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Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Titel: Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Autoren: Christian Loeffelbein
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fragte Claire. »Du siehst ja aus wie Lady Lukrezia.«
    Percy wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr ihn sein schlechtes Spiel ärgerte. Er hockte sich hin, kniff die Augen zusammen und zielte auf eine grüne Murmel, die an der Kreidelinie lag.
    »Wer ist denn Lady Lukrezia?«, wollte er wissen, während er seine Murmel in den Kreis schnipste. Sie rollte in einem guten Tempo auf die grüne zu, machte dann allerdings einen kleinen Bogen und blieb zehn Zentimeter von ihr entfernt liegen.
    »Du konzentrierst dich einfach nicht genug«, sagte Linda.
    »Lady Lukrezia ist eine unserer Vorfahren.« Claire zeigte auf ein Ölgemälde, das hinter ihr an der Wand hing. Darauf war eine Frau in einem weißen Gewand zu sehen, die ziemlich hübsch gewesen wäre, wenn sie nicht so verdrießlich geguckt hätte.
    »Menschenskinder«, sagte Percy. »Welche Laus ist der denn über die Leber gelaufen?«
    »Keine Laus, sondern eine Spinne«, sagte Linda.
    »Nicht nur eine«, warf Claire ein. Sie schnipste die grüne Murmel aus dem Kreis und noch zwei weitere dazu.
    »Sie soll eine Vorliebe für äußerst ungewöhnliche Haustiere gehabt haben«, erklärte Linda und stellte sich zu Percy vor das Ölgemälde. »Besonders mochte sie Tierchen mitacht Beinen. Bei unseren anderen Vorfahren war sie wohl nicht sonderlich beliebt, denn als sie mehrere Tage lang nicht zum Essen erschien, hat sich niemand daran gestört. Schließlich hat sich die damalige Köchin auf die Suche nach ihr gemacht und ist in den Turm gestiegen, wo Lady Lukrezia lebte.«
    »Erst im letzten und obersten Zimmer soll sie sie gefunden haben«, sagte Claire, während sie ihre Murmeln einsammelte. »Die Gute hatte dort auf dem staubigen Teppich gelegen und aus ihren Ohren und Augen sollen schwarze Spinnen gekrabbelt sein. Die damalige Köchin war wie unsere Brenda hart im Nehmen, aber als dann noch eine dicke haarige Riesenspinne aus dem Mund der Lady hervorkam, war es auch um sie geschehen.«
    Claire kitzelte Percy von hinten am Hals und zog eine Grimasse. »Vom Wahnsinn gepackt, hat sie sich aus dem Fenster gestürzt«, sagte sie mit unheilvoller Stimme.
    »Besonders tief gefallen ist sie allerdings nicht«, fügte Linda hinzu. »Eine spitze Fahnenstange hat ihrem Sturz ein Ende bereitet. Noch heute soll man in manchen Nächten ihre Schreie durch die Landschaft gellen hören.«
    »Mach dir keine Sorgen.« Claire klopfte Percy auf die Schulter. »Solche Geschichten sind normal für Häuser wie Darkmoor Hall.«
    »Ich weiß«, sagte Percy betont gleichmütig. »Ich lese unheimlich gern Kriminalromane und Schauergeschichten. Da kommen solche Sachen alle naselang vor.«
    »Dann bist du hier genau richtig«, sagte Linda. »Schau mal hinter dich.«
    Percy drehte sich um. Er starrte in ein Paar hervorquel-lender Augen in einem roten aufgedunsenen Gesicht und ein Schrei entfuhr ihm.
    »Ja, ja, der gute Onkel Tristram erschreckt auch so manchen hartgesottenen Schauergeschichtenleser«, sagte Claire.
    »Unser Urururonkel aß für sein Leben gern Spanferkel mit Apfelkompott«, erzählte Linda. »So gern, dass er Tobsuchtsanfälle bekam, wenn ihm am Wochenende nicht sein Leibgericht serviert wurde. Die genauen Umstände sind nicht überliefert, aber es hat wohl einmal einen schlimmen Streit gegeben, und Onkel Tristram soll gebrüllt haben, dass er der Köchin den Kopf abschlagen und ihn sich mit Apfelkompott servieren lassen würde, wenn nicht gleich sein Braten auf dem Tisch stände und …«
    »Tatsächlich war es dann aber Onkel Tristrams Kopf, der für das schaurige Ende der Geschichte sorgte«, unterbrach Claire ihre Schwester. »Es kursieren verschiedene Versionen davon, aber alle haben etwas damit zu tun, dass der Kopf über den Boden rollte, während die Fäuste seines zornigen Besitzers noch immer auf die Tischplatte im Speisesaal einschlugen. Der Kopf soll währenddessen immer wieder geschrien haben: ›Wo ist mein Schweinebraten? Welcher Lümmel hat meinen Schweinebraten gegessen?‹«
    »Was ist? Wollen wir uns Geschichten erzählen oder Murmeln spielen?«, fragte John.
    »Damit du auch noch die letzten drei abstauben kannst?« Claire ging zu dem Kreidekreis zurück und betrachtete ihn skeptisch.
    »Kommt mal her«, sagte sie. »Während wir Familiengeschichten erzählt haben, hat John fast alle Murmeln eingesackt!«
    »Ich hab nicht geschummelt.« John holte einen Karamellbonbon aus seiner Hosentasche und begann, nervös darauf herumzukauen.
    »Fünf Murmeln auf einen
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