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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren
Autoren: Veronika Bicker
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nicht gewachsen sein. Es gibt da Dinge, die wir beim letzten Mal nicht besprochen haben.«
    Beim letzten Mal. Jetzt erinnerte sich Rica wieder daran, wann sie ihren Vater schon mal gesehen hatte. Vor ein paar Monaten, als er mit einigen anderen Leuten Torben von der Schule fortgebracht hatte. Torben war zwar später wieder aufgetaucht, aber er hatte nie darüber gesprochen, wo er gewesen war und was man mit ihm gemacht hatte. Wieder blickte sie von ihm zu ihrem Vater und zurück. Sie verspürte einen leichten Stich der Eifersucht, und irgendwie fühlte sie sich ausgeschlossen.
    Als wäre Torben sein Kind und nicht ich, dachte sie. Er weiß mehr als ich. Das ist nicht fair.
    Sie versuchte, diese kindische Eifersucht abzuschütteln und über das aktuelle Problem nachzudenken, doch irgendwie gelang ihr das nicht so recht. Sie hatte das Gefühl, ihren Vater erst wiederbekommen zu haben, um ihn dann gleich darauf wieder an jemand anderen zu verlieren.
    Komm schon, das hat dir doch früher nie was ausgemacht.
    »Kann sich vielleicht mal jemand um den Kerl hier kümmern?«, fiel Eliza in die Diskussion ein. »Mein Arm wird lahm, wenn ich ihn noch länger in Schach halten soll.«
    »Oh«, meinte Ricas Vater nur und wandte sich von Torben ab. Hastig suchte er ein paar Gurte aus einem Rucksack bei der Tür und fesselte Patrick damit die Hände und Füße. Rica fühlte sich einen Moment lang unangenehm an den Tag vor ein paar Monaten erinnert, an dem sie selbst so gefesselt aufgewacht war. Patrick schien sich allerdings in sein Schicksal gefügt zu haben und beobachtete ihren Vater nur genau bei jedem Handgriff.
    »Ich werde dem Institut davon erzählen«, sagte er schließlich leise, als ihr Vater die Gurte stramm zog. »Das weißt du, oder?«
    »Mit dem Institut wird es schneller zu Ende gehen, als du denkst«, erwiderte Ricas Vater ruhig. »Es wäre besser für dich, wenn du dich von ihnen lossagst.«
    Patrick wandte nur seinen Kopf zur Seite und sagte nichts mehr.
    Mit einem Aufseufzen ließ Eliza die Pistole sinken und legte einen kleinen Schalter am Griff um. Es sah dermaßen professionell aus, dass Rica sich fragte, wo sie das wohl gelernt haben mochte. Doch im nächsten Moment fiel Eliza ihr um den Hals und presste ihr Gesicht an Ricas Schulter. »Wie gut, dass du okay bist«, murmelte sie. »Ich hab mir schreckliche Sorgen gemacht.«
    Etwas peinlich berührt befreite sich Rica aus der Umarmung. Sie konnte spüren, dass Elizas Gesicht immer noch heiß war, und ihre Augen glänzten. Das Fieber war ganz sicher noch nicht vollständig zurückgegangen.
    »Was machen wir jetzt?«, wollte sie halb von ihrem Vater und halb von Eliza wissen. Das Hämmern an der Tür hatte aufgehört, aber ein Blick auf die Bildschirme der Außenkamera sagte Rica, dass immer noch eine Menge Schüler vor der Tür standen.
    Ihr Vater warf ebenfalls einen Blick auf den Monitor, dann sah er wieder zu Torben. »Wir müssen sie irgendwie beruhigen«, sagte er. »Kannst du …«
    Doch Torben schüttelte nur den Kopf. »Da ist mehr, dagegen komme ich nicht an.«
    Rica warf ihm einen verwunderten Blick zu. Sie verstand nicht ganz, wovon er eigentlich sprach. Eliza dagegen schien umso besser zu verstehen.
    »Es ist Simon«, sagte sie. »Simon hat alle vollkommen unter seiner Kontrolle.«
    »Wie kann er …« , begann Rica, doch niemand schien ihr so recht zuzuhören. Torben starrte Eliza mit einer Mischung aus Unglauben und Überraschung an, und ihr Vater schien zu überlegen, von wem sie gerade sprachen.
    »Können wir diesen Simon irgendwie ausschalten?«, wollte er wissen.
    Eliza zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht mal, wie das Ganze funktioniert. Ich meine, ich weiß, dass ich Leute irgendwie beeinflussen kann, aber nicht, warum und wie das überhaupt geht.« Sie wurde rot. »Ich habe nicht mal besonders viel Übung darin.« Mit hoffnungsvollem Blick sah sie zu Ricas Vater auf, als habe der eine Lösung für sie parat. Rica traute ihren Ohren kaum. Eliza hatte sich nie zuvor so frei über ihre Fähigkeit geäußert. Es war immer eine Art Geheimnis gewesen, das sie beide sorgfältig umgingen. Und jetzt vertraute sie es einfach Ricas Vater an? Was war hier los?
    Rica räusperte sich, doch immer noch schien niemand auf sie zu achten.
    »Es sind Pheromone«, sagte ihr Vater gerade. »Sie ermöglichen euch, eure Stimmung auf andere zu übertragen. Sozusagen. Es ist ein bisschen komplizierter, aber
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