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Patrick: Eine finstere Erzählung

Patrick: Eine finstere Erzählung

Titel: Patrick: Eine finstere Erzählung
Autoren: Christian Sidjani
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als wären sie ein Paar. Es ekelt sie an.
    „Du wirst nie erfahren, ob die anderen noch leben, Patrizia. Vielleicht tue ich nur so und ich werde dich heute Nacht besuchen. Warum wohl habe ich all diese Fotos in meinem Schrank? Wenn du nur einem Menschen, nur einer gottverdammten Seele auf diesem Planeten ein Wort von dem erzählst, was heute Nacht zwischen dir und mir vorgefallen ist, dann... Ja, schau mich nicht so an, Patrizia, es war zwischen dir und mir. Erzähl mir nicht, dass es dir keinen Spaß gemacht hat.“
    „Fick dich“, sagt sie, bettet ihren Kopf aber zurück auf das Kissen.
    „Du wirst niemandem was erzählen, Patrizia, weil du es genossen hast. Verstehst du nicht? Wenn du mich verrätst, dann verrätst du auch dich. Dein Körper hat mit mir gesprochen letzte Nacht. Und wir haben uns sehr gut verstanden, findest du nicht?“
    „Du bist krank.“
    „Das streite ich nicht ab. Wie dem auch sei, Patrizia, ich muss jetzt los. Das Geld liegt auf der Kommode.“
     

Schließfach 644
     

„Das Geld liegt auf der Kommode.“
    Patrizias bloße Fußsohlen berühren den Parkettboden. Sie zuckt zurück. Die Wärme des Liebesspiels ist der Kälte des Zimmers gewichen, auch wenn ihr Körper noch feucht ist vom Schweiß. Sie hüllt sich in seinen Bademantel, zieht seine Socken über und wandert zur Kommode.
    „Das sind zweihundert“, stellt sie fest.
    „Ja“, antwortet er, greift sich eine Zigarette aus der Schachtel und zündet sie an. Im kurz währenden, unsteten Licht der Flamme sieht sie seinen schlanken Körper, nackt ausgebreitet auf dem Bett, sein Glied halb erigiert.
    „Michael, kannst du dir das überhaupt leisten?“
    Er setzt sich auf, das Kopfkissen im Rücken, bläst Rauch ins Zimmer, bis eine dünne Nebelwand zwischen ihnen wabert. Es dämmert durch die Vorhänge. Er kratzt sich mit der freien Hand am Hinterkopf.
    „Ich dachte, ich bezahle dich diesmal auch im Voraus. Ich weiß nicht, ob ich beim nächsten Mal das Geld haben werde.“ Seine Stimme ein Flüstern, trocken vom Rauchen und zu viel Sex. Patrizia zieht zwei Zwanziger und einen Zehner aus dem Geldscheinbündel, legt sie zurück auf die Kommode.
    „Ich mache dir einen Sonderpreis, Michael. Dann hast du ein bisschen Geld, um dir die nächsten Tage was zu essen zu holen. Okay?“ Er antwortet nicht. „Wenn du willst, mache ich’s dir das nächste Mal umsonst. Mengenrabatt, weißt du.“ Sie versucht ein Lachen, krampfhaft verhallt es im Dunst. „Ich mach’ mal das Fenster auf“, sagt sie, lässt die Vorhänge geschlossen und tastet dahinter nach dem Hebel.
    „Warum machst du das?“ fragt er.
    „Weil es ziemlich stickig ist hier drin.“ Sie dreht den Hebel und kippt das Fenster.
    „Nein, das meine ich nicht. Warum bist du so nett zu mir? Du könntest einfach das Geld nehmen und verschwinden. Stattdessen redest du mit mir, öffnest mein Fenster, machst mir Angebote.“
    Sie setzt sich neben ihn auf die Matratze und streichelt über sein Oberschenkel.
    „Ich mag dich“, sagt sie. Michael drückt die Zigarette in den grünen Aschenbecher auf dem Nachttisch. „Möchtest du nochmal?“ Ihre rechte Hand umfasst sein Glied. Es bleibt schlaff.
    Er kratzt sich wieder am Hinterkopf, lächelt verlegen. „Ich will ja, aber er nicht.“
    „Ich muss gehen“, sagt sie und richtet sich auf. Patrizia schält ihren dunkel schimmernden Körper aus dem Bademantel. Michaels Blick heftet sich an ihren Po, dessen Umrisse nur zu sehen sind; zwei Rundungen, geometrisch perfekt geformt. Vorhin hat sein Fleisch gegen ihres geklatscht. Er hatte von ihrer Haut gekostet, wie jedes Mal. Seine Augen labten sich an ihrem Körper und dem krausen Haar, das ihr Gesicht umschmeichelt. In Lust, gespielter oder echter, wendete sie sich unter ihm im Orgasmus, echt oder gespielt, als er in ihr steckte.
    „Ich liebe dich“, sagt er, als sie im Badezimmer verschwunden ist und die Dusche angeschaltet hat.
    Später sind die Vorhänge zurück gezogen und Michael trägt Shorts und T-Shirt. Patrizias Haar ist noch nass, als sie sich anzieht.
    „Meldest du dich?“ fragt sie und steckt sich ihre Ohrringe in die vorgesehenen Löcher.
    „Warum schminkst du dich? Dein Gesicht ist perfekt.“
    Sie lacht kindisch, zieht Grimassen im Spiegel.
    „Wenigstens brauche ich nicht so viel Make-up wie die da.“ Patrizia deutet auf das Portrait der älteren Frau, das neben dem Spiegel hängt. „Wer ist das eigentlich?“
    „Meine Tante.“
    Patrizia dreht sich um, lehnt
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