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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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aufgelöst. Es gab nichts mehr zu sehen und der Schneesturm war auch kein Grund, sich im Freien aufzuhalten, wenn es eh nichts Interessantes mehr zu sehen gab. Unbemerkt schlüpfte Rebekka über die Trümmer in die verwüstete Wohnung. Die Tür zur Linken, sie war verriegelt. Rebekka hatte keine Zeit, sich um Feinheiten zu kümmern. Kurz entschlossen trat sie die Tür ein. Die Wut gab ihr genug Kraft, dass die Tür beim ersten Tritt aufsprang. Schnell trat sie ein, ein kurzer Blick zur Orientierung, dann riss sie das Schwert von der Wand, schob es unter ihren Umhang und schon kletterte sie über herabgestürzte Deckenbalken ins Freie und tauchte in den tobenden Sturm ein.
    Aus dem Wind war ein Sturm geworden und aus dem Sturm ein Orkan, der Eis und Schnee mit sich führte, scharfe Waffen, die Rebekka in die Haut schnitten. Auf ihrem Weg zum Haus war er noch schwächer gewesen und er hatte von hinten geweht, aber nun musste sie gegen die Gewalt eines Blizzards ankämpfen. Eiszapfen bildeten sich an den Säumen ihres Umhangs und der Krempe ihres Hutes. Ohne die angeheftete Maske wäre er von den Naturgewalten mitgerissen worden.
    Mit gesenktem Kopf schob Rebekka sich Schritt für Schritt weiter. Sie würde sich nicht aufhalten lassen! Warum nahm sie das Mittel nicht ein? Sie konnte doch mit dem Golem gegen den Drachen antreten! Sofort verwarf sie den Gedanken. Von Steinborn wartete auf sein Schwert und es war nicht sicher, ob sie allein gegen den Drachen bestehen konnte, selbst wenn sie den Golem benutzte.
    Endlich kam der Platz in Sicht, auf dem George und der Drache gekämpft hatten. Der Schnee fiel so heftig, dass er die Trümmer des Brunnen und die Leichen der Getöteten völlig bedeckte. Rebekka hetzte über den Platz und weiter, die Gasse entlang, die der Golem genommen hatte. Hier war sie geschützt vor der Wucht des Schneesturms und kam schneller voran.
    Freiherr von Steinborn wich geschickt dem Drachen aus. Das Untier wusste genau, dass er ihm den Schwanz abgetrennt hatte, und wollte ganz offensichtlich Rache. Immer wieder stieß der Drache auf ihn herab, aber der Freiherr nutzte geschickt die Umgebung, die Gebäude und Eingänge der Häuser. Das, was aus dem Drachen und Melissa de Ville geworden war, hatte nicht die Macht des Drachen in ganzer Stärke bekommen. Dafür war zu viel Mensch in der Mischung, nahm von Steinborn an, aber das Untier war mächtig genug, ihn mit einem Schlag seiner krallenbewehrten Finger ins Jenseits zu befördern. Es war ein glücklicher Umstand, dass die Zollgebäude, die sich hier an der Hafengrenze erstreckten, aus massivem Granit errichtet worden waren. So gab es genug Ecken und Vorsprünge, unter denen von Steinborn Schutz fand. Doch die Schläge des Drachenhybriden waren so hart, dass nach einigen davon sogar Granit brach und der Freiherr sich einen neuen Schutz suchen musste.
    Der erstarrte Golem stand mitten auf dem Fischmarkt, einem Platz, an dem die Meeresfrüchte, die am Tage gefangen worden waren, am Abend verkauft wurden. Der Drache kreischte und schlug seinen nachgewachsenen Schwanz wütend auf den Boden. Melissa kam nicht an diesen Mistkerl heran, der wie ein nasses Stück Seife immer wieder zwischen ihren Klauen durchschlüpfte.
    Als der Golem hier stehengeblieben war, hatte sie versucht, ihren angeschlagenen Widersacher aus der Umklammerung des ungeschlachten Riesen zu zerren und von Steinborn hatte schon befürchtet, sie würde dem Vampir Arme oder Beine ausreißen. Er hatte seine beiden Pistolen gezogen und auf den Drachen abgefeuert. Bei den üblichen Schießübungen, die auch für Offiziere abgehalten worden waren, hatten ihn seine Kameraden oft wegen seiner Zielsicherheit beneidet, etwas, das ihm gegeben war. Er hatte schon immer gut treffen können, als Kind beim Spiel mit einem Ball so sicher wie als Soldat mit der Kugel. Von Steinborn zielte auf die Augen des Drachen. Die Augen waren bei jedem Wesen, das ihm bisher untergekommen war, ein gefährdeter Punkt gewesen.
    Die zweite Kugel hatte getroffen. Zwar hatte sie das Auge nicht herausgeschossen oder zerstört, doch Blut floss und der Drache brüllte schmerzerfüllt auf, dass die Scheiben der umstehenden Häuser in den Rahmen klirrten.
    Halb geblendet war er auf den Freiherrn zugestürmt, der sich schleunigst in Sicherheit brachte. Der Drache krachte in den Eingang des Hauptzollamtes und verfing sich fast in den Ketten und Eisenplatten, die die Holztür gesichert hatten. Leider heilte das Auge sehr schnell.
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