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Paula Kussmaul laesst nicht locker

Paula Kussmaul laesst nicht locker

Titel: Paula Kussmaul laesst nicht locker
Autoren: Klaus Kordon
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dass er nur Deutsch spricht«, wunderte sich Hennie im Flur. »Er kommt doch aus Peru.«
    »Das ist so, weil wir es ihm beigebracht haben«, sagte Enno. »Einem Papagei kannst du jede Sprache beibringen. Der plappert ja nur nach. Der weiß gar nicht, was er da sagt.«
    »Er ahmt Geräusche nach«, erklärte Paula, die längst im Lexikon nachgeschlagen hatte.
    »Richtig!« Enno nickte so ernst wie ein Lehrer, der auf eine schwierige Frage eine zufrieden stellende Antwort erhalten hat.
    Aber da waren sie schon in Ennos Zimmer angelangt und den beiden Mädchen verschlug es erneut die Sprache: Auch hier sah alles nach Südamerika aus! An den Wänden nur große, gerahmte Fotos und Poster von grünen Bergen, riesigen Palmen und einsamen Meeresbuchten. Dazwischen auch hier zwei schöne bunte Wandteppiche und im Regal Tonfiguren. Und über dem Schreibtisch hing eine riesige Landkarte von Südamerika mit vielen farbigen Fähnchen drin. Ganz klar, überall dort, wo so ein Fähnchen steckte, war Enno schon mal gewesen.
    »Ist es denn wirklich so schön dort?«, fragte Paula leise.
    »Ja.« Enno senkte den Kopf. Ihm kamen schon wieder die Tränen. Nur mit viel Mühe verkniff er sie sich.
    »Und bei uns will's dir gar nicht gefallen?«
    Erst zuckte er nur die Achseln, dann schüttelte er den Kopf.
    »Aber du musst ja hier bleiben«, sagte Hennie. »Da ist es vielleicht besser, wenn es dir doch ein bisschen gefällt. Es leben ja auch Ausländer hier, denen muss es ja auch gefallen.«
    Paula wusste, dass Hennie jetzt an Tayfun, Dimitrios und Lisa dachte, die in ihre Klasse gingen. Tayfuns Eltern waren Türken, Dimis Eltern kamen aus Griechenland und Lisa, die eigentlich Jelisaweta hieß, war mit ihren Eltern erst vor zwei Jahren aus Russland gekommen. Tayfun war in Deutschland geboren und fast alles hier gefiel ihm. Nur wenn Deutsche gegen Türken Fußball spielten, war er für die Türken. Dimi war ein Jahr nach seiner Geburt mit seinen Eltern nach Bakenburg gezogen. Ihnen gehörte das griechische Restaurant in der Bahnhofstraße. Dimi schwärmte auch gern von seiner Heimat, wo es immer so schön warm und überhaupt alles viel besser und schöner war, aber noch nie hatte er gesagt, dass es ihm in Bakenburg nicht gefiel. Und Lisa? Lisa sagte, ihr gefalle die ganze Welt. Hauptsache, die Menschen seien freundlich.
    »Ich muss gar nichts«, widersprach Enno Hennie. »Wenn es mir hier nicht gefällt, gefällt es mir eben nicht.«
    »Aber in Wirklichkeit bist du ja doch kein Peru..., Peru..., in Wirklichkeit bist du ja auch ein Deutscher«, sagte da auch Paula. »Genau wie wir. Du musst dich nur erst an alles gewöhnen.«
    »Peruaner«, verbesserte sie Enno, doch dann sagte er nichts mehr.
    Auch die beiden Mädchen schwiegen eine Weile, bis Paula schließlich leise sagte: »Du kannst ja später wieder zurückgehen. Wenn du erwachsen bist.«
    Doch das hätte sie lieber nicht sagen sollen. Gleich nickte Enno so heftig, dass ihm schon wieder die Tränen in die Augen schossen. Ärgerlich blickte er Paula und Hennie an. »Ihr müsst jetzt gehen. Die Vorstellung ist zu Ende.«
    Hennie fand das gar nicht nett. Sie griff in ihre Tasche und legte einen Streifen Kaugummi auf Ennos Schreibtisch. »Hier, du Spinner! Du hast vergessen, Eintritt zu kassieren.«

Einer gegen alle
    Am Morgen darauf wartete Paula vor dem Haus, bis auch Enno kam, um zur Schule zu gehen. Mit lustlosem Gesicht, aber schon wieder einen Kaugummi zwischen den Zähnen, trat er auf die Straße. Als er sie sah, verdrehte er die Augen. »Was willst du denn?«
    »Gar nichts.« Sie zuckte die Achseln. »Hab keine Lust, allein zu latschen.«
    Misstrauisch blickte er sie an. Paula aber machte ein harmloses Gesicht. Sie hatte beim Frühstück nachgedacht und dabei auf einmal Sascha, Kevin und Dennis vor sich gesehen. Wie die drei ihnen gestern nachgeschaut hatten! Vielleicht hatten sie sich inzwischen etwas ausgedacht, irgendeinen Plan geschmiedet, wie sie Enno abfangen konnten. Es war besser, er ging nicht allein zur Schule. Er durfte nur nicht merken, dass sie auf ihn aufpasste.
    Also lief sie neben Enno her und fragte ihn über Peru aus: Ob es in der Deutschen Schule denn nur deutsche Kinder gegeben habe? Ob er oft angebettelt worden sei von den vielen Armen, die es dort geben soll? Und ob er in Lima ganz allein durch die Stadt laufen durfte oder immer ein Erwachsener dabei sein musste?
    Wieder antwortete Enno zuerst nur unlustig, redete sich aber warm und fing am Ende an zu
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