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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
Autoren: Robert Gregory Browne
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ab. »Wir können unterwegs darüber sprechen.«
    Die Baycliff-Klinik für Psychiatrie lag auf der Pepper Mountain Mesa, mit Aussicht auf den Pazifik. Was der Ansammlung unscheinbarer Gebäude an Atmosphäre fehlte, wurde durch die Umgebung wettgemacht. Der Fußweg zur Notaufnahme war von gepflegten Eichen und Oregon-Ahornbäumen gesäumt. Es wehte eine leichte Brise, und die goldbraunen Blätter wirbelten über den Rasen.
    Rechter Hand lag in einiger Entfernung ein Wald mit Kalifornischen Pfefferbäumen. Ein Pfad schlängelte sich durch die Bäume, doch eine dicke Kette mit einem Schild BETRETEN VERBOTEN hielt Neugierige fern. Dieser Pfad führte nach etwa einer halben Meile zur Ruine der alten Baycliff-Klinik. Seit mehr als einem halben Jahrhundert, nach einem schweren Erdbeben und einem Brand, stand das ehemals herrschaftliche Gebäude leer. Unberührt und vergessen lag es da, nur hin und wieder verirrten sich abenteuerlustige Teenager dorthin, auf der Suche nach einem mitternächtlichen Nervenkitzel.
    Die neue Klinik hingegen war auf einem Gebiet gebaut worden, das Geophysiker für sicherer hielten. Sie stammte aus den späten 1960ern, was man ihr auch ansah. Bis auf die Aussicht hatte sie nichts mit dem älteren Gebäude gemein und war nicht ansatzweise so faszinierend.
    Eine Erinnerung stieg in Tolan auf: Abby und er, wie sie eines Nachmittags die Ruinen der alten Klinik erkundeten. Er hatte keine Termine gehabt, und sie hatte ihr Studio für den Rest des Tages geschlossen. In letzter Zeit hatten sie sich etwas auseinandergelebt, und nun wollten sie endlich mal wieder etwas gemeinsam unternehmen.
    Sie erforschten das Gebiet, Abby fotografierte eifrig das stattliche, ausgebrannte Gebäude, sie machten Witze über Geister und Dämonen und wunderten sich darüber, dass es Leute gab, die freiwillig mitten in der Nacht dorthin kamen, nur um sich zu gruseln.
    Drei Tage später war Abby tot gewesen.
    »Die Sache ist die, dass wir ein Mordopfer gefunden haben, das mit perforiertem Brustkorb auf dem Fußboden in seiner Wohnung lag«, sagte Blackburn auf dem Weg zur EDU. »Und weniger als zwei Blocks vom Tatort entfernt ist Ihre neue Patientin aufgetaucht, mitten auf der Straße und splitterfasernackt. Hat versucht, einem Taxifahrer eine Schere reinzurammen.«
    »Ich nehme an, es handelt sich hier nicht um einen Zufall?«
    »Sie war voller Blut, wahrscheinlich dem des Opfers, und sie hatte Blutspuren an ihrer linken Ferse. Den passenden Fußabdruck dazu haben wir am Tatort gefunden.«
    Tolan merkte, dass Blackburn zögerte. »Wo liegt dann das Problem?«
    »Erstens: Die Kriminaltechniker sagen, das Muster der Blutspuren am Tatort entspricht nicht den Spuren, die wir an ihr festgestellt haben. Wahrscheinlicher ist, dass sie ihre Hände in das Blut getaucht und es sich dann ins Gesicht geschmiert hat.«
    »Oje«, stieß Tolan hervor. »Und zweitens?«
    »Die Schere.«
    »Was ist damit?«
    »Sie passt nicht zu den Stichwunden. Wenn unsere FKK-Anhängerin die Täterin ist, was soll dann der plötzliche Austausch des Tatwerkzeugs? Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Ergibt es meistens nicht, dachte Tolan. »Haben Sie schon in Betracht gezogen, dass der Täter es vielleicht auch auf die Frau abgesehen hatte? Vielleicht hat sie die Schere am Tatort an sich genommen, um sich zu verteidigen.«
    »Genau das habe ich auch schon gedacht«, antwortete Blackburn. »Das Blut an der Schere stammt möglicherweise von ihren eigenen Händen. Ehrlich gesagt – ich habe keine Ahnung, auf welche Weise sie in die Sache verwickelt ist, aber ich würde es verdammt gern herausfinden. Leider ist sie total schizo.«
    Tolan verzog erneut den Mund. Die meisten Menschen benutzten derlei Ausdrücke, ohne auch nur das Geringste über Schizophrenie oder Psychologie im Allgemeinen zu wissen. Das schrieb er in erster Linie einem Syndrom zu, das er ›SFS‹ nannte – Schlechte Fernsehsendungen. Dagegen gab es ein ganz einfaches Mittel: den gezielten Einsatz der Fernbedienung.
    »Sie haben gesagt, sie war nackt. Sie hatte also keinerlei Ausweispapiere bei sich?«
    »Nichts. Die Überprüfung der Fingerabdrücke ergab auch nichts. Irgendein alter Obdachloser behauptete, sie sei eine Freundin, aber auch der erwies sich schließlich als nicht ganz dicht.«
    Tolan blieb kurz vor dem Eingang der EDU stehen und sah Blackburn an. »Hören Sie, Detective, wenn wir zusammenarbeiten wollen, lassen Sie mich eines klarstellen: Diese Menschen sind keine Schwachköpfe,
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