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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
Autoren: Robert Gregory Browne
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Janovic?«
    Sie wartete, doch nichts geschah. Auch das war keine Überraschung. Wahrscheinlich war Janovic mal wieder mit einem seiner schwulen Freunde auf die Rolle gegangen und so sehr damit beschäftigt gewesen, an ihm herumzufummeln, dass er vergessen hatte, die Tür zu schließen. Nicht dass Betty etwas gegen Leute wie ihn gehabt hätte. Wenn sie unter sich waren, konnten sie tun und lassen, was sie wollten. Aber mussten sie immer alles so offen zur Schau tragen?
    Sie beugte sich ein Stück vor. »Mr. Janovic?« Immer noch keine Antwort. Ach, zur Hölle mit ihm. Sie wollte schon die Tür zuziehen, als sie einen eigenartigen Gestank wahrnahm. Betty stutzte und rümpfte die Nase. Das roch ja, als ob … also, gerade so, als hätte sich jemand in die Hosen gemacht. War der Abfluss kaputt? War Janovic einfach weggegangen und hatte das verstopfte …? O nein, das war zu ekelhaft, das wollte sie sich gar nicht erst vorstellen. Aber der Geruch war unverkennbar. Und wenn das Rohr tatsächlich verstopft war, musste sie sich darum kümmern. Betty seufzte. Warum nur hatte sie diesen dämlichen Job angenommen? Sie betrat den Flur und tastete nach dem Lichtschalter. Es würde sicher nichts nutzen, trotzdem rief sie ein drittes Mal: »Mr. Janovic? Sind Sie zu Hause?«
    Sie schaltete das Licht ein, in der Erwartung, mitten auf dem polierten Holzboden einen Haufen Exkremente vorzufinden. Doch sie fand etwas ganz anderes. Carl Janovic lag auf dem Rücken in einer Blutlache, mit Büstenhalter und Slip bekleidet und mit einer hellblonden Perücke auf dem Kopf, die leblosen Augen weit aufgerissen, Brust und Bauch voller klaffender Stichwunden. Das war zu viel. Betty Burkus stürzte aus der Wohnung und erbrach ihre nächtliche Dosis Säurehemmer, Pfefferminztäfelchen und die Reste einer Hamburger-Gewürzmischung in den Ficus vor Janovics Eingang.
    2
    »Hey, Frankie-Boy! Wo steckt deine Partnerin?«
    »Ich gehe wieder allein essen.«
    »Aha? Da drinnen wartet eine nette kleine Nachspeise auf dich.«
    Frank Blackburn war gerade am Tatort angekommen – Fontana Arms, ein schicker Apartmentkomplex direkt an der Avenue, mit Innenhof. Die Truppe von der Spurensicherung war bereits vor Ort. Am Eingang erwartete ihn Kat Pendergast, eine hübsche, lebhafte Streifenpolizistin.
    »Wart ihr als Erste hier?«, fragte Blackburn.
    »Ja, Hogan und ich.«
    Kat öffnete das Tor und ließ ihn hinein. Sie gingen in den Innenhof, wo eine Gruppe von Kriminaltechnikern umherschwirrte. Von einem der Fenster aus verfolgte eine dicke Frau in zerschlissenem Bademantel das Geschehen und fasste sich voller Entsetzen an den Hals.
    Blackburn wandte sich an Pendergast. »Wie viele Wohnungen?«
    »Etwa zehn.«
    »Schon irgendwelche Zeugen?«
    »Noch nicht«, antwortete Kat. »Hogan und die Jungs von der Verstärkung scheuchen sie gerade aus den Betten.«
    Sie gingen hinauf in die Wohnung und Blackburn betrachtete den Mittzwanziger, der mit glasigem Blick auf dem Fußboden lag. Was für eine Schweinerei. Büstenhalter, Slip und Perücke waren nette Details – und der Grund, warum man ihn dazugeholt hatte. Beim geringsten Hinweis auf eine Sexualstraftat war es ein Fall für seine Abteilung, die Special Victims Unit.
    »Sehr hübsch«, sagte er. »Wer ist das?«
    »Carl Joseph Janovic. Vierundzwanzig Jahre alt. Vor etwa drei Monaten eingezogen. War 'ne Schwuchtel, immer auf der Suche nach Abenteuern – die Hausmeisterin meinte, das könnte wichtig für uns sein.«
    »Da war wohl jemand etwas weniger abenteuerlustig.« Blackburn betrachtete konzentriert die Einstiche und die Blutspritzer im Umkreis von einem Meter. Er seufzte. »Warum bleiben die ätzenden Fälle eigentlich immer an mir hängen?«
    »Weil dich keiner leiden kann.«
    Blackburn warf Kat einen Blick zu, und diese hob beschwichtigend die Hände. »Du brauchst nicht gleich den Überbringer der Botschaft zu töten. Frag lieber Carmody.«
    »Carmody kann mich mal«, sagte Blackburn und grinste, um zu signalisieren, dass es sich nur um einen Scherz handelte. Was nicht der Fall war. Tatsächlich war Blackburn in seiner Abteilung noch nie besonders beliebt gewesen, was er auf seine Dickfelligkeit und einen eindeutigen Mangel an sozialer Kompetenz zurückführte. Seine frühere Partnerin, Susan Carmody, eine verklemmte Republikanerin mit goldblonden Locken, die statt Ermittlerin besser Ansagerin bei Fox News geworden wäre, hatte sich mehrmals über seine Bemerkungen über ihr Hinterteil aufgeregt –
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