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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Gruene Weihnacht
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vergangenen Wochen einerseits
gewünscht hatte, nach Hause zu fahren, hatte ich mich andererseits davor gedrückt: aus Angst, Sarahs einzige Reaktion
wäre eine noch endgültigere Absage.
Was, wenn sie nach einigen Wochen ruhigen und objektiven
Nachdenkens zu dem unvermeidlichen Schluss gekommen
war, dass sie ohne mich besser dran sein würde? Wenn das
ihre Entscheidung sein sollte, dann war ich nicht sicher, ob ich
je darüber hinwegkommen würde. Andererseits waren meine
Befürchtungen inzwischen so quälend, dass die Realität auch
nicht mehr schlimmer sein konnte.
Es war an der Zeit, mit Sarah zu sprechen, egal, was sie mir
eröffnen würde. Es war höchste Zeit, meine Kinder wieder
einmal in die Arme zu schließen. Es war höchste Zeit, nach
Hause zurückzukehren, selbst wenn es sich als mein letzter
Besuch dort erweisen sollte.
KAPITEL 26
A
ls ich am Montagmorgen in meinem Mietwagen vom
O’Hare Flughafen in Chicago Richtung Winnetka fuhr, konnte
von freudiger Erwartung und Erregung keine Rede sein.
    Kein Sinatra tönte aus den Boxen mit einem »Come Fly with
Me«. Stattdessen herrschten Stille und gedrückte Stimmung.
Im Verlauf dieses Abends würde ich vielleicht meine letzte
richtige Unterhaltung mit Sarah führen, und diese Möglichkeit
war so niederschmetternd, dass ich sie mir gar nicht vorstellen,
geschweige denn hinnehmen wollte.
Als ich in unsere Straße einbog, die Old North Winnetka
Road, kam ich mir vor wie ein fünfzigjähriger Adam, der kurz
vor der Vertreibung einen letzten, traurigen Blick auf sein
ehemaliges Paradies wirft. Jedes altvertraute Detail, von der
kreisrunden Auffahrt zum Lampke-Haus bis hin zu der
Bremsschwelle vor dem Haus der Crasswellers, erschienen mir
wie etwas, das ich gerade im Begriff war, zu verlieren.
Als ich Samstagnacht Sarah angerufen und sie über meinen
bevorstehenden Kurzbesuch unterrichtet hatte, war sie nicht
gerade enthusiastisch gewesen. Sie musste am Montag arbeiten, hatte sie mir gesagt, und würde voraussichtlich erst spät
zurückkommen – aber Elizabeth, die übers Wochenende zu
Besuch gekommen war, entschloss sich sogleich, noch ein paar
Tage länger zu bleiben. Und Simon und Noah kündigten an,
dass es ihnen nicht das Geringste ausmachen würde, Fußballtraining beziehungsweise Feriencamp für einen Tag zu
schwänzen.
Trotzdem dachte ich auf dem Heimflug und der Fahrt in die
Stadt ständig an Sarah. Ich weiß auch nicht, weshalb. Vielleicht
hing es damit zusammen, dass mich inzwischen das Gefühl
beschlichen hatte, die Kinder ebenso wenig wie Sarah zu verdienen, nur dass sie mich vermutlich nicht allzu sehr vermissen würden. Wie so viele Väter betrachtete ich mich allmählich
als das einzige schwache und verzichtbare Glied in der Familie.
Ich erwartete schon fast, dass ich beim Betreten unseres Heims
jeden Hinweis auf mich aus Schränken und Regalen getilgt
finden würde.
Stattdessen traf ich auf Simon, Noah und Elizabeth, die im
Hof standen und ein Banner mit der selbst gemalten Aufschrift
»Das Zuhause von Travis McKinley, Gewinner der Bell South
Classic!!!« hochhielten.
Mann oh Mann, das war vielleicht ein Anblick. Und als ich
aus dem Auto stieg, sprang Noah mir direkt in die Arme und
klammerte sich so fest an mich, dass ich kaum noch Luft bekam. Sogar Simon und Elizabeth umarmten mich auf eine Art
und Weise, wie sie es noch nie getan hatten.
Aber es war nicht nur diese Woge körperlicher Zuneigung.
Auch wie sie mich ansahen: Sie versuchten, mir etwas zu sagen, und zwar so absolut klar und eindeutig, dass nicht einmal
ein Idiot wie ich es übersehen oder womöglich völlig verdrehen konnte. Sie hatten mich lieb. Sie hatten mich vermisst. Sie waren
stolz auf mich.
Auch ich war stolz auf das, was ich geleistet hatte, doch in
letzter Zeit war ich wegen Sarah so verzweifelt gewesen, dass
es fast bedeutungslos geworden war. Für meine Kinder war es
dagegen der reinste Kick, und mehr noch. »Dad, ich hab meinen Freunden immer erzählt, was du für ein toller Sportler
bist«, sagte Simon, »aber die haben’s mir nie geglaubt. Jetzt
haben sie gar keine andere Wahl mehr, als es zu schlucken.«
Sogar aus Elizabeth sprudelte es nur so heraus: »Ich sag dir,
du bist der Held der ganzen medizinischen Fakultät von Yale.
Man könnte fast meinen, du hast den Nobelpreis für Medizin
gewonnen, so wie mich der Institutschef neuerdings behandelt.
Das heißt, nein, damit würdest du wohl eher um eine Stufe in
seiner Gunst sinken. Vielleicht, weil die alle Golf
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