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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Autoren: Guillem Balagué
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Augenblick der Geselligkeit erlebt hatten.
    An jenem Tag, an dem er vor Medienvertretern aus aller Welt ankündigte, dass er den Klub, dem er seit seiner Kindheit angehörte, nach vier Jahren als Trainer der ersten Mannschaft verlassen werde, konnte man sehen, welchen Tribut diese Zeit gefordert hatte. Es war abzulesen an den Augen und am zurückweichenden, inzwischen auch grau durchwirkten Haaransatz. Ja, die Augen – besonders gut sichtbar war die Entwicklung, wenn man ihm in die Augen sah. Er war nicht mehr so lebhaft und beeinflussbar wie an jenem Morgen in der Schweiz, als Sie ihm ein paar weise Worte und väterlichen Rat mit auf den Weg gaben. Wussten Sie schon, dass er dieses Gespräch, diese 15 Minuten mit Ihnen, immer noch als einen der Höhepunkte seiner Laufbahn bezeichnet? Er klang wie ein vom Starruhm geblendeter Teenager, der danach noch tagelang wiederholte: »Ich begegnete Sir Alex, ich unterhielt mich mit Sir Alex Ferguson!« Damals war das alles neu und aufregend. Hindernisse waren eher Herausforderungen als unüberwindliche Hürden.
    Die moderne, rechteckige UEFA -Zentrale am Ufer des Genfer Sees war an jenem sonnigen Morgen im September 2010 bei der jährlichen Trainerkonferenz der Schauplatz für die erste gesellige Begegnung zwischen Ihnen und Pep Guardiola, seit Sie beide Trainer geworden waren. Vor diesem Termin war Ihnen in Rom kaum Zeit geblieben, mehr als bloße Höflichkeitsfloskeln auszutauschen, und Pep hatte sich darauf gefreut, etwas Zeit in Ihrer Gesellschaft verbringen zu können, weit weg vom Druck des Wettkampfgeschehens. Die Konferenz bot den Trainern die Gelegenheit für Klatsch, die Erörterung von Trends, für Kritik und Konsens im Rahmen einer Elitegruppe von Führungspersönlichkeiten, die den Rest des Jahres im Zustand fortwährender Einsamkeit verbringen sollten, intensiv beschäftigt mit der Betreuung von 20 oder mehr Egos, samt deren Familien und Beratern.
    Unter den Gästen war auch ein gewisser José Mourinho, der schillernde neue Trainer von Real Madrid und aktuelle Champions-League-Sieger mit Inter Mailand, der Mannschaft, die Peps FC Barcelona in der vorhergehenden Saison im Halbfinale aus dem Wettbewerb geworfen hatte. Am mittleren Vormittag, am ersten von zwei Konferenztagen, trafen Sie mit einem von zwei Minibussen in der UEFA -Zentrale ein. Im ersten Bus saßen unter anderem der portugiesische Trainer, der damalige Chelsea-Coach Carlo Ancelotti und Claudio Ranieri vom AS Rom. Guardiola und Sie kamen mit dem zweiten Bus. Als Sie das Gebäude betraten, kam Mourinho auf die Gruppe zu, die sich um Sie herum gebildet hatte, während Guardiola ein Stückchen beiseitetrat, um diese Szene in sein Gedächtnis aufzunehmen: Er fotografierte den Augenblick, im stetigen Wissen um die Bedeutung dieser Ereignisse für seine eigene Lebensgeschichte. Schließlich war er von einigen der bedeutendsten Köpfe der Fußballwelt umgeben, er war hier, um zuzuhören, zu beobachten und zu lernen. So wie er das immer gehalten hat.
    Pep blieb eine Weile für sich und hielt sich von den Gesprächen fern, die sich umgehend entwickelten. Mourinho nahm ihn aus den Augenwinkeln heraus wahr und löste sich aus der Gruppe, bei der er stand. Er begrüßte Guardiola und schüttelte ihm überschwänglich die Hand. Die beiden lächelten sich an. Einige Minuten lang führten sie ein angeregtes Gespräch, dann gesellte sich Thomas Schaaf, der Trainer von Werder Bremen, hinzu und fand gelegentlich die Aufmerksamkeit seiner Kollegen.
    Es war das letzte Mal, dass Pep Guardiola und José Mourinho ein freundschaftliches Gespräch dieser Art führten.
    Die gesamte Gruppe begab sich zur ersten von zwei Sitzungen an jenem Tag in den großen Konferenzsaal, wo Sie über taktische Trends sprachen, die in der zurückliegenden Champions-League-Saison zu beobachten gewesen waren. Ein weiterer Punkt waren die Themen, die mit der Weltmeisterschafts-Endrunde in Südafrika zu tun hatten, bei der Spanien kurz zuvor den Titel gewonnen hatte. Alle Teilnehmer posierten am Ende der ersten Sitzung für ein Gruppenfoto. Didier Deschamps saß in der Mitte der ersten Reihe zwischen Guardiola und Mourinho. Auf der linken Seite saßen Sie neben Ancelotti. Es wurde gescherzt und gelacht, die Veranstaltung entwickelte sich zu einem recht unterhaltsamen Tag.
    Kurz vor der zweiten Sitzung blieb Zeit für einen Kaffee, und Sie und Guardiola fanden sich gemeinsam in einer Sitzecke wieder. Von dort hatte man eine atemberaubende Aussicht
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