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Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)

Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)

Titel: Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)
Autoren: Harald Schneider
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aller besten Ehefrauen
im letzten Weihnachtsurlaub. In den nächsten Tagen, kurz vor Ostern, sollte das
elterliche Schlafzimmer an die Reihe kommen und wie ein Damoklesschwert hing die
Drohung in der Luft, im Sommer das Treppenhaus zu tapezieren. Ich konnte mich noch
gut an einen Fernsehwerbespot aus den 70er-Jahren erinnern. Darin hatte die Maler-
und Tapeziermafia frech behauptet: ›Tapetenwechsel braucht der Mensch, alle drei
Jahre mindestens.‹ Wahrscheinlich hatte man den Ideengeber damals gleich nach Sibirien
verbannt.
    Den Lauf
der Zeit konnte ich dummerweise nicht aufhalten. In weniger als einer Stunde hatte
ich Feierabend und nach einem schnellen Abendessen musste ich mit Frau und Kinder
in den Baumarkt. Meinem Einwand, dass ich dabei sowieso nur stören würde und sie
doch einfach die am besten geeigneten Tapeten kaufen sollte, wurde nicht stattgegeben.
Ich war mir sicher, es würde wie immer sein:
    »Schatz,
ist das nicht eine schöne Tapete?«
    Ich antwortete,
ohne richtig hinzusehen, mit »Klasse, die gefällt mir auch. Ich pack gleich die
Rollen in den Wagen.« Stefanie fing an zu grübeln und legte die Rolle wieder weg.
Die Sucherei ging weiter. Hilfestellungen meinerseits wurden schlichtweg ignoriert.
Selbst wenn ich mich anstrengte und einen meiner Meinung nach durchaus schönen Wandbehang
herausgesucht hatte, erntete ich stets nur ein mitleidvolles Kopfschütteln. Dass
Paul und Melanie dabei waren, machte die Sache nicht einfacher. Melanies Vokabular
beschränkte sich während solcher Einkaufstouren auf ein einziges, ständig wiederholtes
Wort: langweilig. Sie lebte in ihrer eigenen Welt. Mit ihrem elektronischen Musikkram,
den sie sich schalldicht in die Ohren stöpselte, war sie uns schon das eine oder
andere Mal abhandengekommen. Sie saß dann in irgendwelchen Gängen und träumte von
einer besseren Welt. Einmal mussten wir sogar gemeinsam mit dem Personal nach Geschäftsschluss
einen Supermarkt durchsuchen. Schließlich fanden wir sie in der Musikabteilung.
Dass nur noch die Notbeleuchtung eingeschaltet war, war ihr gar nicht aufgefallen.
    Mit Paul
war es dagegen nicht so einfach. Als Herr über den Einkaufswagen verwechselte er
so manchen Bau- und Supermarkt mit einer Formel-1-Rennstrecke. Glücklicherweise
war unsere Privathaftpflichtversicherung jedes Mal äußerst kulant. Ich musste nur
selten mit meiner Berufsbezeichnung drohen.
    Um es kurz
zu machen: Das Drama würde erst enden, wenn Stefanie sämtliche verfügbaren Tapetenmuster
mindestens zweimal in der Hand gehalten hatte und unschlüssig vor ihren rund ein
Dutzend Favoriten stand. In diesem Showdown konnte ich nur eines tun, und das war
extrem wichtig: meine Klappe halten. Manchmal funktionierte es. Aber nicht immer.
Dann wurden wir vom Filialleiter mit strengem Blick auf die Uhr ermahnt, doch morgen
wiederzukommen, da die Kassen sowieso bereits seit einer Viertelstunde geschlossen
waren.
    Noch war
es nicht so weit. Denn ich hatte Glück. Während ich vor mich hindämmerte, kam meine
Kollegin Jutta Wagner ins Büro und forderte mich auf: »Los, komm, wir haben einen
Einsatz.«
    Mit einem
Blick auf die Uhr antwortete ich: »Oh, ausgerechnet so kurz vor Feierabend.« Meine
plötzliche gute Laune bemerkte sie nicht.
    Jutta meinte
nur: »Da kann man nichts machen, ich wollte nachher shoppen gehen. Das kann ich
nun vergessen.«
    Gemeinsam
fuhren wir in den Süden von Frankenthal. Da die Außentemperatur zu dieser Jahreszeit
noch unter 40 Grad Celsius lag, war die Heizung in Juttas Wagen wie immer auf die
höchste Stufe gestellt. Ich wunderte mich, dass das Kunststoff des Armaturenbretts
nicht wegschmolz. Doch ich hielt meine Klappe, auf einen Fußmarsch legte ich keinen
Wert.
    Jutta klärte
mich während der Fahrt über unseren Einsatz auf. »Lena Margaritha, das ist der Künstlername
des Models, wurde vor wenigen Minuten von ihrem Freund, mit dem sie zusammen in
einer Altbauwohnung wohnte, tot aufgefunden. Dem Anruf nach scheint ein Fremdverschulden
vorzuliegen. Der Notarzt wartet noch.«
    Das Model
wohnte im zweiten Stock. Die knarzende Holztreppe würde mich um den Verstand bringen.
Nicht einmal eine Maus konnte ungestört nach oben schleichen.
    Der Notarzt,
von der Erscheinung her vergleichbar mit Dr. Metzger, wirkte im Gegensatz zu diesem
äußerst kompetent. Mit einer gewissen Lässigkeit, aber dennoch genügender Detailtreue
beschrieb er uns die Situation.
    »Die Tote
war nackt und lag mit ihrem Oberkörper außerhalb der
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