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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Seufzen, ein Knistern von gestärkten Bettlaken. Der halb durchsichtige Vorhang wurde von hinten vom Fenster erhellt, so dass Nora gerade eben eine dunkle Silhouette erkannte. Während sie auf diesen Umriss blickte, erhob sich die Person unter weiterem Seufzen und mühsamem Keuchen.
    Der undeutliche Schatten einer Hand kam zum Vorschein. Sie strich und glitt an dem durchscheinenden Stoff entlang und setzte den Vorhang in schwingende Bewegung. Schließlich fand die Hand eine Öffnung, schlüpfte hindurch und packte die Vorhangkante.
    Nora starrte hin. Die Hand war schmutzig. Überzogen von dunklen, nassen Streifen, die fast so aussahen wie Blut. Je länger sie in dem trüben Licht hinschaute, desto sicherer war sie, dass es tatsächlich Blut war. Vielleicht handelte es sich um einen Patienten, der frisch aus dem Operationssaal gekommen oder dessen Operationsnarbe aufgeplatzt war. Um jemanden, der sehr krank war.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?« In der Stille klang ihre Stimme laut und heiser zugleich.
    Noch ein Stöhnen. Ganz langsam zog sich die Hand wieder hinter den Vorhang zurück. Die Langsamkeit, mit der die Metallringe auf der Stange zurückglitten, hatte etwas Gruseliges. Sie klirrten mit einer klanglosen, lahmen Kadenz. Wieder tastete Nora am Gitter ihres Betts nach dem Klingelknopf.
    Der Vorhang wurde zurückgezogen, und jetzt wurde eine dunkle Gestalt sichtbar, in Lumpen gekleidet und mit dunklen Flecken übersät. Die verfilzten, verklebten Haare standen wirr vom Kopf ab. Nora hielt den Atem an. Und während sie die Erscheinung anstarrte, wandte diese langsam den Kopf und sah sie an. Der Mund öffnete sich, und ein röchelnder Laut entrang sich ihrer Kehle, wie Wasser, das einen Abfluss hinabgesogen wurde.
    Nora tastete fieberhaft nach dem Klingelknopf.
    Die Gestalt glitt mit den Füßen auf den Boden, wartete einen Augenblick, als wolle sie verschnaufen, und stand dann unsicher da. Eine Minute schwankte sie hin und her in dem matten Licht. Dann trat sie einen kleinen, beinahe tastenden Schritt auf Nora zu. Im selben Moment fiel ein fahler Lichtstrahl durch den oberen Türschlitz auf das Gesicht, so dass Nora ganz kurz die schmutzbedeckten Gesichtszüge sehen konnte, aufgedunsen und feucht. Irgendetwas an diesem Gesicht und an den torkelnden Bewegungen weckte in ihr ein furchterregendes Gefühl der Vertrautheit. Noch ein unsicherer Schritt nach vorn, dann streckte sich ein zitternder Arm nach ihr aus …
    Nora kreischte, verzweifelt schlug sie mit beiden Armen nach der Gestalt und versuchte, ihr kriechend auszuweichen. Dabei verfingen sich ihre Füße in der Bettdecke. Sie schrie auf, drückte wieder die Klingel und versuchte mit aller Kraft, die Bettdecke abzuschütteln. Warum brauchten die Schwestern so lange? Sie befreite sich mit einem gewaltsamen, kurzen Zerren, schwang sich aus dem Bett, stieß dabei den Infusionsständer um und stürzte von Panik und Schrecken erfüllt zu Boden …
    Nach einem langen Augenblick der Benommenheit und der Verwirrung hörte sie eilige Schritte, Stimmen. Das Licht ging an; eine Schwester beugte sich über sie, hob sie sanft auf und sprach ihr beruhigend ins Ohr.
    »Entspannen Sie sich«, ließ sich die Stimme vernehmen. »Sie hatten nur einen Albtraum …«
    »Es war hier!«, schrie Nora und wehrte sich.
»Hier drin!«
Sie wollte die Hand heben, um auf die Stelle zu zeigen, aber die Schwester hatte schon die Arme um sie gelegt und hielt sie sanft, aber bestimmt fest.
    »Kommen Sie, wir bringen Sie zurück ins Bett. Albträume sind nach einer Gehirnerschütterung etwas ganz Normales.«
    »Nein. Die Erscheinung war wirklich, ich schwöre es!«
    »Natürlich hat sie wirklich ausgesehen. Aber jetzt ist alles in Ordnung mit Ihnen.« Die Schwester half ihr behutsam zurück ins Bett und legte ihr die Bettdecke über.
    »Schauen Sie nach! Hinter dem Vorhang!« Nora hatte derart pochende Kopfschmerzen, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.
    Noch eine Schwester kam ins Zimmer gelaufen, mit gezückter Spritze.
    »Ich weiß, ich weiß. Aber Sie sind jetzt in Sicherheit …« Sie betupfte Nora die Stirn mit einem kühlen Tuch. Nora spürte, wie ihr eine Nadel in den Oberarm stach. Eine dritte Schwester erschien im Zimmer und richtete den Infusionsständer auf.
    »Hinter dem Vorhang … in dem Bett …« Nora wehrte sich zwar dagegen, doch sie spürte, dass ihr Körper immer schlaffer wurde.
    »Hier drin?«, fragte die Schwester und stand auf. Sie zog den Vorhang
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