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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Besten gestellt, wie Ihr ja selbst wisst.“ Er deutete auf meine halb gepackten Sachen. „Ihr seid auch auf der Flucht?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Meine Reise hat nichts mit der Pest zu tun, Herr Doktor, rein gar nichts. Vielmehr geht es um mein altes Lieblingsthema …“
    „Womit wir bei dem Punkt wären, der mich zu Euch führt, Freiherr. Ich muss mich bei Euch entschuldigen.“
    „Entschuldigen? Ihr bei mir? Ich verstehe nicht, worauf Ihr hinauswollt  …?“
    Der alte Mann ließ sich auf meine Bettkante nieder, da die Stühle mit Hosen und Hemden bedeckt waren, und erzählte mir die Geschehnisse des gestrigen Abends, den Mord an dem Apotheker und - wie sich herausgestellt hatte – seiner Zugehfrau und der darauffolgenden Untersuchung und deren Ergebnis. Als er geendet hatte, sah er mir tief in die Augen. „Ich glaube Euch jetzt!“
    Ich hatte in meiner Jugend eine sehr befremdliche Sache erlebt, von der ich ihm während der Operation an meinem Knie erzählt hatte, teils aus Gründen der Ablenkung, teils weil ich zum ersten Mal einen intellektuell ebenbürtigen Gesprächspartner hatte, seit ich den Kriegsdienst angetreten hatte.
    Stanken hatte mit seiner Sonde, die aussah wie der Schnabel eines Storches, nach der Kugel gesucht und der Schmerz war kaum erträglich gewesen.
    „Erzählt mir eine Geschichte, Soldat!“, befahl er mir, wohl wissend, dass mich das von den Schmerzen ablenken würde, und so erzählte ich ihm ein Geschehnis aus meiner Jugend, das mich noch immer beschäftigte und noch immer beschäftigt bis auf den heutigen Tag!
    Ich war elf Jahre jung gewesen, als mein Vater einen Reitunfall hatte. So nannte man es zumindest, denn Duelle waren bei Strafe verboten. Man erzählte mir, mein Vater sei zwar der Sieger, aber schwer verwundet, der andere jedoch sei tot. Meine Mutter hatte alle Hände voll zu tun mit dem Haus und den Gutsgeschäften, die nun ihr oblagen, da mein Vater außer Gefecht gesetzt war, und zugleich musste sie sich um ihren verwundeten Gatten kümmern. Da war keine Zeit, ein Auge auf uns Kinder zu haben, und das nutzten wir weidlich aus.
    Die anderen waren in diesem Sommer oft am See, um zu schwimmen, aber mich reizte etwas anderes mehr. In der Nähe unseres Gutes liegt die Ruine eines Klosters, ein Ort, um den sich zahllose gruselige Sagen und Geschichten spannen, und ich wollte diese unheimliche Ruine erforschen. Im Geiste war ich mal Ritter, mal Sarazene oder Mönch. Ich spielte gern dort ganz für mich allein. Ich war schon als Kind kein geselliger Mensch gewesen und lieber für mich geblieben, als mit anderen zu spielen.
    An einem besonders warmen Tag vergaß ich dort völlig die Zeit und erst als die Sonne hinter dem Wäldchen niederging, wurde mir gewahr, dass ich es kaum noch im Tageslicht nach Hause schaffen würde, selbst wenn ich rannte. Ich hatte erst die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht, als ein Mann aus dem Waldsaum hervorbrach. Seine Jacke war über der Schulter zerfetzt und blutverschmiert und er starrte mich aus weit aufgerissenen Augen an.
    „Oh Gott, nein!“, stieß er hervor, ich höre seine Worte noch heute! Dann packte er mich an der Schulter und befahl mir mit atemloser Stimme, ich solle mich unter dem Strauch an der Eiche gegenüber verstecken. Der Befehl kam so eindringlich, dass ich nicht anders konnte, als ihm Folge zu leisten. Ich rannte die dreißig Schritte zu der Eiche und kroch unter den Dornenbusch, der mir das Hemd und die Haut zerfetzte. Der Mann starrte noch immer in meine Richtung. Als ich völlig unter dem Busch verschwunden war, drehte er sich entschlossen um und zog ein breites Messer aus dem Gürtel. So stand er da, leicht nach vorn gebeugt und mit ausgebreiteten Armen. Dann krachte es gegenüber im Wald. Erst entfernt, dann schnell näher und ohne Vorwarnung durchbrach ein schwarzer Drache die Phalanx aus Eichen und Buchen, riss zwei mannsdicke Bäume aus dem Boden und stürzte sich mit ohrenzerfetzendem Brüllen auf den Mann. Der Ärmste hatte keine Chance. Der Drache war vier bis fünf Mal so groß wie der bullige Mann und zerriss ihn vor meinen Augen. Ich konnte nicht wegsehen. Der Drache schlug seine Zähne in die Brust des Mannes und mir schien, als tränke er sein Blut, ich schwöre es! Dann packten die Klauen das Opfer und rissen ihn in drei Teile. Der Drache ließ die Teile links und rechts von sich fallen und spie das dritte auf die Erde, um sich dann mit einem heiseren Schrei in den Himmel auf zu machen. Seine
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