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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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hier runter.«
    »Das dauert einen Tag, mindestens. Sind Sie sicher, dass sich niemand näher dran befindet, der Ihnen helfen kann?«
    »Niemand. Jedenfalls niemand, dem ich traue.«
    Pendergast blickte zu seiner Frau. Sie lächelte, kniff ein Auge zusammen und imitierte mit ihrer sonnengebräunten Hand den Schuss aus einer Pistole. »Also gut. Wir machen uns sofort auf den Weg.«
    »Noch etwas.« Der District Commissioner zögerte. Plötzlich herrschte Stille in der Funkverbindung, nur das Zischen und Knistern war zu hören.
    »Ja, was ist denn?«
    »Ist wahrscheinlich nicht wichtig. Aber die Ehefrau, die die Attacke miterlebt hat – sie hat gesagt …« Noch eine Pause.
    »Ja?«
    »Sie hat gesagt, dass der Löwe merkwürdig ausgesehen hat.«
    »Was soll das heißen?«
    »Dass er eine rote Mähne hatte.«
    »Meinen Sie, ein wenig dunkler als üblich? Das ist nicht so ungewöhnlich.«
    Es folgte ein sehr langes Schweigen. Schließlich sagte der District Commissioner: »Aber das kann natürlich nicht derselbe Löwe sein. Vor vierzig Jahren wurde mal so einer gesehen, im Norden von Botswana. Aber ich habe noch nie gehört, dass ein Löwe älter als fünfundzwanzig Jahre geworden ist. Sie etwa?«
    Pendergast schwieg und schaltete das Funkgerät aus. Seine hellen Augen funkelten im letzten Licht der Dämmerung, die über dem afrikanischen Busch heraufzog.

2
    Kingazu-Camp, Luangwa-Fluss
    Der Landrover rumpelte und ruckelte über die Banga Road, eine schlechte Straße in einem Land, das berühmt war für seine schlechten Straßenverhältnisse. Pendergast riss das Lenkrad nach rechts und nach links, um den riesigen Schlaglöchern auszuweichen, von denen einige fast halb so tief waren wie der zerbeulte Rover hoch. Die Fenster standen weit offen – die Klimaanlage war defekt –, und das Wageninnere war voll vom Staub, der jedes Mal hereinwirbelte, wenn ihnen ein Fahrzeug entgegenkam.
    Im Morgengrauen waren sie vom Makwele-Bach aufgebrochen und hatten sich ohne Führer zum zwanzig Kilometer langen Marsch durch den Busch aufgemacht, ausgerüstet nur mit ihren Waffen, Wasser, einer luftgetrockneten Salami und Fladenbrot. Gegen Mittag waren sie an ihrem Wagen angekommen. Mittlerweile fuhren sie schon seit mehreren Stunden durch weit voneinander entfernt liegende, ärmliche Dörfer: kreisrunde Gebäude mit Wänden aus zusammengebundenen Stöcken und spitz zulaufenden Reetdächern, die Sandpisten verstopft mit freilaufenden Rindern und Schafen. Der wolkenlose Himmel war von einem hellen, fast wässrigen Blau.
    Helen Pendergast nestelte an ihrem Schal und zog ihn sich fester ums Haar, ein aussichtsloser Kampf bei dem allgegenwärtigen Staub. Er haftete auf jedem unbedeckten Zentimeter ihrer schweißnassen Haut und verlieh ihr ein geradezu schrundiges Aussehen.
    »Es ist schon seltsam«, sagte sie, als sie abermals durch ein Dorf kamen und den Hühnern und Kindern auswichen. »Ich meine, dass es keinen Jäger gibt, der näher dran ist, um sich mit diesem Löwen-Problem zu befassen. Du bist schließlich nicht gerade ein Meisterschütze.« Sie lächelte verschmitzt; sie zog ihn des Öfteren damit auf.
    »Deshalb zähle ich ja auf dich.«
    »Du weißt doch genau, dass ich Tiere, die ich nicht esse, nur höchst ungern töte.«
    »Und wie hältst du’s mit Tieren, die uns essen könnten?«
    »Vielleicht kann ich da eine Ausnahme machen.« Sie stellte die Sonnenblende neu ein und wandte sich zu ihm um. Dabei wurden ihre Augen – blau mit kleinen violetten Flecken – in dem hellen Licht schmaler. »Also, was hat es mit diesem Rotmähnen-Löwen auf sich?«
    »Man darf die Erzählungen nicht so ernst nehmen. Aber in diesem Teil Afrikas kursiert eine alte Legende über einen Menschenfresser-Löwen mit roter Mähne.«
    »Erzähl mir davon.« Helens Augen funkelten vor Interesse.
    »Also gut. Vor etwa vierzig Jahren – so wird erzählt – wurde das südliche Luangwa-Tal von einer Dürre heimgesucht, was die Wildbestände stark dezimierte. Ein Löwenrudel, das in dem Tal jagte, verhungerte, und ein Tier nach dem anderen starb, bis nur noch ein Rudelmitglied übrig blieb, eine schwangere Löwin. Sie überlebte dadurch, dass sie sich versteckt hielt und auf einem Friedhof der Nyimba die Toten fraß.«
    »Wie furchtbar«, sagte Helen genüsslich.
    »Es heißt, die Löwin habe ein Junges mit flammend roter Mähne geboren.«
    »Erzähl weiter.«
    »Die Dorfbewohner waren wütend wegen der andauernden Entweihung ihrer
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