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Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)
Autoren: Wim Vandemaan
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bewahrenswerte Legende, wie Crest sie gelehrt hatte.
    »Glaubst du sie denn, diese Legende?«, hatte sie ihn damals gefragt.
    Er hatte gelacht. »Legenden glaube ich nur, wenn sie wahr sind. Wenn sie aber wahr sind, wären sie keine Legenden.«
    Natürlich war es auch für kein lebendes Wesen notwendig, diese zahllosen Namen zu kennen oder die Koordinaten. Namen und Raumlagedaten ruhten in den positronischen Archiven ihres Volkes, verwaltet und gesichert von den großen, künstlichen Gehirnen ihrer Zivilisation.
    Das Gefäß des Imperiums. Seine imaginäre, unsichtbare und doch so sichere Grenze. Die für Feinde undurchdringliche Membran des Sternenreiches.
    Hatte sie sich das Äußere des Imperiums so vorgestellt? Sie erinnerte sich an die ersten Tage nach der Havarie auf dem Trabanten. Ein Widerwille bis an die Grenze physischer Übelkeit überkam sie, als sie an die Lethargie der Besatzungsmitglieder dachte. An deren stille Genugtuung, dass die Expedition unterbrochen war, wenn nicht sogar abgesetzt. Eine immerwährende Zwischenlandung auf dem Trabanten, die die Expeditionsleitung als Denkpause nutzen sollte, wie einige Besatzungsmitglieder gemunkelt hatten. Laut genug, um allgemein vernehmbar zu sein.
    Ihr kam schlicht keine Welt des Imperiums in den Sinn, die sie gerne gesehen hätte.
    »Zeig mir Terra!«, sagte sie zornig.
    Ein schwarzer Planet erschien in dem holografischen Firmament, die sonnenabgewandte Seite der Erde. Hier und da schimmerten lichte Flecken durch eine aufgequollene Wolkendecke. Das waren die urbanen Zentren. Sie lagen ungleichmäßig über den Globus verteilt.
    Irgendwo dort, in der schwach erleuchteten Finsternis, war Crest. Wie viel Finsternis wir auf uns nehmen, wenn wir leben wollen , dachte Thora. Sie stellte sich ihren Mentor vor, hoch aufgerichtet, aber schwach, zwischen den zwei Planetariern, Rhodan und Bull.
    Dort unten, wo Crest war, schrieb man Montag, den 30. Juni des Jahres 2036. Thora hatte sich bislang nicht gefragt, worauf sich diese Zeitzählung bezog. Welche Schlacht mochte der Zeitgeber damals geschlagen, welches Volk unterworfen, welches Verhängnis über die Welt gebracht haben, dass man seiner noch nach über zweitausend Umläufen um die Sonne gedachte? Sie würde sich gelegentlich erkundigen.
    Es war so still in der Zentrale, dass Thora ihre eigenen Atemzüge hören konnte. Nichts außerdem. Ein Schiff, das nicht flog, war wie ein Lebewesen, das schlief. Die lebenserhaltenden Organe folgten ihren Routinen. Das Herz schlug, die Leber entgiftete, die Lungen tranken Sauerstoff.
    Ein Bewusstsein war dazu nicht nötig.
    Thora schloss die Augen und stellte sich die Prozesse vor, die in den Tiefen des Schiffskörpers abliefen. Das Erzeugen und Verteilen von Energie, die den Schutzschirm speiste. Das Einatmen und Ausatmen der Bordluft, die in den Umwälzungsanlagen gefiltert, gereinigt und mit Gesundheit konservierenden Stoffen angereichert wurde. Die Erwärmung der Atmosphäre, das Erschaffen von Licht.
    Sie dachte an die Maschinerie, die die Wassertanks überwachte, an die Anlagen, die die Nahrung zubereiteten und wo nötig aus den Ausscheidungen zurückgewannen. Sie dachte an die therapeutisch-diagnostischen Programme, nach denen das Schiffshirn die körperliche Gesundheit der Besatzungsmitglieder beaufsichtigte und behütete und im Falle einer Gefährdung vor Schaden bewahrte. An die Programme, die, wenn der Schaden doch eingetreten war, die Betroffenen in die Medoabteilung des Schiffes bestellte, wo sie einer Behandlung zugeführt wurden, die Zusammensetzung des Blutes in den wünschenswerten Zustand befördert wurde, wo die Knochensubstanz erneuert, die Seh- und Hörkraft optimiert und gegebenenfalls die Organe entnommen und durch neue und genetisch passgenaue ersetzt wurden.
    Vorausgesetzt, die geeigneten Mittel und Ressourcen standen zur Verfügung.
    Leider war der Schlaf, den das Schiff schlief, nicht heilsam. Leider hatte das Schiff selbst Schaden genommen, möglicherweise irreparablen Schaden.
    Leider war es weder in der Lage, sich selbst noch den Arkoniden zu helfen, die zu pflegen, zu heilen und zu beschützen seine Aufgabe gewesen wäre.
    Übrigens waren diese Arkoniden offenbar nicht sehr bekümmert über das eklatante Versagen des Schiffes in einigen seiner Aufgaben. Es speiste und tränkte sie; es stellte ihnen die Energie für ihre Spiele zur Verfügung; es schloss sie ab gegen die lebensfeindliche Außenwelt.
    »Kommandantin«, meldete sich die Positronik.
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