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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas
Autoren: James Rollins
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Militär.
Manny verrenkte sich den Hals und beobachtete den Vorbeiflug eines vierten Hubschraubers. Im Unterschied zu den anderen Maschinen war er jedoch schwarz lackiert. Er schwirrte über den Dschungel hinweg. Aufgrund seines kurzen Militärdienstes kannte Manny dessen charakteristische Form mit dem verkleideten Heckrotor. Es war ein RAH-66 Comanche, ein Aufklärungs- und Kampfhelikopter.
Die schlanke Maschine flog so dicht über Manny hinweg, dass er die amerikanische Flagge an der Seite erkennen konnte. Das Laubwerk erbebte vom Windschwall. Affen flüchteten laut kreischend, und ein Schwarm scharlachroter Keilschwanzsittiche schoss wie ein Feuerstrahl über den blauen Himmel.
Dann war auch dieser Helikopter vorbei. Er schloss sich den anderen drei Hubschraubern an und senkte sich auf das Fußballfeld des brasilianischen Armeestützpunkts hinab.
Nachdenklich pfiff Manny nach Tor-tor. Die große Raubkatze kam aus ihrem Versteck hervor und blickte sich suchend um.
»Alles in Ordnung«, versicherte er dem Jaguar.
Das Knattern verstummte, als die Helikopter landeten.
Er legte Tor-tor die Hand auf die bebende Schulter. Die Unruhe des Jaguars griff auf ihn über.
Manny setzte den Abstieg fort, die Hand auf dem knaufartigen Griff des Ochsenziemers, der an seinem Gürtel hing. »Was zum Teufel hat das amerikanische Militär hier in São Gabriel zu suchen?«
    Nackt bis auf die Boxershorts stand Nathan mitten auf dem Dorfplatz. Um ihn herum erstreckte sich das Shabano , ein Rundhaus von der Breite eines halben Fußballplatzes, das in der Mitte nach oben hin offen war. Die Frauen und älteren Männer lagen in Hängematten unter dem Dach aus Bananenblättern, während die jüngeren Männer, die Huyas , mit Speeren und Bogen dafür sorgten, dass Nathan nicht floh.
    Als man ihn mit vorgehaltenem Speer ins Dorf geleitete, hatte er versucht, den Vorfall zu erklären, und zum Beweis die Bisswunde an seinem Handgelenk vorgezeigt. Doch es wollte niemand auf ihn hören. Sogar der Häuptling, der ihm das Kind abnahm, hatte bloß abgewinkt, als wollte er ihn beleidigen.
    Nathan wusste, dass er sich erst dann Gehör würde verschaffen können, wenn der Zweikampf vorüber war. So hielten es die Yanomami. Nur der, dem die Götter zum Sieg verhalfen, fand Gehör.
    Nathan stand barfuß da. Ein Stück weiter debattierte eine Gruppe Huyas darüber, wer seine Herausforderung annehmen und welche Waffen er auswählen sollte. Üblicherweise wurden bei den Zweikämpfen Nabrush verwendet, schlanke, fast zweieinhalb Meter lange Holzknüppel, mit denen die Gegner aufeinander eindroschen. Bei ernsthafteren Auseinandersetzungen kamen Macheten oder Speere zum Einsatz.
    Auf der anderen Seite des Platzes teilte sich die Menge. Ein Indianer trat vor. Er war fast so groß wie Nathan und hatte eine drahtige, muskulöse Figur. Dies war Takaho, Tamas Vater und der Bruder des Häuptlings. Bekleidet war er lediglich mit einer Perlenschnur um die Hüfte, unter der die Penisvorhaut festgeklemmt war. Die Brust war mit Aschestrichen bemalt, das Gesicht unter dem Affenschwanz-Stirnband war leuchtend rot. Die Unterlippe war vorgewölbt, da er sich einen großen Tabakklumpen dahinter geklemmt hatte, was ihm ein ausgesprochen kriegerisches Aussehen verlieh.
    Er streckte die Hand aus, worauf einer der Huyas herbeigeeilt kam und ihm eine lange Axt reichte. Der Schaft bestand aus mit Schnitzereien verziertem, purpurfarbenem Schlangenholz und lief in einen pfeifenförrnigen stähleren Kopf aus. Das Gerät sah Furcht einflößend aus und war im Zweikampf eine der gefährlichsten Waffen.
    Nate bekam eine ähnliche Axt in die Hand gedrückt. Er beobachtete, wie ein anderer Huya seinem Gegner einen Tontopf mit einer öligen Flüssigkeit reichte. Takaho tauchte den Axtkopf hinein.
Nate wusste, worum es sich handelte. Er hatte dem Schamanen bei der Zubereitung der Woorari -Mixtur geholfen. Dies war Kurare, ein tödliches Nervengift, das aus einer Liane aus der Familie der Mondsamengewächse gewonnen wurde. Die Droge wurde zur Affenjagd verwendet, diente heute aber einem finstereren Zweck.
Nathan blickte sich um. Ihm bot man keinen Tontopf an. Offenbar war der Kampf nicht ganz ausgeglichen.
Der Häuptling reckte den Bogen über den Kopf und erklärte den Zweikampf für eröffnet.
Takaho näherte sich über den Platz und schwenkte mit geübter Hand die Axt.
Nathan hob seinerseits die Axt. Wie sollte er den Kampf gewinnen? Schon ein kleiner Kratzer bedeutete den Tod. Und falls er
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