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Perry Rhodan - 2566 - Oase der Wissenden

Perry Rhodan - 2566 - Oase der Wissenden

Titel: Perry Rhodan - 2566 - Oase der Wissenden
Autoren: Frank Borsch
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furchtbar: Mal stand Kälte in ihm, mal Wut, mal

Grausamkeit.
    In diesem Moment las der Okrivar ein neues Gefühl in Sinnafochs Augen: Mitgefühl.
    »Kruuper, wie geht es dir?«
    »Kruuper ... Kruuper noch lebt?« Er stöhnte.
    »So scheint es. Du hast im letzten Moment Wasserstoff erhalten. Die Okrivar- Ärzte sagen, dass

keine Schäden bleiben werden.«
    »Gut das ist«, sagte Kruuper und blickte in die Augen Sinnafochs, die ihm wie ein Paar

wärmender orangefarbener Sonnen anmuteten. Was war los mit ihm? Hatte er doch einen Schaden

erlitten? Spiegelte ihm sein angeschlagenes Gehirn das Unmögliche vor? War die Sorge des Vatrox

um ihn ein neuer, grausamer Trick des Schicksals?
    Wer war dieser Sinnafoch?
    Er wusste es nicht. Der Vatrox wirkte nicht wie ein einzelnes Wesen, sondern wie eine Vielzahl

von ihnen - und man konnte nie voraussagen, welche seiner Persönlichkeiten ihn im nächsten

Augenblick beherrschen würde. Man konnte sich nie darauf verlassen, welcher Sinnafoch die

Oberhand hatte. Eben noch behandelte er auf dem Transferdeck des Handelssterns den Darturka-

Offizier wie ein Ding und nicht wie ein intelligentes Wesen aus Fleisch und Blut, und nun wirkte

er, als wäre er bereit, alles zu tun, um Kruupers Leben zu schützen.
    Wie ... die verdrängte Erinnerung Kruupers kehrte zurück. Philip! Der Okrill hatte

seinen Körper als Schild benutzt, um Kruuper vor dem Beschuss der Darturka zu schützen!
    »Philip! Was ist geschehen mit Philip?«
    »Er lebt«, antwortete Sinnafoch. »Er ist bei uns. Kannst du aufstehen?«
    »Ja, glaube das ... «
    Der Vatrox streckte ihm die Hand hin, damit sich Kruuper daran in die Höhe ziehen konnte.
    Der Okrivar zögerte. Es musste eine Einbildung sein. Ein Wunschbild, das ihm sein

angeschlagenes Gehirn vorgaukelte. Sinnafoch, der Freund, der ihm die Hand entgegenstreckte. Eine

Täuschung - oder ein Trick des Vatrox.
    Kruuper griff zögerlich nach der dargebotenen Hand. Sie war echt. Sinnafochs Finger schlossen

sich fest um die seinen, und der Vatrox zog.
    Schwankend kam Kruuper hoch. Ihm war schwindlig. Sinnafoch stützte ihn, bis der Schwindel

abgeklungen war.
    Der Okrivar sah sich um. Sie befanden sich in einer Kabine, die zum Handelsstern JERGALL

gehören musste. Die Kabine war groß, beinahe so groß wie jene, die Kruuper einst auf dem

Schlachtlicht CORRALSO sein Eigen genannt und mit seinen Figuren bevölkert hatte. Doch diese

Kabine war leer. Vatrox hatten eine Vorliebe für Leere, weil sie glaubten, dass sich daran ihr

Status ablesen ließ. Kruuper wusste, dass sie sich irrten: Was sie sahen, war nicht mehr als die

Spiegelung ihrer eigenen inneren Leere.
    Philip lag in einer Ecke der Kabine. Der Okrill hatte alle acht Glieder von sich gestreckt und

lag flach auf dem Bauch. Er regte sich nicht.
    »Er schläft«, sagte Sinnafoch. »Philip hat einiges eingesteckt.«
    Kruuper machte sich los und ging zu Philip. Er streichelte ihn zärtlich. Die Haut des Okrills

war so heiß, dass er die Wärme durch die Handschuhe seines Schutzanzugs spürte.
    Sinnafoch trat neben ihn. »Es ist ein Wunder, dass Philip noch lebt. Seine Haut hat den

Großteil der thermischen Energie reflektiert, aber sie hat trotzdem ein Vielfaches dessen

absorbiert, was ein gewöhnliches Wesen überstehen könnte. Philip ist ein Phänomen. Ich glaube, er

wird niemals aufhören, uns zu überraschen.«
    Der Vatrox zog ein Tuch aus der Tasche und wickelte es mehrfach um die rechte Hand. Er ging in

die Hocke, besah sich Kopf und Hals des Okrills. Seine vor der Hitze notdürftig geschützte Hand

wanderte entlang des Halsbands, das Philip trug. Halb unter dem Gewicht des Okrills begraben,

ertastete Sinnafoch den Gedankenaufzeichner. Mit einem Ruck löste er das Gehäuse aus seiner

Befestigung.
    Sinnafoch richtete sich auf und hielt es Kruuper hin. »Sieh ihn dir an. Ist er

beschädigt?«
    Der Okrivar musste seine ganze Kraft aufwenden, das Gerät zu greifen. Das Mitgefühl in

Sinnafochs Augen war erloschen. Jedes Mitgefühl. Es hatte kalter Entschlossenheit Platz

gemacht.
    Kruuper nahm den Gedankenaufzeichner, der keiner mehr war. Sinnafoch hatte ihn einst Philip

geben lassen, um das Erwachen der Intelligenz in dem Okrill zu überwachen. Es hatte Philip, der

bis zu diesem Augenblick nur ein Tier gewesen war, die Möglichkeit gegeben, sich zu verständigen.

So lange, bis der Stimmapparat des Okrills das Handelsidiom gemeistert hatte. Philip
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