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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts
Autoren: Tad Williams
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geliehenes Haus
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    (Bild: Netfeed-Marketingchef Salaam Audran)
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    > »Seid ihr soweit?« Catur Ramsey bemühte sich nach Kräften um einen ruhigen Ton. Er hatte ziemliches Magenflattern, und dabei hatte er von allen am wenigsten Grund, nervös zu sein. »Ich denke, es ist Zeit.«
    »Ich weiß nicht.« Vivien Fennis schaute sich in ihrem Wohnzimmer um, als würde sie es vielleicht nie wiedersehen. »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Müssen wir irgendwas sagen?« fragte Conrad Gardiner heiser. Er war eine halbe Stunde lang im Raum hin- und hergegangen, während die anderen beiden sich vergewisserten, daß das Gear für die neue Neurokanüle seiner Frau richtig funktionierte, und jetzt brachte er es kaum fertig, still auf der Couch zu sitzen. »Oder gibt es … einen Knopf, den wir drücken müssen?«
    »Nein.« Ramsey lächelte. »Wenn ihr bereit seid, dann machen ich und Herr Sellars alles weitere.«
    Der Übergang erfolgte im Nu: Eben noch hatten sie in einem schick möblierten Haus auf einem umzäunten kalifornischen Sicherheitsgelände gesessen, jetzt standen sie auf einem Fußweg am Rand eines dunklen, uralt wirkenden Waldes.
    »O Gott«, sagte Vivien. Sie kehrte den Bäumen den Rücken und ließ den Blick über die grünen Hügel schweifen, auf denen die Tautropfen an den Gräsern in der Morgensonne funkelten. »Es … es ist so echt!«
    »Nicht ganz auf dem Standard, den das Netzwerk vorher hatte«, meinte Ramsey. »Aber doch, es ist auch so noch recht eindrucksvoll, nicht wahr? Ich habe mich selbst noch nicht ganz dran gewöhnt.«
    »Wer ist das?« fragte Conrad. »Ist das …?«
    Ramsey warf einen Blick auf die Gestalt, die gerade den kurvenreichen Hügelpfad hinunterkam. »Nein, das ist Sam Fredericks, pünktlich auf die Minute.«
    Sam winkte und ging mit raschen Schritten auf sie zu. Der Anblick ihrer Hose und ihres dunklen Hemdes erinnerte Ramsey peinlich daran, wie sie auf seine dezente Frage reagiert hatte, ob sie sich für so einen besonderen Anlaß nicht doch einmal zu einem Kleid entschließen könne. Dennoch mußte er zugeben, daß sie abgesehen von der Teenager-Alltagskleidung wie ein Mädchen aussah, das in eine solche Märchenszenerie gehörte – strahlende Augen, ein buntes Tuch lose um die ungebärdige braune Lockenpracht geschlungen.
    Schüchtern blieb sie vor ihnen stehen. »Ihr … ihr seid Orlandos Eltern, stimmt’s?«
    »Ja. Ich bin Vivien, und das ist Conrad.« Ramsey mußte die Selbstbeherrschung der Frau bewundern. In den Stunden ungeduldigen Wartens vorher hatte er fast alle Emotionen an ihr gesehen, die sie sich jetzt nicht im geringsten anmerken ließ. »Und du mußt Sam sein. Wir haben deine Eltern kennengelernt.« Sie zögerte, dann schloß sie Sam leicht zitternd in die Arme. Beide hielten sich einen Moment lang, als wüßten sie nicht so recht, was sie tun sollten. »Es … es ist, als würden wir dich auch kennen, Sam«, sagte Vivien und ließ sie los.
    Sam nickte. Auch ihre mühsam gewahrte Fassung drohte zu zerbröseln. »Tja, dann gehen wir vielleicht mal«, sagte sie nach einer Weile. »Er wartet.«
    Während die vier den gewundenen, von Steinen gesäumten Weg hinaufschritten, bemerkte Ramsey, daß Orlandos Eltern sich an den Händen hielten. Sie haben viel Übung mit furchtbaren Situationen, dachte er, zu viel. Aber vielleicht hilft das jetzt.
    Andererseits, wie konnte jemand für so eine Situation gerüstet sein?
    »Wo … wo sind wir hier?« fragte Vivien. Sie waren beinahe oben auf dem Hügel angekommen. Ein Fluß mit schilfbewachsenen Ufern plätscherte munter und mit fast melodischem Klang neben dem Pfad. Hinter ihnen erstreckte sich der Wald wie ein düsteres, erstarrtes Meer. »Eine solche Landschaft habe ich noch nie gesehen.«
    »Sie ist aus Orlandos Lieblingsbuch«,
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