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Peggy, die Piratentochter

Titel: Peggy, die Piratentochter
Autoren: Patricia Schroeder
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Sachen nicht. Und wenn du hundertmal das Gegenteil behauptest.“
    „Dann kann ich ja meine Klappe halten und weiterschlafen“, brummte Paule. „Und du kriechst am besten auch gleich wieder in deine Koje zurück.“
    Peggy starrte den Schiffjungen an. „Und warum bist du dann heute den ganzen Tag so geheimniskrämerisch gewesen?“Paule hob die Schultern. „Bin ich das?“
    „Allerdings“, brummte Peggy. „Du hast so gut wie nichts gesagt.“
    „Das lag nur daran, dass ich so viel zu tun hatte“, meinte Paule. „Ich wollte nicht reden, sondern meine Arbeit möglichst schnell hinter mich bringen.“
    „Ich wollte dir helfen“, erwiderte Peggy.
    „Wolltest du nicht“, knurrte Paule. „Außerdem gehört es sich für die Tochter des Kapitäns nicht, Segel zu flicken.“Da hatte Paule sicherlich recht. Trotzdem wollte Peggy nicht glauben, dass der Schiffjunge nicht wusste, welches Tauschmittel ihr Vater verwendete.
    „Jetzt rück schon raus mit der Sprache!“, fuhr sie ihn an.
    „Oder ich schreie und sage allen, dass du mich über Bord werfen wolltest!“

    Paule verdrehte die Augen.
„Er hat die Sachen ganz normal gekauft“,
sagte er.
„Womit?“, fragte Peggy scharf.
„Mit Goldmünzen natürlich“, sagte Paule.
„Und woher hat er die?“
„Das fragst du ihn am besten selbst“,
antwortete der Schiffsjunge.
Das war alles.
Mehr war einfach nicht aus
ihm rauszukriegen.

Aufruhr in der Nacht
    Paule hatte sich umgedreht und die Decke bis unters Kinn gezogen. Er tat so, als ob er wieder eingeschlafen wäre. Leise setzte Peggy sich auf. Noch immer wusste sie nicht, was sie denken sollte. Einerseits beruhigte es sie, dass ihr Vater offenbar kein Dieb oder Seeräuber war. Andererseits jedoch konnte Peggy sich nicht vorstellen, auf welche Weise er sich die Goldmünzen verdient hatte. Solange sie denken konnte, waren sie mit der „Seeanemone“über die Meere gesegelt und immer nur für ein oder höchstens zwei Tage an einer Küste vor Anker gegangen.
    Ein einziges Mal hatte Kapitän Jonas Jonissen Peggy mit an Land genommen. Das musste vor ungefähr drei oder vier Jahren an einem vierzehnten März gewesen sein. - Einen Tag nach ihrem Geburtstag! Auch damals hatten sie nicht am richtigen Tag gefeiert, weil ihr Vater diesen Ehrentag vergessen hatte. Vor lauter Wut über sich selbst hatte Kapitän Jonas Jonissen einen Fluch nach dem anderen in den Abendhimmel des dreizehnten März gestoßen und gleich am nächsten Morgen das Beiboot zu Wasser gelassen. „Es tut mir sehr leid“, hatte er beteuert. „Ich dachte wirklich und wahrhaftig, dein Geburtstag sei heute.“
    Dann waren Tom Rauhals, Peggy und er ins Beiboot gestiegen und zum Festland hinübergerudert.
    Sie waren durch die schmalen Gassen einer großen Stadt gelaufen und Peggy hatte staunend die vielen Menschen, Häuser und Kutschen betrachtet.

    Doch leider hatte ihr Vater
es sehr eilig gehabt.
Immer wieder hatte er sich umgesehen.
Er hatte Peggy fest an der Hand gepackt
und hastig hinter sich hergezogen.
Nur einmal waren sie stehen geblieben.
An einem Stand auf dem Bazar
hatte Kapitän Jonas Jonissen seiner
Tochter ein Geschenk gekauft.

    Es war eine feine goldene Kette mit einem Anhänger gewesen, der eine Anemonenblüte darstellte. Kapitän Jonas Jonissen hatte sie Peggy um den Hals gebunden und gesagt:
    „Das ist ein Talisman. Er soll dich vor allem Bösen beschützen. “
    Anschließend waren sie gleich zum Hafen zurückgelaufen und in das kleine Boot gestiegen. Tom Rauhals hatte sie zur
    „Seeanemone“zurückgerudert und Kapitän Jonas Jonissen auf der Stelle die Anker lichten lassen.
    An Bord hatten sie dann Geburtstag gefeiert. Hun-Hin hatte Kakao und Kuchen serviert und Piet Stinkpfeife auf dem Akkordeon gespielt. Abends, als es dunkel geworden war, hatte Kapitän Jonas Jonissen dann ein buntes Feuerwerk entzündet. Und Peggy hatte vergessen, dass sie eigentlich gerne noch ein bisschen in der großen Stadt geblieben wäre.

    Doch jetzt, da sie sich an all das erinnerte, kam es ihr plötzlich sehr merkwürdig vor.
    Unwillkürlich tastete sie nach dem goldenen Anemonen-Anhänger an ihrem Hals. Ihr Vater hatte es damals an Land wirklich sehr eilig gehabt. Fast so, als ob er sich von jemandem verfolgt gefühlt hätte.
    Peggy fasste einen Entschluss. Gleich morgen früh würde sie Papa noch einmal befragen und diesmal würde er sich nicht rausreden können.

    Peggy schob die Decke beiseite
und stand vom Kojenrand auf.
Plötzlich
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