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Ordnungszahl 120

Ordnungszahl 120

Titel: Ordnungszahl 120
Autoren: K. H. Scheer
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kann­ten den grau­haa­ri­gen GWA-Be­fehls­ha­ber mit den cha­rak­te­ris­ti­schen Ge­sichts­zü­gen, aber nur sehr we­ni­ge Men­schen wuß­ten, über wel­che Voll­mach­ten er ver­füg­te.
    »Wi­schen Sie die grü­ne Far­be von der Haut«, fuhr er mich är­ger­lich an. »Man sieht trotz Ih­rer Mas­ke, daß Sie den An­blick kaum er­tra­gen kön­nen. Ich ver­lan­ge, Cap­tain, daß Sie Ih­re Ge­füh­le bes­ser be­herr­schen.«
    »Ja­wohl, Sir«, preß­te ich müh­sam her­vor.
    Der Al­te ver­zog ge­ring­schät­zig den lin­ken Mund­win­kel und sah mir starr in die Au­gen.
    »Der Frem­de da …«, er deu­te­te auf den Tisch, »… er­ken­nen Sie ihn?«
    »Zu­viel ver­langt, Sir«, ent­geg­ne­te ich. »Ich se­he nur, daß es sich um einen Chi­ne­sen han­delt. Das ist aber auch al­les. Was ist mit ihm pas­siert?«
    »Er war Be­sat­zungs­mit­glied ei­ner asia­ti­schen Mondra­ke­te. Es war ein klei­nes Schiff mit ver­al­te­ten Flüs­sig­keit­strieb­wer­ken. Der Typ ist uns ge­nau be­kannt. Das Schiff führ­te kei­ne Na­tio­na­li­täts­kenn­zei­chen, so daß es von ei­ner un­se­rer Raum­über­wa­chungs­ra­ke­ten an­ge­grif­fen wur­de, als es die Kreis­bahn von Raum­sta­ti­on II kreuz­te. Die Mondra­ke­te wur­de schwer ge­trof­fen. Un­se­re Leu­te gin­gen in Raum­an­zü­gen hin­über. Drei Mit­glie­der der Be­sat­zung wa­ren tot; nur die­ser Mann leb­te noch, weil er einen Raum­an­zug ge­tra­gen hat­te.«
    Ei­ni­ger­ma­ßen ver­blüfft sah ich den Al­ten an.
    »Hat er das? Wie­so dann die schwe­ren Ver­let­zun­gen?«
    »Er wur­de auf un­ser Über­wa­chungs­schiff ge­bracht und an­schlie­ßend zur Raum­sta­ti­on II ge­flo­gen. Die Leu­te des Raum­über­wa­chungs­diens­tes hat­ten in dem Fahr­zeug asia­ti­scher Her­kunft einen Blei­be­häl­ter ge­fun­den, an­ge­füllt mit ei­nem Ele­ment, das in un­se­ren kern­phy­si­ka­li­schen La­bors auf der Rück­sei­te des Mon­des her­ge­stellt wird. Die Ent­de­ckung führ­te zu ei­ner Mel­dung an das Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um, die mir so­fort über­mit­telt wur­de. Ich gab Be­fehl, den Ge­fan­ge­nen un­ver­züg­lich her­zu­brin­gen.«
    Ich preß­te die Lip­pen zu­sam­men und wapp­ne­te mich mit Ge­duld. Aus Er­fah­rung wuß­te ich, daß der Al­te in sei­nen Er­klä­run­gen sehr gründ­lich war.
    »Er war der ein­zi­ge Über­le­ben­de der zer­stör­ten Ra­ke­te. Ich woll­te ihn ver­hö­ren. Die Män­ner auf der Raum­sta­ti­on II zo­gen ihm so­fort wie­der einen Raum­an­zug an, um ihn zu dem fahr­plan­mä­ßi­gen Ver­sor­gungs­schiff zu brin­gen. Er soll­te zum Raum­ha­fen der Ne­va­da-Fields ge­flo­gen wer­den. Die Sa­che miß­lang je­doch. Auf Sta­ti­on II muß es je­mand ge­ben, der un­be­dingt den Trans­port ver­hin­dern woll­te. Als der Häft­ling, mit sei­nem Raum­an­zug be­klei­det, in der be­reits luft­lee­ren Schleu­se der Sta­ti­on stand, wur­de ihm plötz­lich der Helm zer­schos­sen. Es er­folg­te ein ex­plo­si­ver Druck­ver­lust. Die Fol­gen der Blut­ex­plo­si­on se­hen Sie.«
    Ich nick­te, oh­ne den Ver­letz­ten an­zu­se­hen. Nach ei­ner kur­z­en Pau­se fuhr Re­ling fort:
    »Auf der Sta­ti­on ist man auf sol­che Vor­fäl­le vor­be­rei­tet. Es dau­er­te nur reich­lich lan­ge, bis man den Un­be­kann­ten in der Sta­ti­ons­kli­nik hat­te, wo die Ge­rä­te an­ge­schlos­sen wur­den. Mit den le­bens­er­hal­ten­den Ap­pa­ra­tu­ren traf er auf den Ne­va­da-Fields ein, wo ich ihn durch einen schnel­len Bom­ber ab­ho­len ließ. Es ist ein Wun­der, daß er über­haupt noch lebt. Lun­ge und Herz sind lahm­ge­legt. Es be­steht aber Hoff­nung, daß wir ihn noch­mals ins Be­wußt­sein zu­rück­ru­fen kön­nen. Un­se­re Chir­ur­gen tun das Men­schen­mög­li­che. Er­ken­nen Sie den Mann wirk­lich nicht?«
    Stumm schüt­tel­te ich den Kopf und be­ob­ach­te­te die Ärz­te, die den Chi­ne­sen un­un­ter­bro­chen be­han­del­ten und sei­ne Kör­per­funk­tio­nen kon­trol­lier­ten. Dem Blutstrom wur­den in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den Flüs­sig­kei­ten zu­ge­führt, de­ren Zu­sam­men­set­zung mir un­be­kannt war. Wahr­schein­lich han­del­te es sich um
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