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Papa To Go

Papa To Go

Titel: Papa To Go
Autoren: Christian Busemann
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wollen. Das reicht auch unbewusst. Eineiige Zwillinge, die, die sich zum Verwechseln ähneln, entstehen, indem sich die bereits befruchtete Eizelle in einem frühen Stadium noch einmal teilt. So wachsen zwei Menschen mit ein und demselben Genmaterial heran. Zweieiige Zwillinge brockst du dir selbst und deiner Frau ein, wenn zwei Eizellen gleichzeitig befruchtet werden. Und wenn es sich noch ein paar weitere Eizellen gemütlich machen, ist auch eine Mehrlingsschwangerschaft möglich, Fünflinge zum Beispiel.
    Ob deine Partnerin auch von Genuss sprechen kann, ist eher zweifelhaft, zumindest zum Ende der Schwangerschaft stellen sich bei jeder Frau Beschwerden ein. Kein Wunder, bei dieser Kugel. In der ersten Phase passierte bei uns glücklicherweise zunächst nicht sehr viel. Hier stolperte ich allerdings zum ersten Mal über eine Floskel, die in den kommenden Wochen zum
unvermeidbaren Leitsatz aller Leitsätze avancieren sollte und eigentlich überall gerne bemüht wird, um ein Gefühl der sicheren Unsicherheit zu schaffen und der geliebten Verallgemeinerung und plumpen Pauschalität ein Schnippchen zu schlagen. Die Ausrede aller Ausreden und Begründung der Begründungen, die Formel non grata:
    jede Schwangerschaft ist anders!
    Heißt: Ein Ei ähnelt nicht dem anderen.
    Ja, diesem Satz lässt sich wahrlich nicht viel hinzufügen. Leider. Denn damit schippern sich gerne alle Geburt begleitenden Koryphäen auf dem Meer der Argumentation frei. Kausal lässt sich eben alles auf diese Regel zurückführen. Das ist nicht immer gut, aber schlussendlich hat es tatsächlich etwas Beruhigendes. Für die strukturierten Zeitgenossen unter euch, mit konservativem Background und festem Ablauf, natürlich ein Graus, aber es hilft nichts - hier fängt die Individualität bereits an, und die Anarchie hält Einzug!
Die ersten Veränderungen: Ernährungsumstellung
    Meine Frau blieb im Vergleich zu ihren schwangeren Freundinnen anfangs vornehmlich beschwerdefrei, trieb weiterhin eifrig Sport und war eher überaktiv als schwerfällig, müde und abgespannt.
    Einzige Veränderung war die bewusste Ernährungsumstellung. Hier die orthodoxe Fassung: Keine Rohmilchprodukte (heißt im
Klartext: kein Käse! Wenn, dann immer nachfragen! Es besteht die Gefahr der Listeriose-Ansteckung! Und das ist nicht schön, da es eine Infektionskrankheit ist, die Missbildungen des Kindes nach sich ziehen kann). Kein Kaffee (entkoffeiniert geht), kein Alkohol (es gibt mittlerweile Bier- und Sektmarken, die tatsächlich 0,0 Prozent Alkohol aufweisen - interessiert einen zwar nicht wirklich, aber in diesem Fall kannst du der Zwangsabstinenzlerin ja mal einen Gefallen tun), kein Nikotin und ausnahmsweise mal Finger weg von anderen Drogen.
    Bitte auch keine lebenden Tiere wie Eichhörnchen, Kamele oder Schweine anfallen und aufessen. Rohes Fleisch und rohen Fisch, wie in Sushi, meiden, da die Toxoplasmose-Gefahr sehr groß ist. Toxoplasmose ist ebenfalls eine Infektionskrankheit, die durch Parasiten im Fleisch übertragen wird. Eigentlich verläuft so eine Krankheit ohne Symptome ab, aber nicht zwingend bei Schwangeren. Hier steigt die Gefahr einer Missbildung des Kindes erheblich! Als Toxoplasmose-Mutterschiffe gelten auch Katzen. Diese bitte nicht mehr küssen oder sonst wie anfummeln, streicheln nur, wenn danach die Hände gewaschen werden, und die Katzentoilette sollte irgendjemand anderes sauber machen (läuft wohl auf dich hinaus…) - nur nicht die Schwangere! Hunde sind ebenfalls Träger der fatalen Krankheit. Auch hier Hände nach dem Streicheln gründlich reinigen.
    Essen können schwangere Frauen ansonsten alles - eben auf die oben genannten Basics achten, und auch du, als Partner, solltest sie da ein bisschen unterstützen und mit aufpassen. Gerade wenn ihr noch mal in den Urlaub fahrt. Nicht immer ist klar, was einem da vorgesetzt wird… Meine Frau hat viel Obst und Gemüse gegessen, das sie stets sehr gründlich mit warmem Wasser abgewaschen oder zuvor geschält hat. Dazu steigerte sich ihr Verlangen
nach Süßem, insbesondere Eis, in einem schier nicht nachvollziehbaren beziehungsweise bezahlbaren Maß. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich nachts zu irgendeiner Tanke gefahren bin, um Schokoladeneis zu kaufen. 85 000 Mal?!
    Insgesamt auffällig war ihr erschreckend großer Appetit. In der Disziplin »Nachschlag« näherte sie sich mir bis auf wenige Gramm. Der Konkurrent sitzt von jetzt an mit am Tisch. Kein Wort mehr von: »Magst du noch meinen
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