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Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Titel: Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Autoren: Tom Bale
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kaum genutzt und außerhalb der Insel so gut wie unbekannt. Zwar war es nicht verboten, Terror‘s Reach zu betreten, aber Fremde wurden auch nicht dazu ermuntert. Es gab keine Parkplätze, und auf den letzten fünfundzwanzig Metern zwischen dem Haus der Weavers und dem Strand wich die asphaltierte Straße einem schmalen Trampelpfad. Als weitere Abschreckung hatte man die Brennnesseln und das Brombeergestrüpp am Pfad ungehindert wuchern lassen, und Robert Felton hatte zudem – verbotenerweise – ein Schild mit der Aufschrift PRIVATGRUNDSTÜCK aufgestellt.
    Heute jedoch hatten all diese Abschreckungsmaßnahmen versagt.
    Ein Fremder war auf der Insel.
    Gough hörte sie kommen, bevor er sie sah, aber dazwischen lagen nur ein, zwei Sekunden. Es blieb ihm keine Zeit, zu reagieren, und er war Profi genug, um zu wissen, dass plötzliche Bewegungen Verdacht erregten. Und verstohlene ebenso, in einer Situation wie dieser. Besser, man bewegte sich gar nicht.
    Er ignorierte sie eine Weile, bis ihm klar wurde, dass es unnatürlich wäre, überhaupt keine Neugier zu zeigen. Also drehte er sich um und sah kurz in ihre Richtung. Ein Mann und ein kleiner Junge, sie trugen Strandkleidung. Der Mann hatte zwei zusammengerollte Handtücher unter den Arm geklemmt.
    Die zwei gehörten sicher zu Nasenkos Haus. Der Kleine musste der uneheliche Sprössling der Gattin sein. Und der Mann war ein Leibwächter. Garantiert.

    Gough nahm Blickkontakt mit ihm auf, registrierte die Überraschung des Mannes, und vielleicht noch etwas anderes. Etwas Schärferes. Er konterte es mit einem knappen Nicken, das man als Hallo interpretieren konnte, aber auch als: Ja, ich bin auch hier, na und? Finde dich damit ab.
    Dann ignorierte er die beiden wieder und hoffte, dass sie ihn ebenso ignorieren würden. Er packte seine Angelrute fester, starrte aufs Meer hinaus und gab sich größte Mühe, nicht nach dem Rucksack zu schielen, der neben ihm lag. Aber er vergaß keine Sekunde, was er enthielt.
    Wenn sie ihn in Ruhe ließen, war alles in bester Ordnung.
    Wenn nicht, blieb ihm immer noch die Waffe.

3
    Joe schätzte den Angler auf Mitte dreißig. Er trug ein Arsenal-Trikot und eine Dreiviertelhose. Gut gebaut, harte Gesichtszüge. Kurzes, dunkles Haar unter einer schwarzen Baseballkappe. Er saß nahe am Wasser und hielt eine billig aussehende Angelrute in den Händen, deren Schnur er fünf, sechs Meter weit ausgeworfen hatte. Neben ihm lagen ein offener Rucksack, an dem eine halbvolle Flasche Evian lehnte, sowie ein paar zusammengefaltete Boulevardzeitungen.
    Während Joe mit Jaden über den Strand ging, warf er einen Blick zurück zur Straße und sah, dass auf dem Pfad ein Motorrad parkte. Eine mittelgroße Honda-Straßenmaschine, vielleicht 500 ccm, mit Satteltaschen für die Angelausrüstung.
    Joes erste Reaktion war Enttäuschung, und er rügte sich
selbst dafür. Er hatte stets die müßigen Reichen verachtet, die sich von der Außenwelt abschotteten, und jetzt erlag er genau dem gleichen egoistischen Impuls.
    Es war das erste Mal, dass er jemanden an dieser Stelle angeln sah. Die Insel bekam gelegentlich mehr oder weniger ungebetenen Besuch von Vogelbeobachtern, Naturfotografen oder Wanderern, doch die schiere Größe der Bucht sorgte schon dafür, dass es stets genügend andere, bekanntere und leichter zugängliche Stellen gab, die solche Leute anlockten.
    Jaden rannte aufs Wasser zu und begann den Strand abzusuchen. Joe folgte ihm und setzte sich ein paar Meter entfernt in den Kies. Das Meer lag glatt und ruhig da und glitzerte im weißglühenden Schein der Sonne. Die einzigen Geräusche waren das Zirpen der unsichtbaren Grillen im Gras hinter ihm und das ferne Trillern eines Brachvogels. Die Flut lief langsam auf und füllte die Bucht, doch der schwere, schweflige Geruch des Watts lag noch in der Luft. Anfangs hatte Joe ihn widerlich gefunden, aber inzwischen genoss er ihn irgendwie.
    »Nur zehn Minuten, ja?«, sagte er. »Willst du ins Wasser gehen?«
    Jaden schüttelte abwesend den Kopf. Er hob einen Kiesel auf, betrachtete ihn eingehend und warf ihn über die Schulter.
    »Können wir Steine hüpfen lassen?«
    Joe lächelte. Er hätte sich denken können, dass Jaden es sich noch einmal anders überlegen würde. Es war drückend heiß, und Joe wäre zu gerne schwimmen gegangen. Aber wenn Jaden nicht ins Wasser ging, konnte er es auch nicht.
    »Okay. Such ein paar flache Kiesel zusammen.«

    Gough hielt den Blick aufs Meer gerichtet, doch seine
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