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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen
Autoren: Christoph Lode
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über den Preis gesprochen.«
    Vivana biss die Zähne zusammen und gab dem Mann einen Stoß. Als er zur Seite taumelte, hielt sie Ruac fest und wollte an ihm vorbeihuschen, fort aus dem halbdunklen Tunnel. Doch seine Hand schnellte nach vorne und packte ihren Arm.
    »Nicht so hastig, junge Dame. Wir kommen doch gerade erst ins Geschäft.«
    Vivana trat ihm mit aller Kraft gegen das Schienbein. Er heulte vor Schmerz auf, bevor sich sein Gesicht zu einer Grimasse der Wut verzerrte. »Na warte«, krächzte er und holte zum Schlag aus. Vivana duckte sich rechtzeitig, aber dabei entwand sich Ruac ihren Händen. Der Tatzelwurm schoss mit vor Zorn glühenden Flanken auf den Schlaksigen zu.
    »Ruac, nicht!«, rief sie, doch es war bereits zu spät. Der Tatzelwurm biss dem Fremden in den Stiefel, woraufhin dieser fluchend auf einem Bein zu hüpfen begann und versuchte, ihn abzuschütteln. Im nächsten Moment segelte das Reptil in hohem Bogen durch die Luft und prallte gegen einen Kistenstapel.

    Vivana wollte zu ihm laufen, als sie sah, dass der Schlaksige hinkend auf sie zukam. Sein Gesicht leuchtete rot, er schnaufte und ballte die Fäuste. »Das machst du nicht nochmal, du Miststück …«
    Plötzlich wurden seine Augen glasig, er brach ohne einen Laut zusammen und blieb mit verdrehten Gliedern liegen.
    »Keine Angst«, sagte Lucien, »er schläft nur.«

2
Nestor Quindal taucht unter
    V ivana stürzte zu dem Kistenstapel und hob Ruac auf. Der Tatzelwurm züngelte, als er sich in ihre Arme schmiegte; seine Schuppen strahlten immer noch Hitze ab. Zu ihrer grenzenlosen Erleichterung war ihm nichts passiert. Ruac mochte klein sein, aber er war hart im Nehmen.
    Sie wandte sich zu Lucien um, der aus dem Halbdunkel in das Laternenlicht des Kuriositätenladens trat. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie ihn richtig erkennen konnte. Wie alle Schattenwesen besaß er die Gabe, sich unauffällig zu machen, sodass man einfach durch ihn hindurchsah, selbst wenn er direkt vor einem stand.
    »Du hättest ruhig ein bisschen früher kommen können«, sagte sie. »Der Kerl wollte mir Ruac wegnehmen.«
    »Da vorne waren zu viele Leute«, erwiderte Lucien. »Wieso hast du nicht draußen auf mich gewartet?«
    »Weil ich dachte … Ach, egal, jetzt bist du ja da. Wie lange wird er schlafen?«, fragte Vivana mit Blick auf den Bewusstlosen.
    »Ein paar Stunden. Wenn niemand ihn aufweckt.«
    »Danke«, murmelte sie.
    Lucien nickte nur. Er sah wesentlich besser aus als letzte Nacht. Er hatte seine Schrammen und Kratzer versorgt, sich gewaschen und umgezogen. Das weiße Haar floss wie Sternenlicht über seine Schultern und das nagelneue, mondstaubfarbene
Wams. In seinem Gürtel steckten Messer und allerlei obskure Werkzeuge. Außerdem trug er einen kleinen Lederrucksack. »Der Tatzelwurm gehört dir, nehme ich an.«
    »Ja.«
    »Willst du ihn mitnehmen?«
    »Natürlich.«
    »Gut. Tatzelwürmer sind nützliche Gefährten. Hast du dich auf unsere Reise vorbereitet?«, fragte der Alb.
    Sie nickte.
    »Wo sind deine Sachen?«
    »Bei meinem Vater. Er kommt mit«, fügte sie hinzu.
    Lucien nahm diese Neuigkeit schweigend auf. »Das war nicht abgesprochen.«
    »Er hat darauf bestanden. Ich konnte ihn nicht davon abbringen.«
    »Weiß er, worauf er sich einlässt?«
    »Glaube ich kaum. Er ist der Meinung, es gibt kein Pandæmonium.«
    »Dein Vater ist Wissenschaftler, richtig? Nun, er wird bald Gelegenheit bekommen, seine Ansichten zu überdenken. Ich hoffe nur, er hält uns nicht auf. Wo ist er?«
    »Er wartet in der Namenlosen Herberge. Ich wollte mich zuerst allein mit dir treffen.«
    »Geh ihn holen. Das Tor öffnet sich bald, und es ist noch ein weiter Weg.«
    Lucien begann, sich unauffällig zu machen. Vivana hatte bereits Mühe, ihn zu erkennen. »Warte! Wie finden wir dich?«
    »Ich finde euch«, sagte der Alb und verschwand.
    Vivana wandte sich zum Gehen, obwohl sie große Lust hatte, ihren Vater einfach in der Herberge sitzen zu lassen, nach allem, was er heute Morgen zu ihr gesagt hatte.
    »Meinst du, er kriegt es hin, mit Lucien keinen Streit anzufangen?«, fragte sie.

    Ruac blickte sie mit seinen gelben Reptilienaugen an.
    »Du hast recht. War eine blöde Frage.«
    Vivana wusste nicht, wie oft sie sich in den letzten Jahren mit ihrem Vater gestritten hatte. Tausendmal, vielleicht noch mehr, sie hatte aufgehört zu zählen. Doch so schlimm wie heute Morgen war es noch nie gewesen.
    Sie war gegen fünf Uhr nach Hause gekommen, erschöpft,
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