Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
Autoren: Christoph Lode
Vom Netzwerk:
vorsichtig öffnete. Drinnen roch es nach Schwefel und Schlacke und all den anderen Substanzen und Giften, mit denen der Alchymist Tag und Nacht hantierte. Jackons Blick wanderte über die Apparaturen, den Steintisch, die Regale. Überall zerbrochene Phiolen, umgeworfene Gerätschaften, seltsam riechende Pfützen auf dem Boden. In dem Raum herrschte ein Chaos, als hätte ein Wahnsinniger einen Tobsuchtsanfall erlitten und alles verwüstet.
    Es war niemand da.
    Jackon legte die Hand auf die Stelle, wo er die Dolche verbarg, und stieg so leise wie möglich über das Durcheinander. Als er gerade den Vorhang im hinteren Teil des Labors öffnen wollte, wurde dieser zur Seite gerissen.
    Silas Torne stand vor ihm. Sein Kittel war von oben bis unten besudelt, er stank, und sein verbliebenes Auge schien zu glühen. »Was hast du hier zu suchen?«, fragte er barsch.
    »Ich bin wegen Lucien hier. Umbra schickt mich. Ich soll nach ihm sehen.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Äh, wieso?«, fragte Jackon verwirrt.
    »Sie hat ihn weggebracht«, schnarrte der Alchymist. »Schon vor Stunden. Wenn du ihn sehen willst, geh verdammt noch mal in den Keller.«
    Damit war sein ganzer Plan dahin. Jackon wünschte, er hätte sich einen besseren ausgedacht. Er setzte eine verärgerte Miene auf und fragte: »Wieso hat sie mir das nicht gesagt?«
    »Woher soll ich das wissen? Jetzt verschwinde, und geh jemand anders auf die Nerven.« Torne schloss den Vorhang.
    Jackon schlurfte ratlos aus dem Labor. Umbra hatte Lucien also in den Keller gebracht. Wo würde sie einen Alben einsperren, der bekannt dafür war, dass keine Zelle der Welt ihn lange halten konnte? Im ganzen Palast gab es nur einen Raum, der infrage kam: das Schattenwesengefängnis in den Höhlen. Umbra hatte es ihm gezeigt, als sie ihn nach seiner Ernennung zum Leibwächter im Palast herumgeführt hatte.
    Es wurde allmählich Nacht. Jackon hastete durch dunkle Korridore und eilte wenig später die Treppe hinab. Die Glashöhlen waren so verlassen wie der Rest des Anwesens — der größte Teil der Spiegelmänner hielt sich immer noch im Ministerium der Wahrheit auf. Stille erfüllte die blau glühenden Tunnel.
    Dummerweise waren nicht alle Homunculi fort: Ausgerechnet vor der Zellentür stand einer Wache. Als Jackon um die Ecke bog und den Maskierten entdeckte, verkniff er sich einen Fluch.
    Wie könnte er das Geschöpf loswerden? Normalerweise gaben nur Lady Sarka und Corvas ihnen Befehle, aber er wusste, dass sie die Anweisung hatten, auch Umbra, Amander und ihm zu gehorchen. Allerdings hatte er das noch nie ausprobiert. Schon der Gedanke, einen Spiegelmann anzusprechen, jagte ihm eine Heidenangst ein.
    Betont gelassen schritt er zur Tür. Wenn man direkt vor diesen Wesen stand, wirkten sie noch größer, noch unheimlicher als sonst. Jackons Antlitz spiegelte sich seltsam verzerrt in der gewölbten Maske, und er musste an das augenlose Gesicht denken, das sich dahinter verbarg.
    »Du kannst gehen«, sagte er im herrischsten Ton, den er zu Stande brachte. »Ich kümmere mich jetzt um den Gefangenen.«
    Keine Reaktion. Jackon spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Es funktionierte nicht. Musste er seinen Befehl präziser formulieren?
    »Geh nach oben zur Eingangshalle, und warte dort, bis Umbra dir neue Anweisungen erteilt.« Das war genau die Art und Weise, wie Corvas stets mit den Spiegelmännern sprach. Es musste einfach klappen. Fest blickte er das Wesen an — und plötzlich setzte es sich in Bewegung, schritt davon.
    Jackon atmete tief durch. Als der Spiegelmann verschwunden war, fischte er mit schweißnassen Fingern seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche. Das nächste Problem. Zwar besaß er wie alle Leibwächter einen kompletten Satz Schlüssel für sämtliche Türen des Palasts, aber er hatte noch nie nachgeprüft, ob er damit auch die Türen in den Glashöhlen öffnen konnte.
    Nacheinander probierte er all seine Schlüssel aus, in der ständigen Furcht, der Spiegelmann könne zurückkommen. »Ja!«, rief er triumphierend, als einer der Schlüssel passte.
    Auf dem Boden der Zelle lag Lucien. Er sah schrecklich aus. Er zitterte am ganzen Leib, Schweiß glitzerte auf seiner Haut.
    Jackon entdeckte den Drudenfuß an der Decke. Kein Wunder, dass es Lucien so schlecht ging.
    Wenigstens schien er sich wieder bewegen zu können. Jackon half ihm, sich aufzusetzen.
    »Du?«, murmelte Lucien.
    Jackon stützte ihn, sodass er aufstehen konnte. Gemeinsam verließen sie die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher