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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
Autoren: Carin Gerhardsen
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schweigend, während Sandén in den Raum zurückkehrte und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
    »Aber jetzt haben Sie zurückgeschlagen«, sagte Sjöberg sanft.
    Er sah, wie die Blutgefäße am Hals des Mannes deutlicher hervortraten. Vielleicht gab es einen verschütteten Zorn, der unter der oberflächlichen Unsicherheit vor sich hin glühte.
    »Erzählen Sie uns, was Sie am Montagabend vor zwei Wochen bei Ingrid Johansson gemacht haben, zu der Zeit, als Hans Vannerberg dort ermordet wurde.«
    Keine Antwort. Sjöberg setzte ein professionelles Lächeln auf und fuhr mit samtweicher Stimme fort:
    »Wir haben sichere Beweise dafür, dass Sie dort waren. Wir haben Ihre Schuhabdrücke im Garten gefunden, und bald werden wir auch Ihre Fingerabdrücke auf der Mordwaffe identifiziert haben. Wir haben Sie bereits bei einer Lüge ertappt. Sie haben behauptet, dass Sie an jenem Abend zu Hause gewesen sind, aber wir wissen, dass Sie sich im Åkerbärsvägen in Enskede aufgehalten haben. Was haben Sie dort gemacht?«
    Thomas’ Gesicht war mittlerweile hochrot angelaufen, aber er nahm sich zusammen und beantwortete die Frage.
    »Ich bin Hans Vannerberg dorthin gefolgt.«
    »Sieh an. Sie sind Hans Vannerberg dorthin gefolgt. Und dann?«
    Sjöberg lächelte siegesgewiss.
    »Nichts. Er ging ins Haus, und ich habe draußen gewartet, aber er ist nicht wieder herausgekommen. Da bin ich nach Hause gefahren.«
    »Na, das ist ja eine richtig plausible Erklärung«, sagte Sjöberg. »Wir werden Ihre Fingerabdrücke auf der Mordwaffe identifizieren. Mal sehen, was Sie dann sagen.«
    Karlsson schwieg, aber sein Gesichtsausdruck war geradezu panisch. Sjöberg gab nicht auf:
    »Warum haben Sie ihn überhaupt verfolgt?«
    »Ich bin ihm zufällig auf der Straße begegnet. Ich war neugierig.«
    »Und Ann-Kristin Widell, haben Sie die auch verfolgt?«
    Das war ein Schuss ins Blaue, das war auch Sjöberg klar, aber er traf.
    »Ich habe sie aufgesucht.«
    »Einfach so? An dem Abend, an dem sie ermordet wurde?«
    Thomas nickte.
    »Waren Sie auf sie auch so neugierig?«
    »Ja.«
    Sjöberg traute seinen Ohren nicht. Bis jetzt hatten sie von Thomas Karlsson keine Spuren in Skärholmen gefunden und auch keine Zeugen, die ihn dort gesehen hatten. Doch jetzt saß er hier und gestand ohne Weiteres, dass er dort gewesen war.
    »Und was haben Sie dort gesehen? Einen bestialischen Mord vielleicht? Den Sie selbst begangen haben?«
    Thomas krallte nervös die Finger in seine Knie.
    »Besucher«, antwortete er. »An dem Abend hat sie viel Besuch bekommen.«
    »Was waren denn das für Typen? Mörder?«
    Nach einem kurzen Zögern sah Thomas direkt in Sjöbergs Augen.
    »Kunden«, sagte er knapp und senkte wieder seinen Blick.
    Sjöberg schwieg und nahm sich einen Augenblick Zeit, den wortkargen Mann zu mustern. Sandén, der bisher noch nichts gesagt hatte, fuhr mit der Befragung fort.
    »Und dann haben wir Lise-Lott Nilsson, was wissen Sie über sie?«
    »Sie ist tot.«
    »Und Sie haben sich nicht zufälligerweise in der Nähe befunden, als sie ermordet wurde?«
    »Nein, ich habe in der Zeitung davon gelesen.«
    »Sie lügen, dass sich die Balken biegen«, sagte Sandén. »Wir haben Fingerabdrücke an allen Tatorten gesichert, ich wette, es sind Ihre. Dann gehen Sie für den Rest Ihres Lebens ins Gefängnis, egal, was Sie hier sagen. Haben Sie noch etwas Vernünftiges zu sagen? Ansonsten können wir diese Vernehmung auch abbrechen.«
    Ein Kopfschütteln war die einzige Antwort, die er bekam, woraufhin Sjöberg die Vernehmung für beendet erklärte und die Verlegung von Thomas Karlsson in die Untersuchungshaft beantragte.
    *
    Thomas wusste nicht, woher diese plötzliche Ruhe kam, aber im Auto auf dem Weg zum Untersuchungsgefängnis stellte sich ein plötzliches und unerwartetes Gefühl der Sicherheit bei ihm ein. Obwohl er gerade in einem sterilen Vernehmungsraum gesessen hatte und einer Reihe schwerer Verbrechen beschuldigt worden war, gab es Leute, die an ihn dachten und sich um ihn kümmerten. Die Polizisten hatten ihn gesehen und Verantwortung für ihn übernommen. Sie hatten mit ihm gesprochen und würden dafür sorgen, dass er schlafen konnte und etwas zu Essen bekam, dass er saubere Kleidung trug und sich nichts Böses zufügte. Sie verachteten ihn zwar, aber er war ein Mensch, und er hatte ihr Interesse geweckt. Er fühlte sich wie ein kleines Kind, das in einem sicheren Schoß gewiegt wurde. Niemand außer er selbst konnte ihm noch wehtun. Die herablassende Art
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