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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara
Autoren: Clive Cussler
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›Passagier‹ in meine Kabine und lassen Sie Chefingenieur O’Hare einen seiner Mechaniker schicken, der diese Fesseln abnehmen soll. Ich will nicht als Kommandant eines Sklavenschiffes sterben.«
    Der Bärtige lächelte Tombs zu. »Vielen Dank, Commander.
    Ich weiß Ihre Freundlichkeit zu schätzen.«
    »Sparen Sie sich Ihren Dank«, erwiderte Tombs grimmig.
    »Der Teufel wartet bei Sonnenaufgang auf uns.«
    Zunächst kaum wahrnehmbar, dann immer schneller, nahm die
Texas
flußabwärts Fahrt auf, wobei ihr die Strömung von zwei Knoten half. Kein Lüftchen regte sich, und abgesehen vom Stampfen der Maschinen, war es auf dem Fluß totenstill. Im fahlen Licht der Mondsichel glitt sie wie ein Geist über das Wasser – wie ein Wesen, das man eher spürte als sah, fast eine Illusion.
    Nur die Bewegung verriet sie, sorgte für eine glitzernd e Bugwelle, die sich am Ufer brach. Die
Texas
war ausschließlich für diesen einen Einsatz, ihre einzige Fahrt, auf Kiel gelegt worden. Die Schiffsingenieure hatten fantastische Arbeit geleistet: sie war das leistungsfähigste Kriegsschiff, das die Konföderierten in den vier Kriegsjahren vom Stapel gelassen hatten. Es war mit Doppelschrauben und einem Zwillingskessel ausgerüstet. Seine Länge betrug 60 Meter, seine Breite etwas mehr als 12 Meter. Die
Texas
hatte einen Tiefgang von nur zweieinhalb Metern. Die nach innen gewölbten knapp drei Meter hohen Seiten des Rumpfes waren mit 15 Zentimeter dicken Eisenplatten verkleidet, dann folgte eine 30 Zentimeter dicke Schicht aus Preßbaumwolle, dann nochmals eine 50 Zentimeter dicke Panzerschicht aus Eiche und Pinienholz. Die Panzerung setzte sich unter der Wasserlinie fort und endete schließlich am Bug in einem dicken Rammsporn.
    Die
Texas
war mit nur vier Kanonen bestückt, aber die hatten es in sich. Zwei Blakely Hundertpfünder mit gezogenen Läufen waren auf dem Vorder- und Hinterdeck auf Drehkränzen montiert, so daß mit ihnen auch Breitseiten geschossen werden konnten, und zwei weitere 23-Zentimeter-Geschütze, 64-Pfünder, deckten Back- und Steuerbord.
    Die Maschinen waren nicht, wie das oft bei anderen Kanonenbooten der Fall war, aus Frachtdampfer ausgebaut worden, sondern fabrikneu und extrem leistungsfähig. Die schweren Kessel lagen unter der Wasserlinie, und ihre Schrauben mit einem Durchmesser von einem Meter konnten den Rumpf mit 14 Knoten oder fast 25 Stundenkilometern durch ruhiges Wasser vorantreiben – eine Geschwindigkeit, die von keinem Panzerschiff in beiden Flotten erreicht wurde.
    Tombs war einerseits stolz auf sein Schiff, andererseits aber auch traurig, weil ihm bewußt war, daß der
Texas
möglicherweise nur ein kurzes Leben beschieden sein mochte.
    Doch er hatte sich fest entschlossen, daß sein Schiff und er den passenden Nachruf auf den schwindenden Ruhm der konföderierten Staaten schreiben würden.
    Über eine Leiter stieg er vom Kanonendeck nach oben und betrat die Lotsenbrücke, eine kleine Konstruktion, die aussah wie eine Pyramide, deren Spitze man abgesägt hatte, und die sich auf dem Vorderteil des Panzerdecks befand. Er warf einen Blick durch die Sehschlitze in die Dunkelheit und nickte dann Leigh Hunt, dem schweigsamen Cheflotsen, zu.
    »Wir werden bis zum offenen Meer Volldampf voraus laufen, Mr. Hunt. Sie sollten scharf Ausschau nach Sandbänken halten.«
    Hunt, der als Lotse des James River den Fluß wie seine Westentasche kannte, hielt die Augen nach vorn gerichtet und machte eine Kopfbewegung gen Himmel. »Das bißchen Mondlicht genügt mir, um mich auf dem Fluß zurechtzufinden.«
    »Die Kanoniere der Nordstaaten werden es ebenfalls nutzen.«
    »Kann schon sein, doch unser grauer Seitenanstrich wird vor den Schatten des Ufers kaum auszumachen sein. Wir geben kein leichtes Ziel ab.«
    »Das wollen wir hoffen«, seufzte Tombs.
    Er kletterte durch die hintere Luke und stand auf dem Dach des Panzerdecks, als die
Texas
Drewry’s Bluff erreichte und sich ihren Weg durch die vertäuten Kanonenboote von Admiral Semmes’ Flußflottille bahnte. Die Mannschaften der Schwesterschiffe,
Virginia II, Fredericksburg
und
Richmond,
die gerade schweren Herzens dabei waren, die Sprengung ihrer Schiffe vorzubereiten, brachen plötzlich in wildes Hur ra aus, als die
Texas
vorbeischoß. Die Kriegsflagge der Konföderierten am vorderen Mast flatterte in der steifen Brise. Die
Texas
bot ein erhebendes Bild.
    Tombs zog seinen Hut und grüßte mit ausgestrecktem Arm.
    Ebenso plötzlich, wie das Schiff
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