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Passwort: Henrietta

Passwort: Henrietta

Titel: Passwort: Henrietta
Autoren: Ava McCarthy
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Nagle ihren Platz erreichte.
    Die Frau atmete schwer. Sie stand so nah vor ihr, dass Harry die blassen Härchen auf ihrer Oberlippe erkennen konnte.
    »Wer sind Sie, und was treiben Sie hier überhaupt?«
    »Sind Sie Sandra Nagle?« Harry erhob sich und warf sich ihre Tasche über die Schulter, fingerte die CD heraus und steckte sie sich in die Jackettasche. »Ich hab auf Sie gewartet.«
    »Was …«
    Harry schob sich an ihr vorbei, machte sich auf den Weg zu den Türen und versuchte, ihre zitternden Knie zu ignorieren.
    »Ich bin von der IT geschickt worden, um die Integrität Ihres Systems zu überprüfen«, sagte sie. »Sie haben hier gravierende Virus-Probleme.«
    Sandra Nagle folgte ihr dichtauf. »Wie …«
    »Sie können vorerst weiterarbeiten, aber ich hoffe in Ihrem Interesse, dass Sie sich an die Antiviren-Vorgaben der Bank gehalten haben.«
    Die Frau kam ins Stocken. Harry sah über die Schulter zurück.
    »Verstehe. Sie werden zu gegebener Zeit zweifellos von der IT hören.«
    Sie drückte gegen eine der Doppeltüren, die sich allerdings nicht öffnen lassen wollte. Sie probierte es mit der anderen. Zugesperrt.
    »Einen Moment! Wer, sagten Sie, sind Sie?« Sandra Nagle kam hinter ihr hergestapft.
    Scheiße.
    Doch dann entdeckte Harry den Entriegelungsknopf an der Wand. Sie presste dagegen und hörte ein Klicken. Sie drückte die Türen auf und raste durch den Empfangsbereich. Melanie starrte ihr mit aufgerissenem Mund hinterher.
    Harry brach durch die Glastüren ins Sonnenlicht und rannte die Straße hinunter.
     
    Adrenalin schoss durch ihr Blut, und sie sprintete am Kanal entlang. Ihre Schuhe klackten auf das Pflaster, das Blut rauschte ihr in den Ohren. Als sie überzeugt war, dass ihr niemand folgte, verlangsamte sie das Tempo und setzte sich schließlich auf die Kanalmauer, um sich zu beruhigen.
    Das Wasser rauschte zwischen den hohen Binsen am Ufer, eine leichte Brise strich ihr übers Gesicht. Als sich das Pochen in ihrer Brust gelegt hatte, holte sie ihr Handy aus der Tasche und wählte.
    »Hallo, Ian? Hier ist Harry Martinez von Lúbra Security. Bin gerade mit dem Penetrationstest Ihres Systems fertig.«
    »Jetzt schon?«
    »Ja. Hab mich eingehackt und alles bekommen, was ich brauche.«
    »Großer Gott. Hey, Jungs, hatten wir irgendeinen IDS -Alarm?«
    Im Hintergrund kam Unruhe auf. »Entspannen Sie sich, Ian, Ihr Intrusion-Detection-System ist in Ordnung. Ich bin nicht von außen gekommen.«
    »Nein? Aber wir haben einen Perimeter-Angriff erwartet.«
    »Ja, ich weiß.« Harry wand sich. »Tut mir leid.«
    »Mein Gott, Harry.«
    »Hören Sie, viele Hacker-Exploits sind Insider-Jobs. Sie müssen sich dagegen wappnen.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Ich bin also über das bankeigene Netzwerk gekommen und habe mir Admin-Zugang verschafft …«
    »Sie haben was?«
    »… und Kontodaten der Kunden und PIN s gefunden …«
    »Oh, Scheiße.«
    »… sagen wir also, mit Ihrer internen Sicherheit ist es nicht zum Besten bestellt. Aber einige einfache Vorsichtsmaßnahmen sollten helfen. Ich werde in meinem Bericht einige Vorschläge unterbreiten.«
    »Aber wie zum Teufel sind Sie reingekommen?«
    »Ein wenig Social Engineering und Unverfrorenheit. Wenn es Ihnen ein besseres Gefühl gibt, ich bin fast erwischt worden.«
    »Tut es nicht. Was für ein Debakel.«
    »Tut mir leid, Ian. Dachte mir nur, ich schick eine Warnung los, bevor die Geschäftsleitung davon Wind bekommt.«
    »Na, danke, ich weiß es zu schätzen. Trotzdem bin ich für die jetzt Hundefutter.«
    »Es ist nicht so schlimm, wie es klingt.« Harrys Handy piepte. »Ich hab ein paar Hacker-Tools dagelassen, nur um Ihre Antivirus-Software zu testen. Aber das können wir später durchgehen, wenn wir aufräumen.« Wieder piepte ihr Handy. »Tut mir leid, Ian, ich muss Schluss machen. Ich ruf morgen noch mal an.«
    Sie nahm den angekündigten Anruf entgegen.
    »Hey, Harry, wie ging’s mit dem Einbruch?«
    Harry lächelte. Imogen Brady war dran, Support Engineer bei Lúbra Security. Sie sah ihre Freundin regelrecht vor sich, wie sie mit ihren Beinen, die nicht bis zum Boden reichten, an ihrem Schreibtisch saß. Mit den riesigen Augen in ihrem knabenhaften Gesicht sah Imogen aus wie ein Chihuahua. Allerdings war sie eine der besten Hackerinnen, mit denen Harry jemals zusammengearbeitet hatte.
    »Bin gerade fertig geworden«, sagte Harry. »Was ist bei euch los?«
    »Der Geldsack sucht dich.«
    Damit meinte sie ihren Boss, Dillon Fitzroy.
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