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Paula geht

Paula geht

Titel: Paula geht
Autoren: Martina Nohl
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als er arbeitet.“
    Paula sah ihm direkt in die warmen braunen Augen. „Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich Sie beauftragen, aber glauben Sie mir, das geht tatsächlich nicht.“
    Peter lächelte. „Alles klar, wir sind alle mal klamm. Soll ich Jacek, sagen wir, übermorgen vorbeischicken?“
    „Gerne auch schon morgen, wenn er Zeit hat. Und Sie schreiben mir eine Rechnung, oder kann ich Sie bar bezahlen?“
    Peter winkte ab. „Ist schon ok, war sozusagen Nachbarschaftshilfe, ich wohne zwei Straßen weiter.“
    Paula stieg die Schamesröte ins Gesicht. „Nein, das geht doch nicht.“
    „Doch, doch, das ist mein Ernst. Vielleicht brauche ich mal eine Portion Ziegendung, dann komme ich vorbei.“
    Paula lachte und entspannte sich wieder. „In Ordnung, abgemacht. Puh, jetzt muss ich nur noch den Sprinter nach Penzlin bringen und sie zu ihrem Auto zum Baumarkt.“
    „Genau, und ich nehme sie dann wieder mit zurück, das passt schon.“
    Paula blickte ihn dankbar an. Jetzt hatte sie schon zwei nette Männer hier kennengelernt, das war doch vielversprechend. Leider war der eine um die siebzig und Peter vielleicht fünfundzwanzig. Vielleicht gab es ja auch noch welche im mittleren Bereich?

Kapitel 7
     
    Ralf schob Gabriele zur Seite, was nicht gerade eine einfache Handlung war bei einem achthundert Kilogramm schweren Kraftpaket. Er legte ihr die Zitzenbecher an und startete die Melkmaschine. Auf ihn hatte das saugende Geräusch immer eine beruhigende Wirkung, und die brauchte er heute. Ja, er musste zugeben, zunehmend machte ihm das Alleinsein zu schaffen. Gestern hatte er sogar aus lauter Verzweiflung „Bauer sucht Frau“ geschaut – wie sieben Millionen Deutsche mit ihm. So weit ist es schon mit mir gekommen. Zwischendrin musste er ausschalten, denn als er sich vorstellte, dass ein Kamerateam seine ersten Annäherungsversuche, die vielleicht wirklich ernst gemeint wären, filmt, wurde ihm speiübel. Nein, das war kein Weg. Vielleicht doch eine Partnerschaftsvermittlung im Internet? Aber mit dem Computer hat er es ja nicht so.
    Gedankenverloren kraulte er Gabriele das lustig gewirbelte Fell zwischen den Hörnern. Sie schmiegt sich an ihn. Das war doch auch schon was. Er schloss die Augen und sah einen lebendigen Hof vor sich mit Hunden und Katzen, die frei herumsprangen. Mindestens drei Kinder verbreiteten großflächiges Chaos und er stand mittendrin und strahlte bis zu den großen Ohren. Es roch nach Apfelkuchen und vor dem Hofladen standen Menschengruppen, die sich unterhielten. Und da kommt sie aus dem Haus. Sie ist braunhaarig, ein wenig rundlich und ruht in sich selbst. Auf dem Arm trägt sie das vierte Kind. Im Vorbeigehen würde sie ihm einen Kuss geben und den kleinen Stöpsel in den Arm drücken. Während sie auf den Hofladen zuläuft, schaut er ihr nach und bewundert die geschwungene Linie ihrer Hüften und die fließenden Bewegungen, die hier den ganzen Betrieb zusammenhalten.
    Ralf seufzte und rieb sich die Augen. Träume darf man doch noch haben, oder? Die Melkmaschine war fertig, er entfernte die Becher und säuberte sie. Dann schaute er auf den Messstand im Tank. Nicht schlecht, sechshundertvierzig Liter Biomilch mit fünfzehn Kühen, das sollte ihm erst mal einer nachmachen. Er streckte seinen Rücken und dachte an die Weidezäune, die er heute noch ausbessern wollte, damit sie unter der angekündigten Schneelast nicht noch mehr Schaden nahmen.
    Ein prüfender Blick nach draußen sagte ihm, dass es angefangen hatte zu nieseln. Er holte seine geliebte alte englische Wachsjacke und hängte sich eine Rolle Draht über die Schulter. Bald wurde es schon wieder dunkel. Er mochte den Winter nicht, denn er vermisste die Zeit im Freien, die dann auf wenige Stunden reduziert war. Auch auf den Verwaltungskram, der im Winter anstand, und die Planung für das nächste Jahr hatte er keine Lust.
    Stolz drehte er sich zu seinem Passivhaus um, das mit viel ökologischen Baumaterialien letztes Jahr gebaut wurde. Der Innenausbau war noch lange nicht fertig, aber irgendwie hatte er immer gehofft, es gäbe bis dahin eine Frau in seinem Leben, die dann das Innenleben mit gestalten würde. Er stolperte über einen alten Wurzelballen auf der Weide. Autsch, heute war wirklich nicht sein Tag.
    Da hörte er ein vorwurfsvolles Mäh und staunte nicht schlecht, als eine Ziege mit Frauchen über den Weg an seinem Zaun vorbeispazierte. Die Frau zog die Ziege und schimpfte vor sich hin. „Ich hab’s dir gesagt,
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