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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray
Autoren: Karyn Monk
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Charlotte mit mitleidiger Stimme. „Er kann kaum noch laufen."
    „Was ist mit ihm los?" erkundigte sich Jamie besorgt.
    „Der Wärter hat ihn zusammengeschlagen, weil er versucht hat, mir zu helfen." Jack warf Genevieve einen herausfordernden Blick zu.
    „Wir müssen ihn aufhalten!" sagte Simon. „Los, kommt!"
    „Wartet!" rief Genevieve, als die Kinder zur Tür rannten.
    Sie blieben zögernd stehen und schauten sie ungeduldig an.

    „Ich bin nicht sicher, ob das ein guter Einfall ist", äußerte sie, um einen Augenblick Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
    „Wir werden ihm doch helfen, nicht wahr?" fragte Charlotte.
    „Natürlich werden wir das", versicherte Jamie. „Genevieve hilft Leuten immer."
    „Und wenn er Jack geholfen hat, dann sollten wir ihm auch helfen", folgerte Grace.
    „Wir müssen ihn aufhalten", erklärte Annabelle und rang theatralisch die Hände,
    „bevor er für immer verschwindet!"
    Genevieve sah hilflos zu Jack hinüber.
    Er betrachtete sie mit kühler Verachtung, als habe er nichts anderes von ihr erwartet, als dass sie zögerte.
    Dann wandte er sich ab und ging auf die Treppe zu.
    Die Kinder benötigten keine weitere Ermutigung. Sie liefen ihm nach und hasteten in ihren flatternden hellen Baumwollnachthemden die Stufen hinab.
    „Bleibt hier!" bellte Oliver, der plötzlich aus der Küche trat und eine Axt in seinen runzligen, zitternden Händen schwang. „Da draußen ist ein widerlicher Schuft, und ich werde ihn in Stücke hacken, damit Eunice falschen Hasen aus ihm machen kann!"
    „Na hör mal, Ollie, fällt dir nichts Besseres ein, als die Kinder mit solchem Gerede zu ängstigen?" schimpfte Doreen, das unscheinbare, faltige Gesicht missmutig verzogen. „Wie soll ich sie dazu bringen, brav ihren Teller leer zu essen, wenn du ihnen ständig solchen Unfug erzählst?"
    „Ich denke nicht daran, irgendeinen halb verhungerten armen Teufel zu falschem Hasen zu verarbeiten", fügte Eunice hinzu und zwängte ihren üppigen Leib in den überfüllten Flur. „Er besteht gewiss nur aus Haut und Knochen."
    „Oh, Oliver, du darfst ihn nicht umbringen", flehte Charlotte. „Er ist verletzt!"
    „Und er ist Jacks Freund", fügte Grace hinzu.
    „Wir werden ihn hereinbitten", erklärte Annabelle.
    „Könnten wir dann einen kleinen Mitternachtsimbiss bekommen?" fragte Simon hoffungsvoll. „Ich sterbe vor Hunger."
    „Um diese Zeit?" Eunice warf Genevieve einen bestürzten Blick zu. „Wir können jetzt doch schlecht Besuch empfangen, Miss Genevieve - wir tragen nur unsere Nachthemden am Körper!"
    „Das wird ihn nicht stören", versicherte Charlotte ihr hastig.
    „Er kommt aus dem Gefängnis!" piepste Jamie, als sei dies eine besondere Auszeichnung.
    Jack riss die Eingangstür auf. Die Kinder stürmten hinaus, stellten jedoch zu ihrer Enttäuschung fest, dass Haydon langsam die Straße hinabging.
    „Hallo, Sie da!" rief Simon.
    „Kommen Sie zurück!" schrie Charlotte.
    „Wir lassen nicht zu, dass Oliver Sie zu Hackfleisch verarbeitet!" versprach Annabelle.
    Jack erkannte, dass Haydon dies vielleicht nicht sonderlich ermutigend finden würde, und lief mit nackten Füßen in die kalte Dunkelheit hinaus. Er erreichte Haydon, noch bevor dieser um eine Häuserecke bog.
    „Es ist alles in Ordnung", sagte Jack. „Sie können hereinkommen."
    Haydon starrte ihn verwirrt an. Sein Blick war vom Fieber getrübt, und jeder Schritt kostete ihn unendliche Anstrengung. Dennoch wollte er weder Miss MacPhail noch die Schar weiß gewandeter Kinder in Gefahr bringen, die von der Türschwelle aus nach ihm riefen. So hatte er es sich nicht vorgestellt.
    „Nein."
    „Sie müssen mitkommen", drängte Jack ungeduldig. „Sie sind zu schwach zum Laufen, und bald wird ganz Inveraray nach Ihnen suchen."
    „Ich wollte nicht, dass sie es weiß." Haydons Zunge klebte am Gaumen, und das Sprechen fiel ihm schwer. „Ich hatte nicht vor, sie da mit hineinzuziehen."
    „Das macht ihr nichts aus", log Jack. Er schlang seinen dünnen Arm um Haydon und bot ihm Halt. „Sie möchte, dass Sie hereinkommen."
    Haydon blickte zu Genevieve hinüber. Sie war nur in ein cremefarbenes Nachtgewand gehüllt, und ihre hoch gewachsene, schlanke Gestalt ragte aus der Schar aufgeregt winkender Kinder hervor, die sich um sie drängten.
    Sein Blick war zu getrübt, um ihren Gesichtsausdruck erkennen zu können.
    In diesem Augenblick erschien sie ihm wahrhaft engelsgleich.
    „Nur für heute Nacht", murmelte er. „Nicht länger."
    Auf Jack
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