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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)
Autoren: Mark Frost
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war er fast auf die Größe der Tischplatte angewachsen.
    »Was zum Teufel ist das für ein Ding?«, fragte Will verwundert.
    »Ja, das wüsstest du wohl gern«, antwortete Robbins lächelnd. »Bitte leg deine Hände hier drauf.«
    Die leuchtenden Konturen zweier Hände erschienen auf dem Bildschirm; das Schwarz darunter schimmerte, als würde sich dort eine unsichtbare Tiefe auftun. Will hatte das Gefühl, in das stille Wasser eines mondbeschienenen Sees zu schauen.
    Dann legte er seine Hände auf die vorgezeichneten Linien. Kaum hatte er den Bildschirm berührt, surrte dieser voller Energie. Die Linien leuchteten hell auf und verblassten dann, sodass seine Hände schließlich auf einer unergründlichen flüssigen Leere zu schwimmen schienen.
    »Ich werde dir jetzt ein paar Fragen stellen. Du kannst sie beantworten, wie auch immer du willst. Es gibt keine falschen Antworten«, erklärte Dr. Robbins.
    »Was ist, wenn Sie die falschen Fragen stellen?«
    »Wie heißt du?«
    »Will Melendez West.«
    »Melendez. Ist das der Mädchenname deiner Mutter?«
    »Ja.«
    Eine angenehme Wärme stieg vom Bildschirm auf und schwappte wie eine Woge sanftes Meerwasser über seine Hände, bevor sie sich wieder zurückzog.
    »Und Will ist nicht die Kurzform von William?«
    »Nein, es ist die Kurzform von gar nichts. Meine Eltern wollten ein kooperatives Kind, also nannten sie es nach dem Gegenteil von Will nicht.«
    Robbins verzog keine Miene. »Wie alt bist du, Will?«
    »Fünfzehn.«
    »Wann hast du Geburtstag?«
    »Am 15. August. Jedes Jahr, mit der Präzision eines Uhrwerks.«
    Ein wilder Farbwirbel stieg aus der Tiefe auf und verschwand dann wieder. Will fürchtete, direkt in den Bildschirm hineinzufallen, falls er seine Hände gegen die Oberfläche drückte – eine beunruhigende Vorstellung.
    »Ist das so was wie ein Lügendetektor?«
    Dr. Robbins kniff die Augen zusammen. »Würdest du dich wohler fühlen, wenn es einer wäre?«
    »Ist das eine Frage aus dem Test oder interessiert es Sie wirklich?«
    »Macht das irgendeinen Unterschied für dich?«
    »Werden Sie alle meine Fragen mit Gegenfragen beantworten?«
    »Aber ja, Will«, erwiderte sie und lächelte amüsiert. »Ich versuche, dich abzulenken.«
    Will wurde wachsamer. »Das machen Sie gut.«
    »Was ist deine Lieblingsfarbe?«
    »Himmelblau. Ich hatte mal eine kleine Tube von dieser Farbe für den Kunstunterricht. Ein richtig tiefes Blau, wie der Himmel an einem kalten, klaren Tag …«
    »Du musst mir dazu keinen Roman erzählen. Wo bist du geboren?«
    »In Albuquerque«, antwortete Will. »Wir haben nur ein paar Monate dort gewohnt. Ich kann es Ihnen buchstabieren, wenn Sie wollen.« Tief unter seinen Händen erklangen zarte Töne, wie von gedämpften Holzblasinstrumenten. Dazu trieben passende Gebilde – obskure mathematische Formeln oder Zeichen irgendeiner uralten Sprache, die er nicht entziffern konnte – in komplexen Anordnungen durch das Dunkel unter seinen Händen.
    »Das hier ist auch kein Rechtschreibwettbewerb. Wie lautet der Name deines Vaters?«
    »Jordan West.«
    »Was macht er beruflich?«
    »Er ist selbstständiger Rodeoclown.«
    »Hm«, meinte Robbins und biss sich auf die Unterlippe. »Das könnte vielleicht gelogen sein.«
    »Wow. Sie sind wirklich gut.«
    »Oh, nicht ich«, sagte sie, beugte sich vor und zeigte auf den Bildschirm, während sie Will zuflüsterte: »Man kann der Maschine nichts vormachen.«
    »Okay, erwischt. Er ist Wissenschaftler.«
    Robbins lächelte. »Das klingt schon etwas wahrscheinlicher. Welches Fachgebiet?«
    »Neurobiologie, an der UC Santa Barbara.«
    »Wie lautet der vollständige Name deiner Mutter?«
    »Belinda Melendez West.«
    »Was macht sie beruflich?«
    »Sie arbeitet als Rechtsanwaltsgehilfin.«
    »Woher stammt ihre Familie?«, fragte Robbins.
    Will hob eine Augenbraue. »Die Melendez? Aus Barcelona. Ihre Eltern kamen in den Sechzigerjahren in die USA.«
    »Leben deine Großeltern noch?«
    »Nein.«
    »Hast du sie gekannt?«
    »Nein, ich kann mich jedenfalls nicht an sie erinnern.«
    »Würdest du dich selbst als kaukasischer oder hispanischer Abstammung bezeichnen?«
    »Weder noch. Ich bin Amerikaner.«
    Dr. Robbins schien diese Antwort zu gefallen. »Von Albuquerque abgesehen, wo habt ihr sonst noch gewohnt?«
    »Tuscon, Las Cruces, Phoenix, Flagstaff, La Jolla, letztes Jahr in Temecula und jetzt in Ojai …«
    »Warum ziehen deine Eltern so oft um?«
    Gute Frage, dachte Will, sagte aber: »Das ist der Preis,
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