitig begann das Trommeln wieder, und dann sah sie es.
    Sarah ging zum Fenster und atmete erleichtert auf.
    Na also, keine langen dürren Finger. Kein Bogle, und auch sonst niemand .
    Hinter ihrer eigenen Reflexion erkannte sie den dürren Ast, den der Wind von der großen Eibe vor Harveys Fenster abgebrochen hatte. Nun hing er an einem schmalen Stück Rinde vom Stamm. In der Dunkelheit ähnelte er tatsächlich einem gespenstischen Arm, der an einem letzten Sehnenstrang
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