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Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)
Autoren: Wim Vandemaan
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Titan.
    »Ich habe eine Bitte«, sagte Quiniu Soptor.
    Thora sah sie von der Seite an. Langsam wendete Soptor ihr das schwarze Gesicht zu. Etwas wie ein Hauch strich durch das rote Gefieder auf ihrem Kopf und bauschte es leicht. Sie hob die Augen mit den silbrigen Iriden und schaute Thora an.
    »Sagen Sie«, forderte Thora sie auf.
    »Ich möchte selbst fliegen.«
    »Sind Sie schon einmal selbst geflogen?«, fragte Thora.
    »Ja.«
    »In einem Virtuarium?«
    »Auch.«
    Thora überlegte kurz. »Gut«, sagte sie und übertrug das Steuerkommando auf Quiniu Soptor. Die Chimäre, wie Tamika sie genannt hatte, legte ihre Hand um den Steuerstick. Selbst hier schimmerte die dunkle Haut gelegentlich bläulich.
    Soptor hielt den Aufklärer weitgehend nur auf Kurs und vollführte lediglich winzige Manöver. Nach einigen Minuten konnte sie ihn in den Orbit um den Mond lenken. Titan war groß, größer als der Planet, der diese Sonne auf der engsten Umlaufbahn umkreiste. Seine Atmosphäre aus Methan und Stickstoff war dicht und eiskalt. Den schweren Gasen fehlte die nötige thermische Kraft, dem Sog der Schwerkraft zu entweichen. Fotochemischer Smog hüllte den Trabanten in einen schwer durchschaubaren Schleier. Die Ortung empfing Radiowellen, die von den unterirdischen Seen des Mondes ausgesendet wurden.
    »Wir gehen tiefer«, sagte Thora.
    »In die Atmosphäre?«, fragte Soptor.
    »Ja«, sagte Thora. »Wenn Sie wollen, übernehme ich die Steuerung wieder.«
    Quiniu Soptor griff den Steuerstick fester und drückte ihn nach vorne.
    Der Aufklärer tauchte ein in das Methangewölk.
     
    Quiniu Soptor ließ den Aufklärer immer tiefer in die dichte Atmosphäre sinken. In ihren oberen Schichten rotierte die Gashülle schneller als der Mond selbst. Hin und wieder wurde der Aufklärer von einer Böe erfasst und mal nach links, mal nach rechts abgetrieben. Soptor fing die Drift mit wachsender Sicherheit ab. Sechzig Kilometer über dem Boden herrschte mit einem Mal Windstille. Allmählich wich der rauchartige Schleier und gab den Blick auf den Boden frei. Thora entdeckte die Küstenlinien eines riesigen Methansees.
    Soptor folgte eine Weile lang dem Lauf eines Flusses.
    Plötzlich gerieten sie in einen sintflutartigen Regen. Faustgroße Methantropfen klatschten auf das Glassit der Kanzel und zersprangen. Thora roch ein merkwürdiges, bittersüßes Aroma. Sie wendete ihren Kopf Quiniu Soptor zu. Die Chimäre steuerte mit großer Konzentration und Ernsthaftigkeit – jemand wie Kemath hätte den Steuerstick längst losgelassen, die Hände in den Nacken gelegt und zugeschaut, wie der positronische Autopilot die Verantwortung übernahm.
    Thora sah, dass die feinen roten Federn auf Soptors Kopf an den Spitzen feinste Tröpfchen absonderten, eine Art Tau, der, wenn er sich verflüchtigte, den bittersüßen Duft verströmte.
    »Bist du das?«, fragte Tamika in diesem Moment. Sie hatte es also auch gewittert.
    Soptor antwortete nicht.
    Sie glitten über eine Landschaft dahin, die voller Ethan- und Methanseen lag. Dann folgte ein zerfurchtes Terrain, ein großer, ausgetrockneter See. Thora schaute auf das Datenholo. Hier, wenige hundert Meter über dem Boden, betrug die Luftfeuchtigkeit, die der Methandampf bewirkte, 45 Prozent. Die Atmosphäre war nun so dicht und die Schwerkraft des Mondes so gering, dass Thora, wäre sie ausgestiegen, allein mit ihrer Muskelkraft hätte fliegen können.
    Wieder wechselte die Landschaft. Sie überquerten einen Einschlagkrater, dann eine vulkanische Struktur, schließlich ein ausgebreitetes Dünengebiet, dessen Kämme sich bis zu dreihundert Metern erhoben.
    »Empfängst du biogene Daten?«, fragte Tamika die Positronik.
    »Nein«, antwortete das Bordhirn. »Möglicherweise existieren protobiotische Strukturen oder elementare Mikroorganismen. Aber auf deren Wahrnehmung sind meine Sensoren nicht eingerichtet.«
    »Hm«, machte Tamika. »Also vielleicht einige Bakterien, Bakterienkolonien, einfache Würmer und etwas in der Art.« Sie lachte. »Also gehört das System nicht den Rhodan-Wesen allein.«
    »Was freut dich daran?«, wollte Quiniu wissen.
    »Wir könnten mit ihnen verhandeln und ihnen das System abkaufen«, sagte sie. »Eine weitere Perle im Diadem des Großen Imperiums. Weitere Welten, die der Regent nicht mehr aus seinen allsorgenden Augen lässt.«
    »Die allsorgenden Augen ...«, sagte Quiniu gedehnt.
    »Lästere nicht, du Chimäre«, sagte Tamika mit dunkler Stimme. »Neulich noch habe ich am eigenen
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