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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht
Autoren: Cabot Meg
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üblichen sarkastischen Ton: »Oh, Sie sind’s.«
    War es möglich, überlegte sie, dass dieser Tag, der nicht eben vielversprechend begonnen hatte, immer noch schlimmer werden konnte?

3
    Lou. Ausgerechnet Lou …
    Okay, damit hätte er rechnen müssen, so wie die Dinge gelaufen waren. Vom Debakel letzte Nacht im Hotelzimmer – dank Melanie Dupre – bis zur rasanten Flucht an diesem Morgen, um der versammelten Presse in der Eingangshalle zu entrinnen, ganz zu schweigen von den demonstrierenden Umweltschützern, die dem Staat grollten, weil er es Tim Lord erlaubte, einen Teil des Mount McKinley zu sprengen, hatte sich Jack Townsends Leben zu einem einzigen konstanten Albtraum entwickelt.
    Nein, kein Albtraum. Albträume jagten einem Angst ein. Aber das war ganz einfach nur …
    Lächerlich.
    Mein Gott! Wütend auf sich selbst überlegte er, wieso er überhaupt in diese Situation geraten war. Nun kamen endlose Fragen auf ihn zu, Spekulationen, Verdachtsmomente, Getuschel und Gekicher.
    Natürlich konnte er nicht behaupten, dass Melanie an allem schuld war. Er durfte nicht sagen: »Weil ich genug von Schauspielerinnen hatte, wollte ich Melanie wegschicken, und da demolierte sie mein Zimmer.« Nein, das konnte er nicht sagen, sonst wäre er kein Gentleman.
    Und obwohl er dachte, sein gefühlskalter, ziemlich selbstherrlicher Vater hätte ihm nicht allzu viel beigebracht … eines hatte er von Gilbert Townsend gelernt:
Plaudere nie deine Bettgeschichten aus. Das Einhalten dieser eisernen Regel wurde Jack von diesem Tag an dadurch erschwert, dass er in kein Hotel mehr einchecken konnte, ohne sich Kommentare über brennende Sofas gefallen lassen zu müssen.
    Und jetzt das. Lou Calabrese. Perfekt. Ganz klar, sie musste sich ausgerechnet diesen Tag aussuchen, um das Set zu besuchen.
    Normalerweise war er nicht unglücklich, wenn irgendwo eine hübsche Frau auftauchte. Aber wenn diese Frau Lou Calabrese hieß, störte es ihn ganz gewaltig.
    Weil Lou, um es unverblümt auszudrücken, eine schreckliche Nervensäge war.
    Alle Autoren benahmen sich unerträglich. Das wusste er nur zu gut, weil er in der Vergangenheit mit zu vielen von ihnen zu tun gehabt hatte. Und Drehbuchautoren waren die allerschlimmsten. Temperamentvolle, egomanische Künstler, die sich für genial hielten, restlos von ihrer eigenen Wichtigkeit überzeugt.
    Und Lou Calabrese war die Allerschlimmste. Wenn man nur ein einziges Wort an ihren heiligen Dialogen änderte, machte sie den Schauspielern – das wusste Jack aus eigener Erfahrung – die Hölle heiß. Warum Tim Lord schon wieder mit ihr arbeitete, würde Jack nie verstehen.
    Andererseits … vielleicht hatte Tim noch nicht herausgefunden, was für eine furchtbare Nervensäge sie war. Das lag vermutlich daran, dass Greta und Bruno sie bei den Dreharbeiten zu Hindenburg nicht herausgefordert hatten, indem sie filmreif improvisiert hätten. Denn dazu fehlte es ihnen ganz einfach an Intellekt.

    Nicht dass Lous Dialoge nicht okay wären. Immerhin hatte sie einen Oscar gewonnen, oder? Trotzdem. Es ist so lange komisch, bis es jemandem wehtut. Wen wollte sie eigentlich zum Narren halten? Arnold hatte »Hasta la vista, Baby« sagen dürfen. Eastwood »Na los doch! Make my day«. Und Willis hatte »Yipee-yi-yea, Schweinebacke«.
    Aber Jack Townsend sollte sich für so einen Satz begeistern? »Es ist so lange komisch, bis es jemandem wehtut.«
    »Oh.« Vicky schaute von Lou zu Jack und wieder zurück. »Ach ja, ihr zwei kennt euch ja schon lange. Seit dem ersten Copkiller . O Gott, wann war das? Vor fünf Jahren?«
    »Sechs«, wurde sie von Lou verbessert.
    Um den scharfen Klang ihrer Stimme zu überhören, hätte Jack taub sein müssen. Also beruhten die Emotionen auf Gegenseitigkeit? Als wäre das nicht offensichtlich, dank der Demütigungen, die er als Detective Pete Logan in Copkiller II und III erduldet hatte.
    Für ihn war das ganz okay, denn er mochte sie auch nicht besonders.
    »Sechs Jahre, unglaublich, dass es schon so lange her ist …« Vicky verstummte. Anscheinend hatte sie nun begriffen, dass es besser wäre, den Mund zu halten. Wie er sich jetzt entsann, gehörte das zu ihren Vorzügen – sie war nicht dumm. Nur ein bisschen verrückt, mit ihrem Faible für Tai-Chi und Tiefenmassagen und dem neurotischen Zwang, alle streunenden Tiere nach Hause zu schleppen, die ihr über den Weg liefen. Aber sobald’s drauf ankam, benahm sie sich einwandfrei. Abgesehen von – was war es doch gleich? Ach
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