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Pakt mit dem Feind

Pakt mit dem Feind

Titel: Pakt mit dem Feind
Autoren: Ginna Gray
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Platz.
    Die bärbeißige Haushälterin schlurfte herein, ein Tablett mit einer Porzellankanne und passenden Tassen und Untertassen in den Händen. Nachdem sie es auf dem Couchtisch abgestellt hatte, richtete sie sich auf und warf ihm einen durchdringenden Blick zu, ehe sie sich ihrer Arbeitgeberin zuwandte. “Brauchen Sie sonst noch etwas, Miss Elizabeth?”
    “Nein, das wäre dann alles, Gladys. Vielen Dank.”
    Die ältere Frau rümpfte die Nase und warf ihm zum Abschied noch einen Blick zu. “Wenn Sie mich brauchen, rufen Sie mich einfach”, sagte sie in Elizabeths Richtung und brachte es fertig, den Satz wie eine Warnung klingen zu lassen.
    “Mache ich.”
    Max beobachtete, wie der alte Dragoner aus dem Zimmer stolzierte, den Rücken kerzengerade durchgedrückt. Die Tür zog sie vernehmlich hinter sich ins Schloss.
    “Wie nehmen Sie Ihren Kaffee, Mr. Riordan?”
    “Schwarz, bitte.”
    Elizabeth füllte seine Tasse mit dem dampfenden Getränk und reichte sie ihm, dann nahm sie sich selbst und fügte ein wenig Sahne hinzu. Gelassen lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, nahm einen Schluck und beobachtete ihn über den Rand ihrer Tasse hinweg. “Ich muss sagen, ich war überrascht, als Gladys mir sagte, dass Sie hier sind und mich sprechen wollen. Ich kann mir nicht denken, was Sie von mir wollen.”
    “Dann komme ich gleich zur Sache.” Max hielt nichts davon, um den heißen Brei herumzureden. Small Talk bedeutete nichts als Zeitverschwendung und Langeweile. Und weder das eine noch das andere konnte er leiden. Wenn es etwas zu tun oder zu sagen gab, machte er keine langen Umwege, sondern brachte es lieber gleich hinter sich. Mit einiger Verspätung fiel ihm jedoch ein, dass seine brüske Art Elizabeth abschrecken könnte, und so fügte er hinzu: “Das heißt, falls Ihnen das recht ist.”
    “Bitte sehr.”
    “Ich bin hier, weil ich über Ihre finanzielle Situation Bescheid weiß.”
    Bis zu diesem Augenblick hatte sie sich außerordentlich zuvorkommend verhalten, abgesehen von einem Ausdruck vagen Unbehagens in ihren Augen. Aber bei diesen Worten versteifte sich ihre Körperhaltung. Sie hob das Kinn, und ihre Miene wurde kühl.
    Mit gemessenen Bewegungen beugte sie sich vor und stellte die Kaffeetasse auf dem Couchtisch ab. Als sie sich wieder aufrichtete und die Hände im Schoß faltete, hatte er den Eindruck, dass ihn ihre blaugrünen Augen anglitzerten wie Eis an einem frostigen Morgen. Sie ist von Kopf bis Fuß eine Dame, schoss es ihm durch den Kopf.
    “Darf ich fragen, wie Sie an diese Information gekommen sind? Diese Information sollte vertraulich sein.” Ihre Stimme klang ebenfalls frostig.
    “Ich sitze im Aufsichtsrat Ihrer Bank.”
    “Tatsächlich? Seit wann?”, fragte sie, und ihr Ton machte deutlich, dass sie ihm nicht glaubte.
    “Ich habe die Position seit fast einem Jahr inne. Als Ihr Exmann sich auf und davon machte, hat man mich gebeten, seinen Platz im Aufsichtsrat einzunehmen. Da ich einer der Hauptanteilseigner der Bank bin, ist das nichts Ungewöhnliches. Zu dem Zeitpunkt wurden auch alle Kunden schriftlich über meine Berufung benachrichtigt.”
    “Oh. Ich verstehe. Ich … ich muss das damals wohl völlig übersehen haben.”
    Oder sie hat sich nicht die Mühe gemacht, die Mitteilung zu lesen, dachte Max. Aber konnte man ihr das vorwerfen? Im vergangenen Jahr hatte sie wirklich viel um die Ohren gehabt.
    “Ich bin niemand, der einen Posten im Aufsichtsrat nur will, um dicke Schecks zu kassieren und dann die Sitzungen zu verschlafen”, fuhr Max fort. “Ich bin Geschäftsmann. Mein Interesse gilt der finanziellen Gesundheit der Bank, und daher beobachte ich alle meine Investitionen genauestens. Alle größeren Konten überprüfe ich regelmäßig.”
    Er hielt inne, um einen Schluck Kaffee zu trinken. Dann warf er ihr einen gelassenen Blick zu. “Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich bemerken musste, dass Ihr Kontostand im Keller ist. Die Unterlagen der Bank zeigen, dass Edward Culpepper regelmäßig Geld von allen Ihren Konten abgehoben hat. Nachdem ich das entdeckt hatte, habe ich mich an unseren Anlageberater gewandt. So habe ich herausgefunden, dass von Ihrem Wertpapier-Portfolio fast nichts mehr übrig ist. Sie sind so gut wie pleite.”
    Obwohl ihre Miene ungerührt blieb, konnte er sehen, wie sich der Ausdruck des Unbehagens in ihren Augen verstärkte.
    Nach einem Moment angespannten Schweigens seufzte sie und murmelte: “Ich verstehe. Es war
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