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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg
Autoren: Jan Beinßen
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zu bringen. Plötzlich sah er ein, dass die Kriminalbeamten nichts weiter machten als ihren Job – und wahrscheinlich machten sie ihn sogar gut. Aber – verflucht! – er hatte ihnen nichts zu sagen! Wann würden sie das akzeptieren?
    »Also?«, forderte ihn der Kripomann ihm gegenüber auf. »In welchem Verhältnis standen Sie zu dem Opfer?«
    »Wir haben Fotos gemacht«, brachte Paul stockend hervor.
    Der Beamte sah ihn wenig mitfühlend an. »Soso, Fotos. Natürlich. Sie machen Fotos. Denn Sie sind ja Fotograf.« Er führte seinen Zeigefinger an die dünnen Lippen. »Was waren denn das für Fotos?«
    Paul kamen bei dieser Frage die Bilder von gestern in den Kopf. Die Korsagen aus schwarzem Leder, die Lackbustiers . . . – Bea hatte eine gute Figur in diesen ausgefallenen Dessous gemacht.
    »Modefotografie«, sagte Paul möglichst betonungslos.
    »Ach?«, tat der Polizist überrascht. »Mode im Folterkeller. – Ist das nicht ein wenig geschmacklos?«
    »Es war die Auftragsarbeit einer Nürnberger Boutique«, antwortete Paul. »Kleidung, Ort und Modelagentur wurden vom Auftraggeber bestimmt.« Er erinnerte sich sehr wohl daran, dass er anfangs Skrupel gehabt hatte, den Auftrag anzunehmen. Denn die Sado-Maso-Schiene lag ihm nicht besonders. Aber dann hatte er erkannt, dass die zu fotografierenden Teile zwar sexy, aber keineswegs anrüchig waren. Er musste also keine bösen Folgen für seinen Ruf befürchten – und das Geld konnte er allemal gebrauchen.
    »Was genau waren denn das für Modefotos?« Der Beamte blieb hartnäckig.
    Paul beschloss, die Wahrheit zu sagen, denn ein Anruf bei der Boutique würde der Polizei ja genügen, um es auch ohne seine Hilfe herauszufinden: »Salonfähiges Lack und Leder«, sagte Paul kurz und versuchte, dabei völlig souverän zu wirken.
    Der Polizist setzte ein breites Lächeln auf und drehte sich zu seinem Kollegen um. »Hörst du das, Jürgen? Lack und Leder.« Dann wandte er sich wieder Paul zu. »Diese Beate Meinefeld war ja an sich schon von der Natur verwöhnt. Wenn man sie sich in Hardcore-Reizwäsche vorstellt – das kann einem schon den Verstand rauben, nicht wahr, Herr Flemming?«
    Wollte ihn dieser Typ aufs Glatteis führen? Paul musste sich zwingen, seinen Mund zu halten und erst einmal nachzudenken. »Als Fotograf bin ich erfreuliche Anblicke dieser Art gewöhnt. Es ist mein Job, damit emotionslos umzugehen«, sagte er, aber er tat es mit bebender Stimme. Seine Souveränität war dahin.
    Er sah Bea vor sich, mit all ihren Reizen. Sie war eine sehr schöne junge Frau gewesen. Traumfigur. Rassig. Ohne Hemmungen. Die reine Lebenslust. Aber Paul hatte schon nach den ersten Aufnahmen entschieden, dass er sie künftig als Model nicht mehr bestellen würde. Sie kokettierte ständig mit ihren Reizen. Wackelte mit ihrem Knackpopo, reckte die Brüste nach vorn, als ob es einen Preis dafür zu gewinnen gäbe. Sie war ihm schlichtweg zu anstrengend für die Arbeit.
    Aber danach . . . – Sie hatten so gegen neunzehn Uhr Feierabend gemacht. Die Visagistin hatte sich sofort verabschiedet. Doch die beiden Models – Bea voran – wollten noch etwas unternehmen. Sie überredeten Paul zu einem Absacker. Das war eigentlich nicht sein Stil, denn Paul hielt Job und Privatleben für gewöhnlich getrennt. Doch Bea war ausdauernd, und schließlich hatte er eingewilligt. Er lud die beiden auf einen Drink im Goldenen Ritter ein. Der war nicht weit vom Rathaus entfernt und auch nicht weit von seiner Wohnung am Weinmarkt, auf die er sich nach dem langen Arbeitstag schon gefreut hatte.
    Er erinnerte sich noch genau an Jan-Patricks Gesichtsausdruck, als Paul mit den beiden Mädels das Lokal betreten hatte: »Um Himmels willen, wen hast du denn da aufgerissen?«, stand in den Augen des Wirts geschrieben. Paul hatte seinem alten Freund auf die Schulter geklopft und ihm zugeflüstert:
    »Rein dienstlich.«
    »Dienstlich?«, hatte Jan-Patrick zweifelnd wiederholt und sich nervös über sein öliges schwarzes Haar gestrichen. »Ich habe eher den Eindruck, dass du in alte Zeiten zurückfällst. Ich dachte, mit fast vierzig wärst du allmählich aus der Sturmund Drangphase raus.«
    Paul hatte daraufhin nur gelächelt und sich mit seinen beiden Begleiterinnen in die Erkernische des rustikal romantischen Altstadtrestaurants zurückgezogen.
    »Das nehme ich Ihnen nicht ab!«, riss der Kriminalbeamte Paul aus seinen Gedanken. »Ein junges, attraktives Mädchen macht Sie an und versucht Sie zu verführen.
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