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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2
Autoren: Don Winslow
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por favor, bitte. Ich flehe Sie an. Was kann ich tun?«
    Er sagt es ihr.

157
    Die Dawn Patrol oder das, was von ihr übrig ist,
    paddelt einer schwachen Brandung entgegen, ihre Körper funkeln silbrig im heller werdenden Licht. Sie wirken flink und beweglich, zeitlos und dem Moment verhaftet. Boone beobachtet sie, bewundert ihre Kraft und Anmut, wendet sich ab und geht nach draußen.
    Er öffnet einen Spind und nimmt ein langes Paddleboard und ein Paddel heraus, geht an den Rand des Piers, wirft das Board über die Brüstung und springt hinterher. Er klettert auf das Brett, balanciert, richtet sich auf und paddelt aufs Meer hinaus, um erst mal Abstand zwischen sich und seine früheren Freunde zu legen, dann dreht er nach Norden ab und paddelt parallel zur Küste.
    Boone hat diesen Küstenstrich immer geliebt, jeden einzelnen seiner unverwechselbaren Strände, die Buchten, Landzungen, Klippen und Felsvorsprünge, das schwarze Gestein, die rote Erde und die grünen Sträucher, aber jetzt sieht er es mit anderen Augen.
    Es ist seine Heimat und wird es immer bleiben, aber ist das Fundament überhaupt tragfähig, oder wurde auf Rissen und Verwerfungen gebaut, auf einem Boden, der sich in Bewegung befindet, der absinken, wegrutschen und fortbrechen wird? Und die Kultur, die auf diesem instabilen Untergrund entstand – das freie, leichte, lockere, reiche, arme, verrückte, schöne südkalifornische Leben –, ist sie ebenso brüchig? Werden sich die Risse und Spalten ausdehnen, so dass sie keinen Bestand mehr hat und von ihrem eigenen Gewicht runtergezogen wird?
    Boone fühlt sich stark, als er aufrecht steht und rudert. Es ist gut, auf dem Board zu stehen, anstatt darauf zu liegen oder zu sitzen, das verleiht ihm buchstäblich eine neue Perspektive, einen weiteren Blick. Er sieht sich nach seinen alten Freunden um, die jetzt, ganz klein geworden im riesigen Ozean, am Line-up sitzen und nur noch als kleine Punktevor den Pfeilern des Piers erkennbar sind. Was ist mit deinen Freunden, der Dawn Patrol? Waren auch diese Freundschaften auf einem brüchigen, kaputten Fundament erbaut? War es von Anfang an unvermeidbar, dass uns Unterschiede in Hautfarbe, Geschlecht, Ambitionen und Träumen auseinanderreißen würden, wie Kontinente, die einst fest verbunden waren und zwischen denen sich jetzt Ozeane erstreckten?
    Und was ist mit dir, fragt er sich, während er weiter rudert und wegen der Anstrengung, die ihn die kräftigen Paddelschläge gegen die Strömung kosten, inzwischen heftig schwitzt. Worauf baut dein Leben auf? Instabilem Grund, unberechenbaren Strömungen? Und stürzt jetzt alles in sich zusammen und kannst du es wieder aufbauen, und wenn ja, wie und als was?
    War alles brüchig, worauf dein Leben bislang basierte? War alles falsch, woran du geglaubt hast? Er rudert weiter und macht erst kehrt, als ihm gerade noch so viel Kraft bleibt, um es bis zur Küste zu schaffen.
    Bis dahin ist die Dawn Patrol aber vorbei.
    Jetzt ist es Zeit für die Gentlemen’s Hour.

158
    Er wartet am Strand, bis Dan Nichols zurückkommt. Dan sieht gut aus, stark und erfrischt und ein bisschen außer Atem, als er sein Board aus dem Wasser hebt, an den Strand kommt und Boone weit ausholend zuwinkt.
    »Boone!«, sagt Dan. »Ich dachte, du würdest mitsurfen.«
    »Hab’s mir anders überlegt.«
    »Hast du Gelegenheit gehabt, über mein Angebot nachzudenken?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Du hast mich reingelegt, Dan.«
    Boone erklärt es ihm.
    Dan war stiller Teilhaber bei Paradise Homes, Geschäftspartner von Cruz Iglesias und seinem Baja-Kartell. Und außerdem als Teilhaber an einem halben Dutzend anderer zwielichtiger Bauprojekte beteiligt. Als die Häuser in der Versenkung verschwanden, verlangte Dan von Blasingame, dass er die Sache in Ordnung brachte, die geologischen Gutachten fälschen ließ, aber der bekam es nicht hin.
    »Also hast du deine Frau vorgeschickt«, sagt Boone jetzt. »Du hast sie Schering auf den Hals gehetzt, damit sie ihn verführt und überredet, die Gutachten zu türken, aber er wollte nicht. Dann wurde Blasingames Sohn wegen Mordes an Kelly Kuhio verhaftet, und die Zeitungen waren voll davon, und alle möglichen Leute schnüffelten im Leben von Blasingame herum, und du hast Angst bekommen, dass die Verbindung zwischen ihm und dir auffliegen könnte.«
    Deshalb hat Dan Boone engagiert, damit er Donna »beschattet«, obwohl er längst wusste, wohin die Spur führen würde, und ein Motiv für den Mord an Schering gefunden
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