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Peggy, die Piratentochter

Titel: Peggy, die Piratentochter
Autoren: Patricia Schroeder
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der Koch Hun-Hin starrten Peggy verdattert an.
    Schließlich war es ihr Vater, der als Erster seine Sprache wiederfand. „Du hast nicht Geburtstag?“, fragte er erschrocken.
     
    „Nein“, sagte Peggy.
„Aber heute ist doch der dreizehnte“,
erwiderte Kapitän Jonas Jonissen.
Peggy nickte.
„Das stimmt“, sagte sie.
„Heute ist der dreizehnte Februar.“
    Kapitän Jonas Jonissen, Tom Raupelz, Piet Stinkpfeife, der Schiffsjunge Paule und der Koch Hun-Hin senkten betreten den Blick. Tom Raupelz kraulte nachdenklich seinen
Bart. Und Peggys Vater schüttelte so heftig den Kopf, dass seine Mütze herunterflog und auf dem Hals einer Weinflasche landete. Hun-Hin riss die Kerzen aus der Torte und warf sie durchs Fenster hinaus - Platsch-Platsch-Platsch-Platsch-Platsch-Platsch-Platsch - ins Meer. Piet Stinkpfeife zog die Pfeife aus dem Mund und klopfte sie auf seinem Knie aus. Die Glut brannte ein weiteres Loch in seine alte Hose, aber das schien ihn nicht besonders zu stören. Lässig griff er nach einem Krug, der neben ihm auf einem kleinen Holztisch stand, und kippte einen Schwall Essig über den schwelenden Wollstoff.

    „So ein verdammter Mist!“,
fluchte Paule.
„Wir haben uns schon wieder vertan.“
Peggy grinste.
„Macht ja nix“, sagte sie.
„Und diesmal sogar
um einen ganzen Monat!“,
stöhnte Kapitän Jonas Jonissen.

    Noch einmal drückte er Peggy an sich und küsste sie herzhaft auf beide Wangen. „Kannst du mir noch einmal verzeihen, mein Kind?“
    „Ich schon“, sagte Peggy. Sie befreite sich aus der Umarmung ihres Vaters und sah ihn streng an. „Aber weißt du denn nicht, dass es Unglück bringt, wenn man jemandem zu früh zum Geburtstag gratuliert?“
    „Papperlapapp!“, rief Tom Rauhals. „Bis jetzt ist es immer gut gegangen.“
    „Bis jetzt“, sagte Piet Stinkpfeife und stopfte gedankenverloren seine Pfeife mit frischem, nach Vanille duftendem Tabak.
    „Was willst du damit sagen?“, fuhr Kapitän Jonas Jonissen ihn an.
    „Nix“, meinte Piet Stinkpfeife. Er steckte die Pfeife in seinen Mund, zündete sie an und paffte ein paar dunkle Wolken aus. „Nur dass es irgendwann mal schiefgeht.“
     
    „Papperlapapp“, sagte Tom Rauhals
noch einmal.

Mädchenkram
    Piet Stinkpfeife hatte ihnen allen gründlich die Laune verdorben. Finster vor sich hinbrummelnd, verließen Kapitän Jonas Jonissen, Tom Rauhals und Paule die Kombüse und stapften mit schweren Schritten an Deck.
    „Hopp, hopp, hinauf ins Krähennest!“, befahl Kapitän Jonas Jonissen dem Schiffsjungen,
    „Aye, aye, Sir!“, rief Paule.
    Er griff in die Takelage und kletterte flink
    wie ein Wiesel die Strickleiter in den Mastkorb hinauf.

    „Und?“, brüllte Kapitän Jonas Jonissen.
„Siehst du was?“
Paule legte die Hand an seine Stirn
und blickte über den weiten Ozean.
„Nein, nichts!“, rief er.
„Kein Schiff?“, fragte
Kapitän Jonas Jonissen.
Paule drehte sich einmal um sich selbst.
Dann schüttelte er den Kopf.
„Kein Schiff! Kein Land!“, rief er.
Nur Wasser und Wolken.“
    Kapitän Jonas Jonissen grunzte zufrieden. Er schürzte die Lippen und blinzelte Piet Stinkpfeife triumphierend an.
    „Das Unglück kommt immer plötzlich und unerwartet“, sagte der nur und stieß ein paar weitere rabenschwarze Qualmwölkchen aus seiner Pfeife hervor.
    „Nun denn“, meinte Tom Rauhals. „Bis dahin könnten wir wenigstens den Kakao trinken.“
    „Der Kakao ist für Peggy“, erwiderte Kapitän Jonas Jonissen.

    „Hun-Hin hat zehn Liter gekocht!“,
rief Tom Rauhals.
„Das kann Peggy nie und nimmer
alles alleine austrinken!“
Piet Stinkpfeife nickte.
„Wir müssen ihr dabei helfen.“
„Also gut“,
gab Kapitän Jonas Jonissen nach.
„Lasst uns Kakao trinken
und hoffen, dass der Wind
das Unglück von uns wegträgt.“
    Bis zum späten Nachmittag fläzte sich die ganze Besatzung an Deck, schlürfte Kakao und futterte die Geburtstagstorte, die Hun-Hin aus Rührteig, Vanillerahm und Mandeln gebacken hatte.
    „Woher bekommst du eigentlich immer all diese köstlichen Zutaten?“, fragte Peggy den Schiffskoch.
    „Hab ik alles aus China mitgeblacht“, sagte Hun-Hin und kicherte leise.

    „Du willst mich wohl veräppeln“, erwiderte Peggy. Seitdem sie denken konnte, lebte der Schiffskoch an Bord der „Seeanemone“. Und seither waren sie auch nicht mehr in China gewesen.
    „Die Lebensmittel tauschen wir ein, wenn wir an Land sind“, erklärte Kapitän Jonas Jonissen.
    „Und gegen was tauschen wir sie?“,
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